det von dem langen vergeblichen Herumirren. Ihr Erstaunen, und ihr Wehklagen über die Abwe- senheit des Boots war unbeschreiblich. Da ih- rer fünf zusammen waren, wurde einer der Be- gnadigten Matrosen mit der Anfrage an sie ab- geschikt: ob sie sogleich gutwillig das Gewehr strekken und sich ergeben wolten? Wo nicht, so hätte der Stadthalter der Insel in einer Entfer- nung von dreißig Schritten funfzig Man auf- marschiren lassen, um sie alle nieder zu schiessen. Ihr Boot wäre schon genommen, alle ihre Ka- meraden wären gefangen und sie hätten also blos zwischen Tod und Gefangenschaft zu wählen.
Robinson ließ hierauf alle seine Gefähr- ten ein Geklirre mit den Waffen machen, um der Aussage des Matrosen noch mehr Wahr- scheinlichkeit zu geben. "Haben wir Pardon zu hoffen?" fragte endlich Einer, dem der Kapi- tain ungesehen folgendermaßen zurief: Thomas Schmith, du kenst meine Stimme: leget ihr unverzüglich das Gewehr nieder, so sol euch das Leben geschenkt sein, bis auf Atkins. Dieser war nemlich einer der Urheber der Meuterei gewesen.
Alle
det von dem langen vergeblichen Herumirren. Ihr Erſtaunen, und ihr Wehklagen uͤber die Abwe- ſenheit des Boots war unbeſchreiblich. Da ih- rer fuͤnf zuſammen waren, wurde einer der Be- gnadigten Matroſen mit der Anfrage an ſie ab- geſchikt: ob ſie ſogleich gutwillig das Gewehr ſtrekken und ſich ergeben wolten? Wo nicht, ſo haͤtte der Stadthalter der Inſel in einer Entfer- nung von dreißig Schritten funfzig Man auf- marſchiren laſſen, um ſie alle nieder zu ſchieſſen. Ihr Boot waͤre ſchon genommen, alle ihre Ka- meraden waͤren gefangen und ſie haͤtten alſo blos zwiſchen Tod und Gefangenſchaft zu waͤhlen.
Robinſon ließ hierauf alle ſeine Gefaͤhr- ten ein Geklirre mit den Waffen machen, um der Ausſage des Matroſen noch mehr Wahr- ſcheinlichkeit zu geben. „Haben wir Pardon zu hoffen?„ fragte endlich Einer, dem der Kapi- tain ungeſehen folgendermaßen zurief: Thomas Schmith, du kenſt meine Stimme: leget ihr unverzuͤglich das Gewehr nieder, ſo ſol euch das Leben geſchenkt ſein, bis auf Atkins. Dieſer war nemlich einer der Urheber der Meuterei geweſen.
Alle
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0341"n="335"/>
det von dem langen vergeblichen Herumirren. Ihr<lb/>
Erſtaunen, und ihr Wehklagen uͤber die Abwe-<lb/>ſenheit des Boots war unbeſchreiblich. Da ih-<lb/>
rer fuͤnf zuſammen waren, wurde einer der Be-<lb/>
gnadigten Matroſen mit der Anfrage an ſie ab-<lb/>
geſchikt: ob ſie ſogleich gutwillig das Gewehr<lb/>ſtrekken und ſich ergeben wolten? Wo nicht, ſo<lb/>
haͤtte der Stadthalter der Inſel in einer Entfer-<lb/>
nung von dreißig Schritten funfzig Man auf-<lb/>
marſchiren laſſen, um ſie alle nieder zu ſchieſſen.<lb/>
Ihr Boot waͤre ſchon genommen, alle ihre Ka-<lb/>
meraden waͤren gefangen und ſie haͤtten alſo blos<lb/>
zwiſchen Tod und Gefangenſchaft zu waͤhlen.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Robinſon</hi> ließ hierauf alle ſeine Gefaͤhr-<lb/>
ten ein Geklirre mit den Waffen machen, um<lb/>
der Ausſage des Matroſen noch mehr Wahr-<lb/>ſcheinlichkeit zu geben. „Haben wir Pardon zu<lb/>
hoffen?„ fragte endlich Einer, dem der Kapi-<lb/>
tain ungeſehen folgendermaßen zurief: Thomas<lb/>
Schmith, du kenſt meine Stimme: leget ihr<lb/>
unverzuͤglich das Gewehr nieder, ſo ſol euch das<lb/>
Leben geſchenkt ſein, bis auf <hirendition="#fr">Atkins.</hi> Dieſer war<lb/>
nemlich einer der Urheber der Meuterei geweſen.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Alle</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[335/0341]
det von dem langen vergeblichen Herumirren. Ihr
Erſtaunen, und ihr Wehklagen uͤber die Abwe-
ſenheit des Boots war unbeſchreiblich. Da ih-
rer fuͤnf zuſammen waren, wurde einer der Be-
gnadigten Matroſen mit der Anfrage an ſie ab-
geſchikt: ob ſie ſogleich gutwillig das Gewehr
ſtrekken und ſich ergeben wolten? Wo nicht, ſo
haͤtte der Stadthalter der Inſel in einer Entfer-
nung von dreißig Schritten funfzig Man auf-
marſchiren laſſen, um ſie alle nieder zu ſchieſſen.
Ihr Boot waͤre ſchon genommen, alle ihre Ka-
meraden waͤren gefangen und ſie haͤtten alſo blos
zwiſchen Tod und Gefangenſchaft zu waͤhlen.
Robinſon ließ hierauf alle ſeine Gefaͤhr-
ten ein Geklirre mit den Waffen machen, um
der Ausſage des Matroſen noch mehr Wahr-
ſcheinlichkeit zu geben. „Haben wir Pardon zu
hoffen?„ fragte endlich Einer, dem der Kapi-
tain ungeſehen folgendermaßen zurief: Thomas
Schmith, du kenſt meine Stimme: leget ihr
unverzuͤglich das Gewehr nieder, ſo ſol euch das
Leben geſchenkt ſein, bis auf Atkins. Dieſer war
nemlich einer der Urheber der Meuterei geweſen.
Alle
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/341>, abgerufen am 15.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.