Busoni, Ferruccio: Entwurf einer neuen Ästhetik der Tonkunst. 2. Aufl. Leipzig, [1916].
ais h c | c d es fes gis a h c | c des es fis gis a b c Welche Reichtümer sich damit für den melodischen und Mit dieser Darstellung dürfte die Einheit aller Tonarten Der heutigen Harmonie und nicht mehr auf lange:
ais h c | c d es fes gis a h c | c des es fis gis a b c Welche Reichtümer sich damit für den melodischen und Mit dieser Darstellung dürfte die Einheit aller Tonarten Der heutigen Harmonie und nicht mehr auf lange: <TEI> <text> <body> <div> <p><hi rendition="#aq"><pb facs="#f0042" n="42"/> ais h c | c d es fes gis a h c | c des es fis gis a b c</hi><lb/> einreihen mögen?</p><lb/> <p>Welche Reichtümer sich damit für den melodischen und<lb/> harmonischen Ausdruck dem Ohr öffnen, ist nicht sogleich<lb/> zu übersehen; eine Menge neuer Möglichkeiten ist aber<lb/> zweifellos anzunehmen und auf den ersten Blick erkennbar.</p><lb/> <p>Mit dieser Darstellung dürfte die Einheit aller Tonarten<lb/> endgültig ausgesprochen und begründet sein. Kaleidoskopi-<lb/> sches Durcheinanderschütteln von zwölf Halbtönen in der<lb/> Dreispiegelkammer des Geschmacks, der Empfindung und<lb/> der Intention: das Wesen der heutigen Harmonie.</p><lb/> <p>Der heutigen Harmonie und nicht mehr auf lange:<lb/> denn alles verkündet eine Umwälzung und einen nächsten<lb/> Schritt zu jener „ewigen“. Vergegenwärtigen wir uns noch<lb/> einmal, daß in ihr die Abstufung der Oktave unendlich ist,<lb/> und trachten wir, der Unendlichkeit um ein weniges uns<lb/> zu nähern. Der Drittelton pocht schon seit einiger Zeit an<lb/> die Pforte, und wir überhören noch immer seine Meldung.<lb/> Wer, wie ich es getan, damit, wenn auch bescheiden, ex-<lb/> perimentierte und – sei es mit der Kehle oder auf einer<lb/> Geige – zwischen einem Ganzton zwei gleichmäßig abstehen-<lb/> de Zwischentöne einschaltete, das Ohr und das Treffen übte,<lb/> der wird zur Einsicht gelangt sein, daß Dritteltöne voll-<lb/> kommen selbständige Intervalle von ausgeprägtem Cha-<lb/> rakter sind, mit verstimmten Halbtönen nicht zu verwechseln.<lb/> Es ist eine verfeinerte Chromatik, die uns vorläufig auf<lb/> der ganztönigen Skala zu basieren scheint. Führten wir<lb/> dieselbe unvermittelt ein, so verleugneten wir die Halbtöne,<lb/> verlören die „kleine Terz“ und die „reine Quinte“, und dieser<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [42/0042]
ais h c | c d es fes gis a h c | c des es fis gis a b c
einreihen mögen?
Welche Reichtümer sich damit für den melodischen und
harmonischen Ausdruck dem Ohr öffnen, ist nicht sogleich
zu übersehen; eine Menge neuer Möglichkeiten ist aber
zweifellos anzunehmen und auf den ersten Blick erkennbar.
Mit dieser Darstellung dürfte die Einheit aller Tonarten
endgültig ausgesprochen und begründet sein. Kaleidoskopi-
sches Durcheinanderschütteln von zwölf Halbtönen in der
Dreispiegelkammer des Geschmacks, der Empfindung und
der Intention: das Wesen der heutigen Harmonie.
Der heutigen Harmonie und nicht mehr auf lange:
denn alles verkündet eine Umwälzung und einen nächsten
Schritt zu jener „ewigen“. Vergegenwärtigen wir uns noch
einmal, daß in ihr die Abstufung der Oktave unendlich ist,
und trachten wir, der Unendlichkeit um ein weniges uns
zu nähern. Der Drittelton pocht schon seit einiger Zeit an
die Pforte, und wir überhören noch immer seine Meldung.
Wer, wie ich es getan, damit, wenn auch bescheiden, ex-
perimentierte und – sei es mit der Kehle oder auf einer
Geige – zwischen einem Ganzton zwei gleichmäßig abstehen-
de Zwischentöne einschaltete, das Ohr und das Treffen übte,
der wird zur Einsicht gelangt sein, daß Dritteltöne voll-
kommen selbständige Intervalle von ausgeprägtem Cha-
rakter sind, mit verstimmten Halbtönen nicht zu verwechseln.
Es ist eine verfeinerte Chromatik, die uns vorläufig auf
der ganztönigen Skala zu basieren scheint. Führten wir
dieselbe unvermittelt ein, so verleugneten wir die Halbtöne,
verlören die „kleine Terz“ und die „reine Quinte“, und dieser
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(2019-05-15T13:49:52Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Schaper, Maximilian Furthmüller, Theresa Menard, Vanda Hehr, Clemens Gubsch, Claudio Fuchs, Jupp Wegner, David Mews, Ullrich Scheideler: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2019-05-27T13:49:52Z)
Benjamin Fiechter: Konvertierung ins DTA-Basisformat
(2019-05-27T13:49:52Z)
Weitere Informationen:Textgrundlage von 1906 von Busoni hauptsächlich 1914 überarbeitet. Gedruckt 1916 in Altenburg; erschienen im Insel-Verlag zu Leipzig als Nr. 202 der Insel-Bücherei. Die Transkription erfolgte nach den unter https://www.busoni-nachlass.org/de/Projekt/E1000003.html, http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat/ formulierten Richtlinien. Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;
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