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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780.

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seinem Vater von neuem um den Hals und be-
nezte sein Gesicht mit Tränen. Der Alte muste
sich endlich mit Gewalt von ihm loswinden;
aber, da er schon im Schiffe war, und der Kahn
jezt eben vom Lande stieß, sprang Freitag ihm
nach ins Meer, und schwam an die Seite des
Kahns, um ihn noch einmahl zu küssen und ihm
noch einmahl ein Lebewohl! zu zu schluchzen. Dan
kehrte er wieder um nach dem Strande, sezte
sich daselbst auf einer Anhöhe nieder und sahe
dem forteilenden Kahne unter vielen Seufzern
und Tränen so lange nach, bis er aus seinen Au-
gen verschwunden war.

Robinson, der ihn zu zerstreuen wünschte,
wandte den größten Theil dieses Tages zur Jagd
und zu Lustwanderungen durch die Gebirge an.
Sie waren noch nicht weit gegangen, als der
Pudel, der mit ihnen gelaufen war, an dem
Fuße eines mit Gebüsch bewachsenen Felsens ste-
hen blieb und unaufhörlich zu bellen anfing.
Man näherte sich dem Orte und fand ein Loch
in dem Felsen, welches aber nur so groß war,

daß

ſeinem Vater von neuem um den Hals und be-
nezte ſein Geſicht mit Traͤnen. Der Alte muſte
ſich endlich mit Gewalt von ihm loswinden;
aber, da er ſchon im Schiffe war, und der Kahn
jezt eben vom Lande ſtieß, ſprang Freitag ihm
nach ins Meer, und ſchwam an die Seite des
Kahns, um ihn noch einmahl zu kuͤſſen und ihm
noch einmahl ein Lebewohl! zu zu ſchluchzen. Dan
kehrte er wieder um nach dem Strande, ſezte
ſich daſelbſt auf einer Anhoͤhe nieder und ſahe
dem forteilenden Kahne unter vielen Seufzern
und Traͤnen ſo lange nach, bis er aus ſeinen Au-
gen verſchwunden war.

Robinſon, der ihn zu zerſtreuen wuͤnſchte,
wandte den groͤßten Theil dieſes Tages zur Jagd
und zu Luſtwanderungen durch die Gebirge an.
Sie waren noch nicht weit gegangen, als der
Pudel, der mit ihnen gelaufen war, an dem
Fuße eines mit Gebuͤſch bewachſenen Felſens ſte-
hen blieb und unaufhoͤrlich zu bellen anfing.
Man naͤherte ſich dem Orte und fand ein Loch
in dem Felſen, welches aber nur ſo groß war,

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[312/0318] ſeinem Vater von neuem um den Hals und be- nezte ſein Geſicht mit Traͤnen. Der Alte muſte ſich endlich mit Gewalt von ihm loswinden; aber, da er ſchon im Schiffe war, und der Kahn jezt eben vom Lande ſtieß, ſprang Freitag ihm nach ins Meer, und ſchwam an die Seite des Kahns, um ihn noch einmahl zu kuͤſſen und ihm noch einmahl ein Lebewohl! zu zu ſchluchzen. Dan kehrte er wieder um nach dem Strande, ſezte ſich daſelbſt auf einer Anhoͤhe nieder und ſahe dem forteilenden Kahne unter vielen Seufzern und Traͤnen ſo lange nach, bis er aus ſeinen Au- gen verſchwunden war. Robinſon, der ihn zu zerſtreuen wuͤnſchte, wandte den groͤßten Theil dieſes Tages zur Jagd und zu Luſtwanderungen durch die Gebirge an. Sie waren noch nicht weit gegangen, als der Pudel, der mit ihnen gelaufen war, an dem Fuße eines mit Gebuͤſch bewachſenen Felſens ſte- hen blieb und unaufhoͤrlich zu bellen anfing. Man naͤherte ſich dem Orte und fand ein Loch in dem Felſen, welches aber nur ſo groß war, daß

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/318>, abgerufen am 24.11.2024.