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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780.

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Jezt waren die beiden Gäste erwacht. Ohn-
geachtet sie noch einige Schmerzen empfanden,
so fühlten sie sich doch schon so erquikt und gestärkt,
daß sie, mit Freitags und Robinsons Hülfe
aufstehen und sich zu Tische sezen konten. Und
nun bezeigte sich der alte Wilde bei allem, was
er hier sahe, eben so verwundrungsvol und er-
staunt, als sein Sohn gewesen war, da er die
europäischen Sachen zum erstenmahle sahe.

Freitag muste seinem Herrn zum Dolmet-
scher dienen, indem dieser sich mit seinem Va-
ter und mit dem Spanier unterredete.

Ferdinand. Verstand er denn Spanisch?

Vater. Nein! Aber der Spanier der schon
ein halbes Jahr unter den Wilden gelebt hatte,
verstand schon etwas von Freitags Landesspra-
che, und konte sich also gegen ihn einigermaas-
sen verständlich machen. Der Hauptinhalt sei-
ner Erzählung war folgender:

"Unser Schif war zum Sklavenhandel be-
stimt. Wir kamen von der afrikanischen Küste,
wo wir gegen allerlei europäische Sachen, Gold-
körner, Elfenbein, und schwarze Menschen

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Jezt waren die beiden Gaͤſte erwacht. Ohn-
geachtet ſie noch einige Schmerzen empfanden,
ſo fuͤhlten ſie ſich doch ſchon ſo erquikt und geſtaͤrkt,
daß ſie, mit Freitags und Robinſons Huͤlfe
aufſtehen und ſich zu Tiſche ſezen konten. Und
nun bezeigte ſich der alte Wilde bei allem, was
er hier ſahe, eben ſo verwundrungsvol und er-
ſtaunt, als ſein Sohn geweſen war, da er die
europaͤiſchen Sachen zum erſtenmahle ſahe.

Freitag muſte ſeinem Herrn zum Dolmet-
ſcher dienen, indem dieſer ſich mit ſeinem Va-
ter und mit dem Spanier unterredete.

Ferdinand. Verſtand er denn Spaniſch?

Vater. Nein! Aber der Spanier der ſchon
ein halbes Jahr unter den Wilden gelebt hatte,
verſtand ſchon etwas von Freitags Landesſpra-
che, und konte ſich alſo gegen ihn einigermaaſ-
ſen verſtaͤndlich machen. Der Hauptinhalt ſei-
ner Erzaͤhlung war folgender:

„Unſer Schif war zum Sklavenhandel be-
ſtimt. Wir kamen von der afrikaniſchen Kuͤſte,
wo wir gegen allerlei europaͤiſche Sachen, Gold-
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[293/0299] Jezt waren die beiden Gaͤſte erwacht. Ohn- geachtet ſie noch einige Schmerzen empfanden, ſo fuͤhlten ſie ſich doch ſchon ſo erquikt und geſtaͤrkt, daß ſie, mit Freitags und Robinſons Huͤlfe aufſtehen und ſich zu Tiſche ſezen konten. Und nun bezeigte ſich der alte Wilde bei allem, was er hier ſahe, eben ſo verwundrungsvol und er- ſtaunt, als ſein Sohn geweſen war, da er die europaͤiſchen Sachen zum erſtenmahle ſahe. Freitag muſte ſeinem Herrn zum Dolmet- ſcher dienen, indem dieſer ſich mit ſeinem Va- ter und mit dem Spanier unterredete. Ferdinand. Verſtand er denn Spaniſch? Vater. Nein! Aber der Spanier der ſchon ein halbes Jahr unter den Wilden gelebt hatte, verſtand ſchon etwas von Freitags Landesſpra- che, und konte ſich alſo gegen ihn einigermaaſ- ſen verſtaͤndlich machen. Der Hauptinhalt ſei- ner Erzaͤhlung war folgender: „Unſer Schif war zum Sklavenhandel be- ſtimt. Wir kamen von der afrikaniſchen Kuͤſte, wo wir gegen allerlei europaͤiſche Sachen, Gold- koͤrner, Elfenbein, und ſchwarze Menſchen ein- T 3

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/299>, abgerufen am 22.11.2024.