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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780.

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zusammen, damit diese durch jene in ihrer Treue
bestärkt werden mögten. Unterdeß muste der
Schifszimmerman in aller Eile den durchlöcher-
ten Boden des einen Boots ausbessern; und da
dieses geschehen war, wurden beide Böte in der
größten Geschwindigkeit wieder aufs Wasser ge-
bracht. Darauf ward beschlossen, daß der Schifs-
kapitain das eine, der Steuerman hingegen das
andere Boot kommandiren, und daß die Man-
schaft unter sie vertheilt werden solte. Alle wur-
den mit Gewehr und Munizion versehen, und
nachdem darauf Robinson den Schifskapitain
umarmt und ihm Glük zu seiner Unternehmung
gewünscht hatte, ging jener unter Segel.

Nikolas. Das wundert mich doch, daß
Robinson nicht mit ging!

Vater. Es war nicht Furchtsamkeit, son-
dern vernünftige Ueberlegung, die ihn zurük
hielt. Die Gefangenen hätten losbrechen, hät-
ten in seiner Abwesenheit sich der Burg bemäch-
tigen können; und dieser einzige sichere Aufent-
halt, der zugleich alle Hülfsmittel zu seiner
Glükseeligkeit enthielt, war ihm viel zu wich-

tig,
Y 2

zuſammen, damit dieſe durch jene in ihrer Treue
beſtaͤrkt werden moͤgten. Unterdeß muſte der
Schifszimmerman in aller Eile den durchloͤcher-
ten Boden des einen Boots ausbeſſern; und da
dieſes geſchehen war, wurden beide Boͤte in der
groͤßten Geſchwindigkeit wieder aufs Waſſer ge-
bracht. Darauf ward beſchloſſen, daß der Schifs-
kapitain das eine, der Steuerman hingegen das
andere Boot kommandiren, und daß die Man-
ſchaft unter ſie vertheilt werden ſolte. Alle wur-
den mit Gewehr und Munizion verſehen, und
nachdem darauf Robinſon den Schifskapitain
umarmt und ihm Gluͤk zu ſeiner Unternehmung
gewuͤnſcht hatte, ging jener unter Segel.

Nikolas. Das wundert mich doch, daß
Robinſon nicht mit ging!

Vater. Es war nicht Furchtſamkeit, ſon-
dern vernuͤnftige Ueberlegung, die ihn zuruͤk
hielt. Die Gefangenen haͤtten losbrechen, haͤt-
ten in ſeiner Abweſenheit ſich der Burg bemaͤch-
tigen koͤnnen; und dieſer einzige ſichere Aufent-
halt, der zugleich alle Huͤlfsmittel zu ſeiner
Gluͤkſeeligkeit enthielt, war ihm viel zu wich-

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[339/0345] zuſammen, damit dieſe durch jene in ihrer Treue beſtaͤrkt werden moͤgten. Unterdeß muſte der Schifszimmerman in aller Eile den durchloͤcher- ten Boden des einen Boots ausbeſſern; und da dieſes geſchehen war, wurden beide Boͤte in der groͤßten Geſchwindigkeit wieder aufs Waſſer ge- bracht. Darauf ward beſchloſſen, daß der Schifs- kapitain das eine, der Steuerman hingegen das andere Boot kommandiren, und daß die Man- ſchaft unter ſie vertheilt werden ſolte. Alle wur- den mit Gewehr und Munizion verſehen, und nachdem darauf Robinſon den Schifskapitain umarmt und ihm Gluͤk zu ſeiner Unternehmung gewuͤnſcht hatte, ging jener unter Segel. Nikolas. Das wundert mich doch, daß Robinſon nicht mit ging! Vater. Es war nicht Furchtſamkeit, ſon- dern vernuͤnftige Ueberlegung, die ihn zuruͤk hielt. Die Gefangenen haͤtten losbrechen, haͤt- ten in ſeiner Abweſenheit ſich der Burg bemaͤch- tigen koͤnnen; und dieſer einzige ſichere Aufent- halt, der zugleich alle Huͤlfsmittel zu ſeiner Gluͤkſeeligkeit enthielt, war ihm viel zu wich- tig, Y 2

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/345>, abgerufen am 24.11.2024.