gottes Hermes bildeten. Es kommen noch andere einzelne Spielereien vor, aber sie machen keinen weitern Anspruch und verdunkeln nicht das Wesentliche.
Einen interessanten Contrast mit den ehernen Gefässen bieten die gläsernen dar, deren im dritten Zimmer der "Abtheilung der Ter-a racotten" desselben Museums von Neapel eine grosse Sammlung vor- handen ist. (Meist aus Pompeji.) Diese Gläser sind nicht besser ge- formt als unsere gemeinen Glaswaaren, weil sie geblasen wurden, wobei in der Regel nur unbedeutende und leblose Profile zum Vor- schein kommen können. Das Auge mag sich indess schadlos halten an einigen Schälchen u. s. w. von schöner lasurblauer Farbe und an einigen Überresten bunter Millefiori, wenn auch letztere nicht mit den jetzigen venezianischen Prachtarbeiten wetteifern dürfen.
Von den pompejanischen Gefässen aus gebrannter Erde (im vierten und fünften Zimmer derselben Sammlung) weisen dagegenb schon die allergemeinsten eine bessere und edlere Form auf; nur darf man sie nicht mit den griechischen Vasen vergleichen, von welchen bei Anlass der Malerei die Rede sein wird. Die vielen Hunderte von gewöhnlichen Thonlampen haben in ihrem befangenen Stoff noch im- mer jene schöne Grundform mit den ehernen gemein. Einzelne Stirn- ziegel in Palmettenform zeigen, wie zierlich selbst an geringen Ge- bäuden das untere Ende jeder Ziegelreihe des Daches auslief. (Auch ein Giessmodel für dergleichen ist hier aufgestellt.) -- Von thönernen figurirten Friesstücken findet sich wenigstens eine kleine Auswahl 1).
Einen eigenen klassischen Werth hat sodann die florentinische Sammlung schwarzer figurenloser Thongefässe (bei den gemal-c ten Vasen in dem verschlossnen Gang, der von den Uffizien nach Ponte vecchio führt). Neben mehr willkürlichen etruskischen Formen finden sich hier die schönsten griechischen Profilirungen, den edelsten Vasen von Bronze und Marmor im Kleinen und in einem andern Stoffe nach- geahmt. (Besonders eine Urna unvergleichlich). Sie dienten nicht zum täglichen Gebrauch, sondern standen wohl in Tempeln und Gräbern.
1) Eine der bedeutendsten Terracotta-Sammlungen, die des Cavaliere Campana* in Rom, ist nur schwer zugänglich.
Gläserne und irdene Gefässe.
gottes Hermes bildeten. Es kommen noch andere einzelne Spielereien vor, aber sie machen keinen weitern Anspruch und verdunkeln nicht das Wesentliche.
Einen interessanten Contrast mit den ehernen Gefässen bieten die gläsernen dar, deren im dritten Zimmer der „Abtheilung der Ter-a racotten“ desselben Museums von Neapel eine grosse Sammlung vor- handen ist. (Meist aus Pompeji.) Diese Gläser sind nicht besser ge- formt als unsere gemeinen Glaswaaren, weil sie geblasen wurden, wobei in der Regel nur unbedeutende und leblose Profile zum Vor- schein kommen können. Das Auge mag sich indess schadlos halten an einigen Schälchen u. s. w. von schöner lasurblauer Farbe und an einigen Überresten bunter Millefiori, wenn auch letztere nicht mit den jetzigen venezianischen Prachtarbeiten wetteifern dürfen.
