Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780.

Bild:
<< vorherige Seite

mögte! Nun ging' es nach Europa; nun nach
Hamburg! Da solt' er einmahl sehen, wie
man in Hamburg lebte! Was für Häuser da
die Menschen bauen könten! Wie bequem, wie
ruhig, wie angenehm man da sein Leben hin-
brächte! -- Der Strom seiner Worte war un-
erschöpflich. Ich glaube, er würde bis Mor-
gen ununterbrochen fortgeredet haben; wenn er
sich nicht auf einmahl besonnen hätte, daß es
thörigt wäre, die Zeit mit unnüzen Worten hin-
zubringen, und daß er vor allen Dingen suchen
müsse, sich den Leuten auf dem Schiffe zu er-
kennen zu geben. -- Aber wie nun? Das war
die Frage.

Er versuchte seine Stimme ertönen zu las-
sen; aber er merkte bald, daß das vergebliche
Mühe sei, ohngeachtet der Wind sich schon wäh-
rend des Ungewitters gedrehet hatte, und jezt
von der Insel nach dem Schiffe zu bließ. Er
hieß also seinen Freund, so geschwind, als mög-
lich, ein Feuer anmachen, welches von dem
Schiffe her gesehen werden könte. Dieser kam
auch bald damit zu Stande, und nun erregte Ro-

binson

moͤgte! Nun ging' es nach Europa; nun nach
Hamburg! Da ſolt' er einmahl ſehen, wie
man in Hamburg lebte! Was fuͤr Haͤuſer da
die Menſchen bauen koͤnten! Wie bequem, wie
ruhig, wie angenehm man da ſein Leben hin-
braͤchte! — Der Strom ſeiner Worte war un-
erſchoͤpflich. Ich glaube, er wuͤrde bis Mor-
gen ununterbrochen fortgeredet haben; wenn er
ſich nicht auf einmahl beſonnen haͤtte, daß es
thoͤrigt waͤre, die Zeit mit unnuͤzen Worten hin-
zubringen, und daß er vor allen Dingen ſuchen
muͤſſe, ſich den Leuten auf dem Schiffe zu er-
kennen zu geben. — Aber wie nun? Das war
die Frage.

Er verſuchte ſeine Stimme ertoͤnen zu laſ-
ſen; aber er merkte bald, daß das vergebliche
Muͤhe ſei, ohngeachtet der Wind ſich ſchon waͤh-
rend des Ungewitters gedrehet hatte, und jezt
von der Inſel nach dem Schiffe zu bließ. Er
hieß alſo ſeinen Freund, ſo geſchwind, als moͤg-
lich, ein Feuer anmachen, welches von dem
Schiffe her geſehen werden koͤnte. Dieſer kam
auch bald damit zu Stande, und nun erregte Ro-

binſon
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0200" n="194"/>
mo&#x0364;gte! Nun ging' es nach Europa; nun nach<lb/><hi rendition="#fr">Hamburg!</hi> Da &#x017F;olt' er einmahl &#x017F;ehen, wie<lb/>
man in <hi rendition="#fr">Hamburg</hi> lebte! Was fu&#x0364;r Ha&#x0364;u&#x017F;er da<lb/>
die Men&#x017F;chen bauen ko&#x0364;nten! Wie bequem, wie<lb/>
ruhig, wie angenehm man da &#x017F;ein Leben hin-<lb/>
bra&#x0364;chte! &#x2014; Der Strom &#x017F;einer Worte war un-<lb/>
er&#x017F;cho&#x0364;pflich. Ich glaube, er wu&#x0364;rde bis Mor-<lb/>
gen ununterbrochen fortgeredet haben; wenn er<lb/>
&#x017F;ich nicht auf einmahl be&#x017F;onnen ha&#x0364;tte, daß es<lb/>
tho&#x0364;rigt wa&#x0364;re, die Zeit mit unnu&#x0364;zen Worten hin-<lb/>
zubringen, und daß er vor allen Dingen &#x017F;uchen<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, &#x017F;ich den Leuten auf dem Schiffe zu er-<lb/>
kennen zu geben. &#x2014; Aber wie nun? Das war<lb/>
die Frage.</p><lb/>
          <p>Er ver&#x017F;uchte &#x017F;eine Stimme erto&#x0364;nen zu la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en; aber er merkte bald, daß das vergebliche<lb/>
Mu&#x0364;he &#x017F;ei, ohngeachtet der Wind &#x017F;ich &#x017F;chon wa&#x0364;h-<lb/>
rend des Ungewitters gedrehet hatte, und jezt<lb/>
von der In&#x017F;el nach dem Schiffe zu bließ. Er<lb/>
hieß al&#x017F;o &#x017F;einen Freund, &#x017F;o ge&#x017F;chwind, als mo&#x0364;g-<lb/>
lich, ein Feuer anmachen, welches von dem<lb/>
Schiffe her ge&#x017F;ehen werden ko&#x0364;nte. Die&#x017F;er kam<lb/>
auch bald damit zu Stande, und nun erregte <hi rendition="#fr">Ro-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">bin&#x017F;on</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[194/0200] moͤgte! Nun ging' es nach Europa; nun nach Hamburg! Da ſolt' er einmahl ſehen, wie man in Hamburg lebte! Was fuͤr Haͤuſer da die Menſchen bauen koͤnten! Wie bequem, wie ruhig, wie angenehm man da ſein Leben hin- braͤchte! — Der Strom ſeiner Worte war un- erſchoͤpflich. Ich glaube, er wuͤrde bis Mor- gen ununterbrochen fortgeredet haben; wenn er ſich nicht auf einmahl beſonnen haͤtte, daß es thoͤrigt waͤre, die Zeit mit unnuͤzen Worten hin- zubringen, und daß er vor allen Dingen ſuchen muͤſſe, ſich den Leuten auf dem Schiffe zu er- kennen zu geben. — Aber wie nun? Das war die Frage. Er verſuchte ſeine Stimme ertoͤnen zu laſ- ſen; aber er merkte bald, daß das vergebliche Muͤhe ſei, ohngeachtet der Wind ſich ſchon waͤh- rend des Ungewitters gedrehet hatte, und jezt von der Inſel nach dem Schiffe zu bließ. Er hieß alſo ſeinen Freund, ſo geſchwind, als moͤg- lich, ein Feuer anmachen, welches von dem Schiffe her geſehen werden koͤnte. Dieſer kam auch bald damit zu Stande, und nun erregte Ro- binſon

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/200
Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/200>, abgerufen am 22.11.2024.