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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855.

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Lampen und Candelaber.
Anschwellen und Abnehmen folgt und sie verdeutlichen hilft 1). Nament-
lich beachte man den umgeschlagenen Rand mit der einfach schönen
Reihe von Perlen oder kleinen Blättern; er ist gleichsam eine letzte
Blüthe des Ganzen.

Sehr zahlreich sind, zumal im zweiten und sechsten Zimmer, diea
Lampen, welche sowohl in der Hand getragen als auf besondere Stän-
der gestellt oder an Kettchen aufgehängt werden konnten. Schon die
ganz einfachen unverzierten haben die denkbar schönste Form für
ihren Zweck: einen Behälter für das Oel und eine Öffnung für den
Docht nebst einer Handhabe darzubieten. (Wer sich hievon überzeu-
gen will, mache einmal selbst den Versuch, ein Geräth, welches diese
drei Dinge vereinigt, aus eigener Erfindung zu componiren.) Am häu-
figsten wurde wenigstens der Griff verziert, als Schlange, Thierkopf,
geflügelte Palmette u. s. w. Dann folgten Zierrathen, Reliefs und
ganze freistehende Figürchen auf dem Deckel des Oelbehälters. Bis-
weilen sind mehrere Lampen an den Zweigen einer Pflanze, eines
Baumes, auch wohl an reichen, von einem kleinen Pfeiler ausgehen-
den Zierrathen aufgehängt, wozu eine schön architektonisch gebildete
Basis gehört. (Eine grosse bronzene Lampe christlicher, doch nochb
römischer Zeit in den Uffizien, 14. Schrank, zeigt die spätere Erstar-
rung dieser Form; sie ist als Schiff gestaltet.)

Von den Lampenständern wird man die kleinern als artige kleine
Dreifüsse, als Bäumchen, als elastische Doppelkelche (aufwärts und
abwärts schauend) gebildet finden. Der höhere Lampenträger dagegen
ist der bronzene Candelaber, der hier in einer grossen Menge von
Exemplaren, vom Einfachsten bis zum Reichsten, repräsentirt ist. Der
Stab desselben, fast immer auf drei Thierfüssen mit Pflanzenzierrathen
stehend, ist bald mehr architektonisch als schlanke cannelirte Säule,
bald mehr vegetabilisch als Schilfrohr gebildet. Oben geht er entwe-
der in drei Zweige oder in einen mehr oder weniger reichen Kelch
über, dessen breite obere Platte die Lampe trug. Im Ganzen wird
man kaum ein einfach anmuthigeres Hausgeräth erdenken können.
Auch Figuren als Lampenträger fehlen nicht, z. B. ein Harpocrates,
der in der Rechten einen Lotos mit der Lampe hielt; ein köstlicher

1) Vgl. unten den Abschnitt über die gemalten Vasen.

Lampen und Candelaber.
Anschwellen und Abnehmen folgt und sie verdeutlichen hilft 1). Nament-
lich beachte man den umgeschlagenen Rand mit der einfach schönen
Reihe von Perlen oder kleinen Blättern; er ist gleichsam eine letzte
Blüthe des Ganzen.

Sehr zahlreich sind, zumal im zweiten und sechsten Zimmer, diea
Lampen, welche sowohl in der Hand getragen als auf besondere Stän-
der gestellt oder an Kettchen aufgehängt werden konnten. Schon die
ganz einfachen unverzierten haben die denkbar schönste Form für
ihren Zweck: einen Behälter für das Oel und eine Öffnung für den
Docht nebst einer Handhabe darzubieten. (Wer sich hievon überzeu-
gen will, mache einmal selbst den Versuch, ein Geräth, welches diese
drei Dinge vereinigt, aus eigener Erfindung zu componiren.) Am häu-
figsten wurde wenigstens der Griff verziert, als Schlange, Thierkopf,
geflügelte Palmette u. s. w. Dann folgten Zierrathen, Reliefs und
ganze freistehende Figürchen auf dem Deckel des Oelbehälters. Bis-
weilen sind mehrere Lampen an den Zweigen einer Pflanze, eines
Baumes, auch wohl an reichen, von einem kleinen Pfeiler ausgehen-
den Zierrathen aufgehängt, wozu eine schön architektonisch gebildete
Basis gehört. (Eine grosse bronzene Lampe christlicher, doch nochb
römischer Zeit in den Uffizien, 14. Schrank, zeigt die spätere Erstar-
rung dieser Form; sie ist als Schiff gestaltet.)

