Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780.

Bild:
<< vorherige Seite

ches du mit ihm angefangen hast! Siehe! ich
werfe mich von neuem in deine Vaterarme!
Mache du es mit mir nach deinem väterlichen
Wohlgefallen. Nur daß ich nie wieder verlasse
den Weg der Tugend, auf den deine Barmher-
zigkeit mich zurükgeführt hat! Nur das nicht,
mein Vater, nur das nicht! Sonst mag es mir
gehen, wie dein weiser Rath beschlossen hat.
Ich gehe, wohin du mich führen wirst; gehe
im Vertrauen auf dich jeder neuen Gefahr, die
meiner vielleicht wartet, muthig entgegen. Be-
gleite mich, mein Gott; bewache meine unsterb-
liche Sele mit deinem unsichtbaren Schuze bei
jeder mir vielleicht bevorstehenden Versuchung
zur Kleinmüthigkeit, zur Ungeduld und zur Un-
dankbarkeit gegen dich -- gegen dich, o du ewi-
ge himlische Liebe, mein Schöpfer, mein Va-
ter, mein Gott! Gott! Gott! --

Hier wurde seine Empfindung so heftig, daß
er nichts bestimtes mehr zu denken vermogte.
Er warf sich mit dem Gesicht zur Erde, um
auszuweinen. Dan richtete er sich, gestärkt
durch götlichen Trost, wieder auf und übersahe

noch
K 5

ches du mit ihm angefangen haſt! Siehe! ich
werfe mich von neuem in deine Vaterarme!
Mache du es mit mir nach deinem vaͤterlichen
Wohlgefallen. Nur daß ich nie wieder verlaſſe
den Weg der Tugend, auf den deine Barmher-
zigkeit mich zuruͤkgefuͤhrt hat! Nur das nicht,
mein Vater, nur das nicht! Sonſt mag es mir
gehen, wie dein weiſer Rath beſchloſſen hat.
Ich gehe, wohin du mich fuͤhren wirſt; gehe
im Vertrauen auf dich jeder neuen Gefahr, die
meiner vielleicht wartet, muthig entgegen. Be-
gleite mich, mein Gott; bewache meine unſterb-
liche Sele mit deinem unſichtbaren Schuze bei
jeder mir vielleicht bevorſtehenden Verſuchung
zur Kleinmuͤthigkeit, zur Ungeduld und zur Un-
dankbarkeit gegen dich — gegen dich, o du ewi-
ge himliſche Liebe, mein Schoͤpfer, mein Va-
ter, mein Gott! Gott! Gott! —

Hier wurde ſeine Empfindung ſo heftig, daß
er nichts beſtimtes mehr zu denken vermogte.
Er warf ſich mit dem Geſicht zur Erde, um
auszuweinen. Dan richtete er ſich, geſtaͤrkt
durch goͤtlichen Troſt, wieder auf und uͤberſahe

noch
K 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0159" n="153"/>
ches du mit ihm angefangen ha&#x017F;t! Siehe! ich<lb/>
werfe mich von neuem in deine Vaterarme!<lb/>
Mache du es mit mir nach deinem va&#x0364;terlichen<lb/>
Wohlgefallen. Nur daß ich nie wieder verla&#x017F;&#x017F;e<lb/>
den Weg der Tugend, auf den deine Barmher-<lb/>
zigkeit mich zuru&#x0364;kgefu&#x0364;hrt hat! Nur das nicht,<lb/>
mein Vater, nur das nicht! Son&#x017F;t mag es mir<lb/>
gehen, wie dein wei&#x017F;er Rath be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en hat.<lb/>
Ich gehe, wohin du mich fu&#x0364;hren wir&#x017F;t; gehe<lb/>
im Vertrauen auf dich jeder neuen Gefahr, die<lb/>
meiner vielleicht wartet, muthig entgegen. Be-<lb/>
gleite mich, mein Gott; bewache meine un&#x017F;terb-<lb/>
liche Sele mit deinem un&#x017F;ichtbaren Schuze bei<lb/>
jeder mir vielleicht bevor&#x017F;tehenden Ver&#x017F;uchung<lb/>
zur Kleinmu&#x0364;thigkeit, zur Ungeduld und zur Un-<lb/>
dankbarkeit gegen dich &#x2014; gegen dich, o du ewi-<lb/>
ge himli&#x017F;che Liebe, mein Scho&#x0364;pfer, mein Va-<lb/>
ter, mein Gott! Gott! Gott! &#x2014;</p><lb/>
          <p>Hier wurde &#x017F;eine Empfindung &#x017F;o heftig, daß<lb/>
er nichts be&#x017F;timtes mehr zu denken vermogte.<lb/>
Er warf &#x017F;ich mit dem Ge&#x017F;icht zur Erde, um<lb/>
auszuweinen. Dan richtete er &#x017F;ich, ge&#x017F;ta&#x0364;rkt<lb/>
durch go&#x0364;tlichen Tro&#x017F;t, wieder auf und u&#x0364;ber&#x017F;ahe<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K 5</fw><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">noch</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[153/0159] ches du mit ihm angefangen haſt! Siehe! ich werfe mich von neuem in deine Vaterarme! Mache du es mit mir nach deinem vaͤterlichen Wohlgefallen. Nur daß ich nie wieder verlaſſe den Weg der Tugend, auf den deine Barmher- zigkeit mich zuruͤkgefuͤhrt hat! Nur das nicht, mein Vater, nur das nicht! Sonſt mag es mir gehen, wie dein weiſer Rath beſchloſſen hat. Ich gehe, wohin du mich fuͤhren wirſt; gehe im Vertrauen auf dich jeder neuen Gefahr, die meiner vielleicht wartet, muthig entgegen. Be- gleite mich, mein Gott; bewache meine unſterb- liche Sele mit deinem unſichtbaren Schuze bei jeder mir vielleicht bevorſtehenden Verſuchung zur Kleinmuͤthigkeit, zur Ungeduld und zur Un- dankbarkeit gegen dich — gegen dich, o du ewi- ge himliſche Liebe, mein Schoͤpfer, mein Va- ter, mein Gott! Gott! Gott! — Hier wurde ſeine Empfindung ſo heftig, daß er nichts beſtimtes mehr zu denken vermogte. Er warf ſich mit dem Geſicht zur Erde, um auszuweinen. Dan richtete er ſich, geſtaͤrkt durch goͤtlichen Troſt, wieder auf und uͤberſahe noch K 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/159
Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/159>, abgerufen am 23.11.2024.