Girolamo da Treviso, venezianisch gebildet, dann in Bo- logna thätig, verräth in den einfarbigen Legendenscenen der 9. Cap.a rechts in S. Petronio ebenfalls Studien nach Rafael.
Von Girolamo Marchesi da Cotignola, einst Francia's Schü- ler, sieht man in diesen Gegenden nur spätere Bilder des freiern und schon manierirten Styles. (Mehreres in der Brera zu Mailand; eineb grosse überfüllte Vermählung Mariä in der Pinac. zu Bologna; Justitiac und Fortitudo, in S. M. in Vado zu Ferrara, hinterste Cap. d. r.d Querschiffes; diese von schönem venezianischem Naturalismus.)
Auch die Ferraresen geriethen unter den Einfluss Rafaels, aber die Eigenthümlichkeit ihrer Schule war stark genug, um ein Gegengewicht in die Wagschale zu legen.
Einer von ihnen, Lodovico Mazzolino (1481--1530), erwehrte sich dieses Einflusses vollständig. Er behält seinen altoberitalischen Realismus bei, und zwar in Verbindung mit einem venezianisch glü- henden Colorit. Seine meist kleinen Cabinetbilder (je kleiner desto werthvoller) kommen in Ferrara selten, in Italien hie und da (Pal. Borghese und Doria in Rom; Uffizien), im Ausland häufiger vor.e Überladen, auch gedankenlos, in der Zeichnung ohne rechte Grund- lage, im Anbringen von Hallen mit Goldreliefs einer der masslosesten, imponirt M. durch die tiefe saftige Frische der Farben, die mit all ihrer Buntheit eine Art von Harmonie bilden. Von Weitem leuchten sie durch die Galerien. Im Ateneo zu Ferrara ein etwas grösseresf Bild: Anbetung des Kindes mit Heiligen.
Benvenuto Tisio, gen. Garofalo (1481--1559), wächst aus demselben Grunde mit Mazzolino. (Bildchen im Pal. Borghese.) Spä-g ter bei mehrmaligem Aufenthalt in Rom und zwar in Rafaels Schule suchte er sich den römischen Styl nach Kräften anzueignen. Er hatte von Hause aus die Anlage zu einem venezianischen Existenzmaler in der Art eines Pordenone oder Palma; nun schuf er Altarblätter in einem idealern Styl als er gedurft hätte. Es ist schwer, Werke von einem so ernsten Streben wie die seinigen nach der höchsten Strenge
der Sistina und aus Fra Bartolommeo, ganz besonders aber Rafaels erste vaticanische Krönung Mariä hervor.
Bagnacavallo. Imola. Die Ferraresen.
Girolamo da Treviso, venezianisch gebildet, dann in Bo- logna thätig, verräth in den einfarbigen Legendenscenen der 9. Cap.a rechts in S. Petronio ebenfalls Studien nach Rafael.
Von Girolamo Marchesi da Cotignola, einst Francia’s Schü- ler, sieht man in diesen Gegenden nur spätere Bilder des freiern und schon manierirten Styles. (Mehreres in der Brera zu Mailand; eineb grosse überfüllte Vermählung Mariä in der Pinac. zu Bologna; Justitiac und Fortitudo, in S. M. in Vado zu Ferrara, hinterste Cap. d. r.d Querschiffes; diese von schönem venezianischem Naturalismus.)
Auch die Ferraresen geriethen unter den Einfluss Rafaels, aber die Eigenthümlichkeit ihrer Schule war stark genug, um ein Gegengewicht in die Wagschale zu legen.
