Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860.3. Abschnitt.Petreius, aus Antonio Aonius u. dgl., sodann aus Sanna- Antike 1) Quasi che'l nome i buon giudicei inganni, E che quel meglio t'abbia a far poeta, Che non fara lo studio di molt' anni! -- so spottet Ariosto, der freilich vom Schicksal einen wohllautenden Namen mitbekommen hatte, in der VII. Satire, Vs. 64. 2) Oder schon nach denjenigen des Bojardo, die zum Theil die seinigen sind. 3) So werden die Soldaten des französ. Heeres 1512: omnibus diris
ad inferos devocati. Den guten Domherrn Tizio, welcher es ernstlicher meinte und gegen fremde Truppen eine Erecrationsformel aus Macrobius aussprach, werden wir unten wieder erwähnen. 3. Abſchnitt.Petreius, aus Antonio Aonius u. dgl., ſodann aus Sanna- Antike 1) Quasi che'l nome i buon giudicî inganni, E che quel meglio t'abbia a far poeta, Che non farà lo studio di molt' anni! — ſo ſpottet Arioſto, der freilich vom Schickſal einen wohllautenden Namen mitbekommen hatte, in der VII. Satire, Vs. 64. 2) Oder ſchon nach denjenigen des Bojardo, die zum Theil die ſeinigen ſind. 3) So werden die Soldaten des franzöſ. Heeres 1512: omnibus diris
ad inferos devocati. Den guten Domherrn Tizio, welcher es ernſtlicher meinte und gegen fremde Truppen eine Erecrationsformel aus Macrobius ausſprach, werden wir unten wieder erwähnen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0256" n="246"/><note place="left"><hi rendition="#b"><hi rendition="#u">3. Abſchnitt.</hi></hi></note>Petreius, aus Antonio Aonius u. dgl., ſodann aus Sanna-<lb/> zaro Syncerus, aus Luca Graſſo Lucius Craſſus u. ſ. w.<lb/> Arioſto, der ſich über dieſe Dinge ſo ſpöttiſch ausläßt <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Quasi che'l nome i buon giudicî inganni,<lb/> E che quel meglio t'abbia a far poeta,<lb/> Che non farà lo studio di molt' anni!</hi><lb/> — ſo ſpottet Arioſto, der freilich vom Schickſal einen wohllautenden<lb/> Namen mitbekommen hatte, in der <hi rendition="#aq">VII.</hi> Satire, Vs. 64.</note>;<lb/> hat es dann noch erlebt, daß man Kinder nach ſeinen Hel-<lb/> den und Heldinnen benannte<note place="foot" n="2)">Oder ſchon nach denjenigen des Bojardo, die zum Theil die ſeinigen<lb/> ſind.</note>.</p><lb/> <p><note place="left">Antike<lb/> Umſchreibung<lb/> vieler Dinge.</note>Auch die Antikiſirung vieler Lebensverhältniſſe, Amts-<lb/> namen, Verrichtungen, Ceremonien u. ſ. w. in den lateini-<lb/> ſchen Schriftſtellern darf nicht zu ſtrenge beurtheilt werden.<lb/> So lange man ſich mit einem einfachen, fließenden Latein<lb/> begnügte, wie dieß bei den Schriftſtellern etwa von Petrarca<lb/> bis auf Aeneas Sylvius der Fall war, kam dieß allerdings<lb/> nicht in auffallender Weiſe vor, unvermeidlich aber wurde<lb/> es, ſeit man nach einem abſolut reinen, zumal ciceroniſchen<lb/> Latein ſtrebte. Da fügten ſich die modernen Dinge nicht<lb/> mehr in die Totalität des Styles, wenn man ſie nicht<lb/> künſtlich umtaufte. Pedanten machten ſich nun ein Ver-<lb/> gnügen daraus, jeden Stadtrath als Patres conſcripti, jedes<lb/> Nonnenkloſter als Virgines Veſtales, jeden Heiligen als<lb/> Divus oder Deus zu betiteln, während Leute von feinerm<lb/> Geſchmack wie Paolo Giovio damit wahrſcheinlich nur thaten<lb/> was ſie nicht vermeiden konnten. Weil Giovio keinen Accent<lb/> darauf legt, ſtört es auch nicht, wenn in ſeinen wohllau-<lb/> tenden Phraſen die Cardinäle Senatores heißen, ihr Decan<lb/> Princeps Senatus, die Excommunication Dirae<note place="foot" n="3)">So werden die Soldaten des franzöſ. Heeres 1512: <hi rendition="#aq">omnibus diris<lb/> ad inferos devocati</hi>. Den guten Domherrn Tizio, welcher es<lb/> ernſtlicher meinte und gegen fremde Truppen eine Erecrationsformel<lb/> aus Macrobius ausſprach, werden wir unten wieder erwähnen.</note>, der Car-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [246/0256]
Petreius, aus Antonio Aonius u. dgl., ſodann aus Sanna-
zaro Syncerus, aus Luca Graſſo Lucius Craſſus u. ſ. w.
Arioſto, der ſich über dieſe Dinge ſo ſpöttiſch ausläßt 1);
hat es dann noch erlebt, daß man Kinder nach ſeinen Hel-
den und Heldinnen benannte 2).
3. Abſchnitt.
Auch die Antikiſirung vieler Lebensverhältniſſe, Amts-
namen, Verrichtungen, Ceremonien u. ſ. w. in den lateini-
ſchen Schriftſtellern darf nicht zu ſtrenge beurtheilt werden.
So lange man ſich mit einem einfachen, fließenden Latein
begnügte, wie dieß bei den Schriftſtellern etwa von Petrarca
bis auf Aeneas Sylvius der Fall war, kam dieß allerdings
nicht in auffallender Weiſe vor, unvermeidlich aber wurde
es, ſeit man nach einem abſolut reinen, zumal ciceroniſchen
Latein ſtrebte. Da fügten ſich die modernen Dinge nicht
mehr in die Totalität des Styles, wenn man ſie nicht
künſtlich umtaufte. Pedanten machten ſich nun ein Ver-
gnügen daraus, jeden Stadtrath als Patres conſcripti, jedes
Nonnenkloſter als Virgines Veſtales, jeden Heiligen als
Divus oder Deus zu betiteln, während Leute von feinerm
Geſchmack wie Paolo Giovio damit wahrſcheinlich nur thaten
was ſie nicht vermeiden konnten. Weil Giovio keinen Accent
darauf legt, ſtört es auch nicht, wenn in ſeinen wohllau-
tenden Phraſen die Cardinäle Senatores heißen, ihr Decan
Princeps Senatus, die Excommunication Dirae 3), der Car-
Antike
Umſchreibung
vieler Dinge.
1) Quasi che'l nome i buon giudicî inganni,
E che quel meglio t'abbia a far poeta,
Che non farà lo studio di molt' anni!
— ſo ſpottet Arioſto, der freilich vom Schickſal einen wohllautenden
Namen mitbekommen hatte, in der VII. Satire, Vs. 64.
2) Oder ſchon nach denjenigen des Bojardo, die zum Theil die ſeinigen
ſind.
3) So werden die Soldaten des franzöſ. Heeres 1512: omnibus diris
ad inferos devocati. Den guten Domherrn Tizio, welcher es
ernſtlicher meinte und gegen fremde Truppen eine Erecrationsformel
aus Macrobius ausſprach, werden wir unten wieder erwähnen.
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