Wetstreit entstand, indem der Eine noch lieber, als der Andere, sein Leben wagen wolte: so sa- he sich Robinson endlich genöthiget, einen entscheidenden Ausspruch zu thun, dem alle, wie es sich geziemte, freudigst sich unterwarfen. Dieser fiel dahin aus, daß Donnerstag und der Spanier abreisen, Freitag hingegen bei ihm zurükbleiben solte.
Karl. Warum schikt' er aber nicht lieber Freitag hin, als den armen Alten?
Vater. Theils aus Liebe zu Freitag, den er unmöglich, ohne zu zittern, einer Gefahr aussezen konte, bei der er selbst nicht zu gegen wäre, theils deswegen, weil der Alte noch bes- ser, als sein Sohn, mit dem Meere und der Schiffarth bekant zu sein schien. Der Spanier hingegen muste um deswillen mit, weil seine Landesleute auf Robinsons Einladung sonst wohl nicht zu kommen sich getrauet hätten.
Es ward also beschlossen, daß die genanten beiden ihre Reise dahin nächstens antreten sol- ten. Vorher aber muste dafür gesorgt werden, daß ein, wenigstens zehnmahl grösserer Akker
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Wetſtreit entſtand, indem der Eine noch lieber, als der Andere, ſein Leben wagen wolte: ſo ſa- he ſich Robinſon endlich genoͤthiget, einen entſcheidenden Ausſpruch zu thun, dem alle, wie es ſich geziemte, freudigſt ſich unterwarfen. Dieſer fiel dahin aus, daß Donnerſtag und der Spanier abreiſen, Freitag hingegen bei ihm zuruͤkbleiben ſolte.
Karl. Warum ſchikt' er aber nicht lieber Freitag hin, als den armen Alten?
Vater. Theils aus Liebe zu Freitag, den er unmoͤglich, ohne zu zittern, einer Gefahr ausſezen konte, bei der er ſelbſt nicht zu gegen waͤre, theils deswegen, weil der Alte noch beſ- ſer, als ſein Sohn, mit dem Meere und der Schiffarth bekant zu ſein ſchien. Der Spanier hingegen muſte um deswillen mit, weil ſeine Landesleute auf Robinſons Einladung ſonſt wohl nicht zu kommen ſich getrauet haͤtten.
Es ward alſo beſchloſſen, daß die genanten beiden ihre Reiſe dahin naͤchſtens antreten ſol- ten. Vorher aber muſte dafuͤr geſorgt werden, daß ein, wenigſtens zehnmahl groͤſſerer Akker
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Wetſtreit entſtand, indem der Eine noch lieber,
als der Andere, ſein Leben wagen wolte: ſo ſa-
he ſich Robinſon endlich genoͤthiget, einen
entſcheidenden Ausſpruch zu thun, dem alle,
wie es ſich geziemte, freudigſt ſich unterwarfen.
Dieſer fiel dahin aus, daß Donnerſtag und
der Spanier abreiſen, Freitag hingegen bei
ihm zuruͤkbleiben ſolte.
Karl. Warum ſchikt' er aber nicht lieber
Freitag hin, als den armen Alten?
Vater. Theils aus Liebe zu Freitag, den
er unmoͤglich, ohne zu zittern, einer Gefahr
ausſezen konte, bei der er ſelbſt nicht zu gegen
waͤre, theils deswegen, weil der Alte noch beſ-
ſer, als ſein Sohn, mit dem Meere und der
Schiffarth bekant zu ſein ſchien. Der Spanier
hingegen muſte um deswillen mit, weil ſeine
Landesleute auf Robinſons Einladung ſonſt
wohl nicht zu kommen ſich getrauet haͤtten.
Es ward alſo beſchloſſen, daß die genanten
beiden ihre Reiſe dahin naͤchſtens antreten ſol-
ten. Vorher aber muſte dafuͤr geſorgt werden,
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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/313>, abgerufen am 24.11.2024.
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