allen Menschen so nöthigen Geduld und Mäs- sigung zu üben; um euch auf euer künftiges Leben vorzubereiten!"
"Nun wißt ihr auch, warum ich alle diese Tage hindurch mich beständig geweigert habe, euch die Geschichte unsers Robinsons weiter zu erzählen. So viel Zeit hätte ich doch wohl erübrigen können, als erfodert wird, um euch wenigstens den Umstand aufzuklären, mit dem ich neulich geschlossen und worüber ich euch in einer unangenehmen Ungewißheit gelassen habe. Aber nein! ich sagte euch kein einziges Wort mehr davon, ohngeachtet ihr mich batet, und ich so ungern euch etwas abschlage. Also warum that ich das, Lotte?
Lotte. Daß du uns lehren woltest, Ge- duld zu haben.
Vater. Richtig! und gewiß, wenn ihr mir dereinst für irgend etwas danken werdet, so wird es dafür sein, daß ich euch gewöhnt habe, ohne grosse Betrübniß etwas zu ent- behren, nach dessen Besize ihr doch ein grosses Verlangen in euch verspürtet. --
So
allen Menſchen ſo noͤthigen Geduld und Maͤſ- ſigung zu uͤben; um euch auf euer kuͤnftiges Leben vorzubereiten!„
„Nun wißt ihr auch, warum ich alle dieſe Tage hindurch mich beſtaͤndig geweigert habe, euch die Geſchichte unſers Robinſons weiter zu erzaͤhlen. So viel Zeit haͤtte ich doch wohl eruͤbrigen koͤnnen, als erfodert wird, um euch wenigſtens den Umſtand aufzuklaͤren, mit dem ich neulich geſchloſſen und woruͤber ich euch in einer unangenehmen Ungewißheit gelaſſen habe. Aber nein! ich ſagte euch kein einziges Wort mehr davon, ohngeachtet ihr mich batet, und ich ſo ungern euch etwas abſchlage. Alſo warum that ich das, Lotte?
Lotte. Daß du uns lehren wolteſt, Ge- duld zu haben.
Vater. Richtig! und gewiß, wenn ihr mir dereinſt fuͤr irgend etwas danken werdet, ſo wird es dafuͤr ſein, daß ich euch gewoͤhnt habe, ohne groſſe Betruͤbniß etwas zu ent- behren, nach deſſen Beſize ihr doch ein groſſes Verlangen in euch verſpuͤrtet. —
So
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0262"n="222"/>
allen Menſchen ſo noͤthigen Geduld und Maͤſ-<lb/>ſigung zu uͤben; um euch auf euer kuͤnftiges<lb/>
Leben vorzubereiten!„</p><lb/><p>„Nun wißt ihr auch, warum ich alle<lb/>
dieſe Tage hindurch mich beſtaͤndig geweigert<lb/>
habe, euch die Geſchichte unſers <hirendition="#fr">Robinſons</hi><lb/>
weiter zu erzaͤhlen. So viel Zeit haͤtte ich<lb/>
doch wohl eruͤbrigen koͤnnen, als erfodert wird,<lb/>
um euch wenigſtens den Umſtand aufzuklaͤren,<lb/>
mit dem ich neulich geſchloſſen und woruͤber<lb/>
ich euch in einer unangenehmen Ungewißheit<lb/>
gelaſſen habe. Aber nein! ich ſagte euch<lb/>
kein einziges Wort mehr davon, ohngeachtet<lb/>
ihr mich batet, und ich ſo ungern euch etwas<lb/>
abſchlage. Alſo warum that ich das, Lotte?</p><lb/><p><hirendition="#fr">Lotte.</hi> Daß du uns lehren wolteſt, Ge-<lb/>
duld zu haben.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Vater.</hi> Richtig! und gewiß, wenn ihr<lb/>
mir dereinſt fuͤr irgend etwas danken werdet,<lb/>ſo wird es dafuͤr ſein, daß ich euch gewoͤhnt<lb/>
habe, ohne groſſe Betruͤbniß etwas zu ent-<lb/>
behren, nach deſſen Beſize ihr doch ein groſſes<lb/>
Verlangen in euch verſpuͤrtet. —</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">So</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[222/0262]
allen Menſchen ſo noͤthigen Geduld und Maͤſ-
ſigung zu uͤben; um euch auf euer kuͤnftiges
Leben vorzubereiten!„
„Nun wißt ihr auch, warum ich alle
dieſe Tage hindurch mich beſtaͤndig geweigert
habe, euch die Geſchichte unſers Robinſons
weiter zu erzaͤhlen. So viel Zeit haͤtte ich
doch wohl eruͤbrigen koͤnnen, als erfodert wird,
um euch wenigſtens den Umſtand aufzuklaͤren,
mit dem ich neulich geſchloſſen und woruͤber
ich euch in einer unangenehmen Ungewißheit
gelaſſen habe. Aber nein! ich ſagte euch
kein einziges Wort mehr davon, ohngeachtet
ihr mich batet, und ich ſo ungern euch etwas
abſchlage. Alſo warum that ich das, Lotte?
Lotte. Daß du uns lehren wolteſt, Ge-
duld zu haben.
Vater. Richtig! und gewiß, wenn ihr
mir dereinſt fuͤr irgend etwas danken werdet,
ſo wird es dafuͤr ſein, daß ich euch gewoͤhnt
habe, ohne groſſe Betruͤbniß etwas zu ent-
behren, nach deſſen Beſize ihr doch ein groſſes
Verlangen in euch verſpuͤrtet. —
So
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/262>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.