Von den pompejanischen Gefässen aus gebrannter Erde (im vierten und fünften Zimmer derselben Sammlung) weisen dagegenb schon die allergemeinsten eine bessere und edlere Form auf; nur darf man sie nicht mit den griechischen Vasen vergleichen, von welchen bei Anlass der Malerei die Rede sein wird. Die vielen Hunderte von gewöhnlichen Thonlampen haben in ihrem befangenen Stoff noch im- mer jene schöne Grundform mit den ehernen gemein. Einzelne Stirn- ziegel in Palmettenform zeigen, wie zierlich selbst an geringen Ge- bäuden das untere Ende jeder Ziegelreihe des Daches auslief. (Auch ein Giessmodel für dergleichen ist hier aufgestellt.) — Von thönernen figurirten Friesstücken findet sich wenigstens eine kleine Auswahl 1).
Einen eigenen klassischen Werth hat sodann die florentinische Sammlung schwarzer figurenloser Thongefässe (bei den gemal-c ten Vasen in dem verschlossnen Gang, der von den Uffizien nach Ponte vecchio führt). Neben mehr willkürlichen etruskischen Formen finden sich hier die schönsten griechischen Profilirungen, den edelsten Vasen von Bronze und Marmor im Kleinen und in einem andern Stoffe nach- geahmt. (Besonders eine Urna unvergleichlich). Sie dienten nicht zum täglichen Gebrauch, sondern standen wohl in Tempeln und Gräbern.
1) Eine der bedeutendsten Terracotta-Sammlungen, die des Cavaliere Campana* in Rom, ist nur schwer zugänglich.
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Gläserne und irdene Gefässe.
gottes Hermes bildeten. Es kommen noch andere einzelne Spielereien
vor, aber sie machen keinen weitern Anspruch und verdunkeln nicht
das Wesentliche.
Einen interessanten Contrast mit den ehernen Gefässen bieten die
gläsernen dar, deren im dritten Zimmer der „Abtheilung der Ter-
racotten“ desselben Museums von Neapel eine grosse Sammlung vor-
handen ist. (Meist aus Pompeji.) Diese Gläser sind nicht besser ge-
formt als unsere gemeinen Glaswaaren, weil sie geblasen wurden,
wobei in der Regel nur unbedeutende und leblose Profile zum Vor-
schein kommen können. Das Auge mag sich indess schadlos halten
an einigen Schälchen u. s. w. von schöner lasurblauer Farbe und an
einigen Überresten bunter Millefiori, wenn auch letztere nicht mit den
jetzigen venezianischen Prachtarbeiten wetteifern dürfen.
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Von den pompejanischen Gefässen aus gebrannter Erde (im
vierten und fünften Zimmer derselben Sammlung) weisen dagegen
schon die allergemeinsten eine bessere und edlere Form auf; nur darf
man sie nicht mit den griechischen Vasen vergleichen, von welchen
bei Anlass der Malerei die Rede sein wird. Die vielen Hunderte von
gewöhnlichen Thonlampen haben in ihrem befangenen Stoff noch im-
mer jene schöne Grundform mit den ehernen gemein. Einzelne Stirn-
ziegel in Palmettenform zeigen, wie zierlich selbst an geringen Ge-
bäuden das untere Ende jeder Ziegelreihe des Daches auslief. (Auch
ein Giessmodel für dergleichen ist hier aufgestellt.) — Von thönernen
figurirten Friesstücken findet sich wenigstens eine kleine Auswahl 1).
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Einen eigenen klassischen Werth hat sodann die florentinische
Sammlung schwarzer figurenloser Thongefässe (bei den gemal-
ten Vasen in dem verschlossnen Gang, der von den Uffizien nach Ponte
vecchio führt). Neben mehr willkürlichen etruskischen Formen finden
sich hier die schönsten griechischen Profilirungen, den edelsten Vasen
von Bronze und Marmor im Kleinen und in einem andern Stoffe nach-
geahmt. (Besonders eine Urna unvergleichlich). Sie dienten nicht zum
täglichen Gebrauch, sondern standen wohl in Tempeln und Gräbern.
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1) Eine der bedeutendsten Terracotta-Sammlungen, die des Cavaliere Campana
in Rom, ist nur schwer zugänglich.
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/95>, abgerufen am 04.12.2024.
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