Von den Lampenständern wird man die kleinern als artige kleine
Dreifüsse, als Bäumchen, als elastische Doppelkelche (aufwärts und
abwärts schauend) gebildet finden. Der höhere Lampenträger dagegen
ist der bronzene Candelaber, der hier in einer grossen Menge von
Exemplaren, vom Einfachsten bis zum Reichsten, repräsentirt ist. Der
Stab desselben, fast immer auf drei Thierfüssen mit Pflanzenzierrathen
stehend, ist bald mehr architektonisch als schlanke cannelirte Säule,
bald mehr vegetabilisch als Schilfrohr gebildet. Oben geht er entwe-
der in drei Zweige oder in einen mehr oder weniger reichen Kelch
über, dessen breite obere Platte die Lampe trug. Im Ganzen wird
man kaum ein einfach anmuthigeres Hausgeräth erdenken können.
Auch Figuren als Lampenträger fehlen nicht, z. B. ein Harpocrates,
der in der Rechten einen Lotos mit der Lampe hielt; ein köstlicher

1) Vgl. unten den Abschnitt über die gemalten Vasen.
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[71/0093] Lampen und Candelaber. Anschwellen und Abnehmen folgt und sie verdeutlichen hilft 1). Nament- lich beachte man den umgeschlagenen Rand mit der einfach schönen Reihe von Perlen oder kleinen Blättern; er ist gleichsam eine letzte Blüthe des Ganzen. Sehr zahlreich sind, zumal im zweiten und sechsten Zimmer, die Lampen, welche sowohl in der Hand getragen als auf besondere Stän- der gestellt oder an Kettchen aufgehängt werden konnten. Schon die ganz einfachen unverzierten haben die denkbar schönste Form für ihren Zweck: einen Behälter für das Oel und eine Öffnung für den Docht nebst einer Handhabe darzubieten. (Wer sich hievon überzeu- gen will, mache einmal selbst den Versuch, ein Geräth, welches diese drei Dinge vereinigt, aus eigener Erfindung zu componiren.) Am häu- figsten wurde wenigstens der Griff verziert, als Schlange, Thierkopf, geflügelte Palmette u. s. w. Dann folgten Zierrathen, Reliefs und ganze freistehende Figürchen auf dem Deckel des Oelbehälters. Bis- weilen sind mehrere Lampen an den Zweigen einer Pflanze, eines Baumes, auch wohl an reichen, von einem kleinen Pfeiler ausgehen- den Zierrathen aufgehängt, wozu eine schön architektonisch gebildete Basis gehört. (Eine grosse bronzene Lampe christlicher, doch noch römischer Zeit in den Uffizien, 14. Schrank, zeigt die spätere Erstar- rung dieser Form; sie ist als Schiff gestaltet.) a b Von den Lampenständern wird man die kleinern als artige kleine Dreifüsse, als Bäumchen, als elastische Doppelkelche (aufwärts und abwärts schauend) gebildet finden. Der höhere Lampenträger dagegen ist der bronzene Candelaber, der hier in einer grossen Menge von Exemplaren, vom Einfachsten bis zum Reichsten, repräsentirt ist. Der Stab desselben, fast immer auf drei Thierfüssen mit Pflanzenzierrathen stehend, ist bald mehr architektonisch als schlanke cannelirte Säule, bald mehr vegetabilisch als Schilfrohr gebildet. Oben geht er entwe- der in drei Zweige oder in einen mehr oder weniger reichen Kelch über, dessen breite obere Platte die Lampe trug. Im Ganzen wird man kaum ein einfach anmuthigeres Hausgeräth erdenken können. Auch Figuren als Lampenträger fehlen nicht, z. B. ein Harpocrates, der in der Rechten einen Lotos mit der Lampe hielt; ein köstlicher 1) Vgl. unten den Abschnitt über die gemalten Vasen.

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Zitationshilfe: Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/93>, abgerufen am 04.12.2024.