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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780.

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Vater. Thue das, lieber Nikolas! --

Robinson und seine Gefährten waren jezt
mit dem Verbrennen der todten Körper fertig
und gingen wieder nach Hause. Freitag hatte
unterdeß seinen Vater gelehrt, daß gesittete
Leute kein Menschenfleisch äßen, welches diesem
anfangs auch gar nicht recht einleuchten wolte.
Aber Freitag fuhr fort, ihm alles dasjenige
wieder zu erzählen, was er selbst von seinem
Herrn gelernt hatte, und brachte ihn dadurch in
kurzer Zeit zu einem wahren Abscheu gegen diese
unmenschliche Gewohnheit. Diesem Alten gab
Robinson aus dem Grunde, weil er doch eher,
als sein Sohn gewesen wäre, den Nahmen
Donnerstag; und so wollen wir ihn denn künf-
tig auch nennen.

Jezt berief Robinson Alle zu einer Raths-
versamlung, in welcher Freitag abermahls sein
Dolmetscher so wohl gegen den Spanier, als
auch gegen den alten Donnerstag, sein muste.
Er selbst, als das Haupt der übrigen, eröfnete
die Sizung mit folgender kurzen Anrede:

"Mei-
U

Vater. Thue das, lieber Nikolas! —

Robinſon und ſeine Gefaͤhrten waren jezt
mit dem Verbrennen der todten Koͤrper fertig
und gingen wieder nach Hauſe. Freitag hatte
unterdeß ſeinen Vater gelehrt, daß geſittete
Leute kein Menſchenfleiſch aͤßen, welches dieſem
anfangs auch gar nicht recht einleuchten wolte.
Aber Freitag fuhr fort, ihm alles dasjenige
wieder zu erzaͤhlen, was er ſelbſt von ſeinem
Herrn gelernt hatte, und brachte ihn dadurch in
kurzer Zeit zu einem wahren Abſcheu gegen dieſe
unmenſchliche Gewohnheit. Dieſem Alten gab
Robinſon aus dem Grunde, weil er doch eher,
als ſein Sohn geweſen waͤre, den Nahmen
Donnerſtag; und ſo wollen wir ihn denn kuͤnf-
tig auch nennen.

Jezt berief Robinſon Alle zu einer Raths-
verſamlung, in welcher Freitag abermahls ſein
Dolmetſcher ſo wohl gegen den Spanier, als
auch gegen den alten Donnerſtag, ſein muſte.
Er ſelbſt, als das Haupt der uͤbrigen, eroͤfnete
die Sizung mit folgender kurzen Anrede:

„Mei-
U
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[305/0311] Vater. Thue das, lieber Nikolas! — Robinſon und ſeine Gefaͤhrten waren jezt mit dem Verbrennen der todten Koͤrper fertig und gingen wieder nach Hauſe. Freitag hatte unterdeß ſeinen Vater gelehrt, daß geſittete Leute kein Menſchenfleiſch aͤßen, welches dieſem anfangs auch gar nicht recht einleuchten wolte. Aber Freitag fuhr fort, ihm alles dasjenige wieder zu erzaͤhlen, was er ſelbſt von ſeinem Herrn gelernt hatte, und brachte ihn dadurch in kurzer Zeit zu einem wahren Abſcheu gegen dieſe unmenſchliche Gewohnheit. Dieſem Alten gab Robinſon aus dem Grunde, weil er doch eher, als ſein Sohn geweſen waͤre, den Nahmen Donnerſtag; und ſo wollen wir ihn denn kuͤnf- tig auch nennen. Jezt berief Robinſon Alle zu einer Raths- verſamlung, in welcher Freitag abermahls ſein Dolmetſcher ſo wohl gegen den Spanier, als auch gegen den alten Donnerſtag, ſein muſte. Er ſelbſt, als das Haupt der uͤbrigen, eroͤfnete die Sizung mit folgender kurzen Anrede: „Mei- U

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/311>, abgerufen am 23.11.2024.