Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780.

Bild:
<< vorherige Seite

ihrem irrenden Mitbruder -- sondern Gott einst
Rechenschaft davon geben.

Es ward also beschlossen, daß Allen ohne
Ausnahme, eine freie Religionsübung zugestan-
den werden solte, fals sie, nach erhaltenem Un-
terrichte, nicht selbst für gut finden solten, ei-
nen und eben denselben Glauben anzunehmen.

Mitlerweile war Freitag zurükgekommen
und nun ging's frisch ans Kochen und ans Bra-
ten. Dieser Tag, sagte Robinson, muß uns
ein doppelter Festtag sein, weil wir zwei unserer
Brüder aus den Klauen menschlicher Tiger ge-
rissen haben, und weil du, Freitag, deinen
Vater wieder erhalten hast. Das Beste also,
was wir haben, sol heute auf unserm Tische
sein!

Freitag bedurfte nicht, zur Freude erst er-
muntert zu werden. Noch nie war er so lustig
gewesen, als heute. Er hörte gar nicht auf,
zu singen, zu springen und zu lachen; doch ver-
richtete er dabei alles, was er zu thun hatte,
auf das hurtigste und ordentlichste; und wenn
man das thut, so ist Lustigkeit kein Fehler.

Jezt

ihrem irrenden Mitbruder — ſondern Gott einſt
Rechenſchaft davon geben.

Es ward alſo beſchloſſen, daß Allen ohne
Ausnahme, eine freie Religionsuͤbung zugeſtan-
den werden ſolte, fals ſie, nach erhaltenem Un-
terrichte, nicht ſelbſt fuͤr gut finden ſolten, ei-
nen und eben denſelben Glauben anzunehmen.

Mitlerweile war Freitag zuruͤkgekommen
und nun ging's friſch ans Kochen und ans Bra-
ten. Dieſer Tag, ſagte Robinſon, muß uns
ein doppelter Feſttag ſein, weil wir zwei unſerer
Bruͤder aus den Klauen menſchlicher Tiger ge-
riſſen haben, und weil du, Freitag, deinen
Vater wieder erhalten haſt. Das Beſte alſo,
was wir haben, ſol heute auf unſerm Tiſche
ſein!

Freitag bedurfte nicht, zur Freude erſt er-
muntert zu werden. Noch nie war er ſo luſtig
geweſen, als heute. Er hoͤrte gar nicht auf,
zu ſingen, zu ſpringen und zu lachen; doch ver-
richtete er dabei alles, was er zu thun hatte,
auf das hurtigſte und ordentlichſte; und wenn
man das thut, ſo iſt Luſtigkeit kein Fehler.

Jezt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0298" n="292"/>
ihrem irrenden Mitbruder &#x2014; &#x017F;ondern Gott ein&#x017F;t<lb/>
Rechen&#x017F;chaft davon geben.</p><lb/>
          <p>Es ward al&#x017F;o be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, daß Allen ohne<lb/>
Ausnahme, eine freie Religionsu&#x0364;bung zuge&#x017F;tan-<lb/>
den werden &#x017F;olte, fals &#x017F;ie, nach erhaltenem Un-<lb/>
terrichte, nicht &#x017F;elb&#x017F;t fu&#x0364;r gut finden &#x017F;olten, ei-<lb/>
nen und eben den&#x017F;elben Glauben anzunehmen.</p><lb/>
          <p>Mitlerweile war <hi rendition="#fr">Freitag</hi> zuru&#x0364;kgekommen<lb/>
und nun ging's fri&#x017F;ch ans Kochen und ans Bra-<lb/>
ten. Die&#x017F;er Tag, &#x017F;agte <hi rendition="#fr">Robin&#x017F;on,</hi> muß uns<lb/>
ein doppelter Fe&#x017F;ttag &#x017F;ein, weil wir zwei un&#x017F;erer<lb/>
Bru&#x0364;der aus den Klauen men&#x017F;chlicher Tiger ge-<lb/>
ri&#x017F;&#x017F;en haben, und weil du, <hi rendition="#fr">Freitag,</hi> deinen<lb/>
Vater wieder erhalten ha&#x017F;t. Das Be&#x017F;te al&#x017F;o,<lb/>
was wir haben, &#x017F;ol heute auf un&#x017F;erm Ti&#x017F;che<lb/>
&#x017F;ein!</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Freitag</hi> bedurfte nicht, zur Freude er&#x017F;t er-<lb/>
muntert zu werden. Noch nie war er &#x017F;o lu&#x017F;tig<lb/>
gewe&#x017F;en, als heute. Er ho&#x0364;rte gar nicht auf,<lb/>
zu &#x017F;ingen, zu &#x017F;pringen und zu lachen; doch ver-<lb/>
richtete er dabei alles, was er zu thun hatte,<lb/>
auf das hurtig&#x017F;te und ordentlich&#x017F;te; und wenn<lb/>
man das thut, &#x017F;o i&#x017F;t Lu&#x017F;tigkeit kein Fehler.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Jezt</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[292/0298] ihrem irrenden Mitbruder — ſondern Gott einſt Rechenſchaft davon geben. Es ward alſo beſchloſſen, daß Allen ohne Ausnahme, eine freie Religionsuͤbung zugeſtan- den werden ſolte, fals ſie, nach erhaltenem Un- terrichte, nicht ſelbſt fuͤr gut finden ſolten, ei- nen und eben denſelben Glauben anzunehmen. Mitlerweile war Freitag zuruͤkgekommen und nun ging's friſch ans Kochen und ans Bra- ten. Dieſer Tag, ſagte Robinſon, muß uns ein doppelter Feſttag ſein, weil wir zwei unſerer Bruͤder aus den Klauen menſchlicher Tiger ge- riſſen haben, und weil du, Freitag, deinen Vater wieder erhalten haſt. Das Beſte alſo, was wir haben, ſol heute auf unſerm Tiſche ſein! Freitag bedurfte nicht, zur Freude erſt er- muntert zu werden. Noch nie war er ſo luſtig geweſen, als heute. Er hoͤrte gar nicht auf, zu ſingen, zu ſpringen und zu lachen; doch ver- richtete er dabei alles, was er zu thun hatte, auf das hurtigſte und ordentlichſte; und wenn man das thut, ſo iſt Luſtigkeit kein Fehler. Jezt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/298
Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/298>, abgerufen am 22.11.2024.