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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780.

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sen Sie uns versuchen, ob wir sie, ohne Blut-
vergiessen, in unsere Gewalt kriegen können."

Sie gingen, und Freitag muste die Strikke
mitnehmen, mit welchen die drei Männer an
Händen und Füßen waren gebunden gewesen.
Jezt naheten sie sich dem ersten, der auf dem
Gesichte lag und so fest schlief, daß sie ihn an
Händen und Füßen schon gepakt und ihm ein
Schnupftuch in den Mund gestekt hatten, bevor
er recht erwacht war. Man band ihm die Hän-
de auf den Rükken, befahl ihm auf derselben
Stelle ohne sich zu regen und ohne den mindesten
Laut von sich zu geben, liegen zu bleiben; wi-
drigenfals man ihm unverzüglich eine Kugel durch
den Kopf schießen würde. Man hatte ihn aber
so gelegt, daß er das Gesicht nach der See hin-
gerichtet hatte, und also nicht erfahren konte,
wie es um seine Kameraden stünde.

Nun wandten sie sich zu dem Zweiten, dem
es nicht besser ging. Er wurde eben so gebun-
den, eben so gelegt und eben so bedroht, als
sein Vorgänger. Das Glük, oder vielmehr die
götliche Vorsehung, zeigte sich auch hier, als

eine

ſen Sie uns verſuchen, ob wir ſie, ohne Blut-
vergieſſen, in unſere Gewalt kriegen koͤnnen.„

Sie gingen, und Freitag muſte die Strikke
mitnehmen, mit welchen die drei Maͤnner an
Haͤnden und Fuͤßen waren gebunden geweſen.
Jezt naheten ſie ſich dem erſten, der auf dem
Geſichte lag und ſo feſt ſchlief, daß ſie ihn an
Haͤnden und Fuͤßen ſchon gepakt und ihm ein
Schnupftuch in den Mund geſtekt hatten, bevor
er recht erwacht war. Man band ihm die Haͤn-
de auf den Ruͤkken, befahl ihm auf derſelben
Stelle ohne ſich zu regen und ohne den mindeſten
Laut von ſich zu geben, liegen zu bleiben; wi-
drigenfals man ihm unverzuͤglich eine Kugel durch
den Kopf ſchießen wuͤrde. Man hatte ihn aber
ſo gelegt, daß er das Geſicht nach der See hin-
gerichtet hatte, und alſo nicht erfahren konte,
wie es um ſeine Kameraden ſtuͤnde.

Nun wandten ſie ſich zu dem Zweiten, dem
es nicht beſſer ging. Er wurde eben ſo gebun-
den, eben ſo gelegt und eben ſo bedroht, als
ſein Vorgaͤnger. Das Gluͤk, oder vielmehr die
goͤtliche Vorſehung, zeigte ſich auch hier, als

eine
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[328/0334] ſen Sie uns verſuchen, ob wir ſie, ohne Blut- vergieſſen, in unſere Gewalt kriegen koͤnnen.„ Sie gingen, und Freitag muſte die Strikke mitnehmen, mit welchen die drei Maͤnner an Haͤnden und Fuͤßen waren gebunden geweſen. Jezt naheten ſie ſich dem erſten, der auf dem Geſichte lag und ſo feſt ſchlief, daß ſie ihn an Haͤnden und Fuͤßen ſchon gepakt und ihm ein Schnupftuch in den Mund geſtekt hatten, bevor er recht erwacht war. Man band ihm die Haͤn- de auf den Ruͤkken, befahl ihm auf derſelben Stelle ohne ſich zu regen und ohne den mindeſten Laut von ſich zu geben, liegen zu bleiben; wi- drigenfals man ihm unverzuͤglich eine Kugel durch den Kopf ſchießen wuͤrde. Man hatte ihn aber ſo gelegt, daß er das Geſicht nach der See hin- gerichtet hatte, und alſo nicht erfahren konte, wie es um ſeine Kameraden ſtuͤnde. Nun wandten ſie ſich zu dem Zweiten, dem es nicht beſſer ging. Er wurde eben ſo gebun- den, eben ſo gelegt und eben ſo bedroht, als ſein Vorgaͤnger. Das Gluͤk, oder vielmehr die goͤtliche Vorſehung, zeigte ſich auch hier, als eine

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/334>, abgerufen am 24.11.2024.