Einer von ihnen, Lodovico Mazzolino (1481—1530), erwehrte sich dieses Einflusses vollständig. Er behält seinen altoberitalischen Realismus bei, und zwar in Verbindung mit einem venezianisch glü- henden Colorit. Seine meist kleinen Cabinetbilder (je kleiner desto werthvoller) kommen in Ferrara selten, in Italien hie und da (Pal. Borghese und Doria in Rom; Uffizien), im Ausland häufiger vor.e Überladen, auch gedankenlos, in der Zeichnung ohne rechte Grund- lage, im Anbringen von Hallen mit Goldreliefs einer der masslosesten, imponirt M. durch die tiefe saftige Frische der Farben, die mit all ihrer Buntheit eine Art von Harmonie bilden. Von Weitem leuchten sie durch die Galerien. Im Ateneo zu Ferrara ein etwas grösseresf Bild: Anbetung des Kindes mit Heiligen.
Benvenuto Tisio, gen. Garofalo (1481—1559), wächst aus demselben Grunde mit Mazzolino. (Bildchen im Pal. Borghese.) Spä-g ter bei mehrmaligem Aufenthalt in Rom und zwar in Rafaels Schule suchte er sich den römischen Styl nach Kräften anzueignen. Er hatte von Hause aus die Anlage zu einem venezianischen Existenzmaler in der Art eines Pordenone oder Palma; nun schuf er Altarblätter in einem idealern Styl als er gedurft hätte. Es ist schwer, Werke von einem so ernsten Streben wie die seinigen nach der höchsten Strenge
der Sistina und aus Fra Bartolommeo, ganz besonders aber Rafaels erste vaticanische Krönung Mariä hervor.
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[941/0963]
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logna thätig, verräth in den einfarbigen Legendenscenen der 9. Cap.
rechts in S. Petronio ebenfalls Studien nach Rafael.
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Von Girolamo Marchesi da Cotignola, einst Francia’s Schü-
ler, sieht man in diesen Gegenden nur spätere Bilder des freiern und
schon manierirten Styles. (Mehreres in der Brera zu Mailand; eine
grosse überfüllte Vermählung Mariä in der Pinac. zu Bologna; Justitia
und Fortitudo, in S. M. in Vado zu Ferrara, hinterste Cap. d. r.
Querschiffes; diese von schönem venezianischem Naturalismus.)
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Auch die Ferraresen geriethen unter den Einfluss Rafaels,
aber die Eigenthümlichkeit ihrer Schule war stark genug, um ein
Gegengewicht in die Wagschale zu legen.
Einer von ihnen, Lodovico Mazzolino (1481—1530), erwehrte
sich dieses Einflusses vollständig. Er behält seinen altoberitalischen
Realismus bei, und zwar in Verbindung mit einem venezianisch glü-
henden Colorit. Seine meist kleinen Cabinetbilder (je kleiner desto
werthvoller) kommen in Ferrara selten, in Italien hie und da (Pal.
Borghese und Doria in Rom; Uffizien), im Ausland häufiger vor.
Überladen, auch gedankenlos, in der Zeichnung ohne rechte Grund-
lage, im Anbringen von Hallen mit Goldreliefs einer der masslosesten,
imponirt M. durch die tiefe saftige Frische der Farben, die mit all
ihrer Buntheit eine Art von Harmonie bilden. Von Weitem leuchten
sie durch die Galerien. Im Ateneo zu Ferrara ein etwas grösseres
Bild: Anbetung des Kindes mit Heiligen.
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Benvenuto Tisio, gen. Garofalo (1481—1559), wächst aus
demselben Grunde mit Mazzolino. (Bildchen im Pal. Borghese.) Spä-
ter bei mehrmaligem Aufenthalt in Rom und zwar in Rafaels Schule
suchte er sich den römischen Styl nach Kräften anzueignen. Er hatte
von Hause aus die Anlage zu einem venezianischen Existenzmaler in
der Art eines Pordenone oder Palma; nun schuf er Altarblätter in
einem idealern Styl als er gedurft hätte. Es ist schwer, Werke von
einem so ernsten Streben wie die seinigen nach der höchsten Strenge
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vaticanische Krönung Mariä hervor.
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 941. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/963>, abgerufen am 05.12.2024.
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