Der Fal schien nicht unmöglich zu sein; er hielt es also für nöthig, sich auch darauf gefaßt zu machen, um nicht durch Hunger und Durst zur Uebergabe genöthiget zu werden. In die- ser Absicht beschloß er, wenigstens ein milchge- bendes Lama immer auf seinem Hofraume zu halten und zum Unterhalte desselben einen nur in der Noth anzugreifenden Heuschober in Be- reitschaft zu haben; ferner so viel Käse, als er nur immer ersparen könte, aufzubewahren und endlich einen Vorrath von Früchten und Austern von einem Tage zum andern so lange zu sparen, als sie sich nur halten würden.
Auf die Ausführung eines andern Einfals must' er Verzicht thun, weil er voraus sahe, daß sie ihm gar zu viel Zeit kosten würde. Er wünschte nemlich, die Quelle, welche nicht weit von seiner Wohnung hervorsprudelte und einen kleinen Bach machte, durch seinen Hofraum lei- ten zu können, um im Fal einer Belagerung auch mit Wasser versehen zu sein. Aber da hätte er eine ziemlich große Anhöhe durchstechen müs- sen, welches von einem einzigen Menschen ohne
großen
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Der Fal ſchien nicht unmoͤglich zu ſein; er hielt es alſo fuͤr noͤthig, ſich auch darauf gefaßt zu machen, um nicht durch Hunger und Durſt zur Uebergabe genoͤthiget zu werden. In die- ſer Abſicht beſchloß er, wenigſtens ein milchge- bendes Lama immer auf ſeinem Hofraume zu halten und zum Unterhalte deſſelben einen nur in der Noth anzugreifenden Heuſchober in Be- reitſchaft zu haben; ferner ſo viel Kaͤſe, als er nur immer erſparen koͤnte, aufzubewahren und endlich einen Vorrath von Fruͤchten und Auſtern von einem Tage zum andern ſo lange zu ſparen, als ſie ſich nur halten wuͤrden.
Auf die Ausfuͤhrung eines andern Einfals muſt' er Verzicht thun, weil er voraus ſahe, daß ſie ihm gar zu viel Zeit koſten wuͤrde. Er wuͤnſchte nemlich, die Quelle, welche nicht weit von ſeiner Wohnung hervorſprudelte und einen kleinen Bach machte, durch ſeinen Hofraum lei- ten zu koͤnnen, um im Fal einer Belagerung auch mit Waſſer verſehen zu ſein. Aber da haͤtte er eine ziemlich große Anhoͤhe durchſtechen muͤſ- ſen, welches von einem einzigen Menſchen ohne
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Der Fal ſchien nicht unmoͤglich zu ſein; er
hielt es alſo fuͤr noͤthig, ſich auch darauf gefaßt
zu machen, um nicht durch Hunger und Durſt
zur Uebergabe genoͤthiget zu werden. In die-
ſer Abſicht beſchloß er, wenigſtens ein milchge-
bendes Lama immer auf ſeinem Hofraume zu
halten und zum Unterhalte deſſelben einen nur
in der Noth anzugreifenden Heuſchober in Be-
reitſchaft zu haben; ferner ſo viel Kaͤſe, als er
nur immer erſparen koͤnte, aufzubewahren und
endlich einen Vorrath von Fruͤchten und Auſtern
von einem Tage zum andern ſo lange zu ſparen,
als ſie ſich nur halten wuͤrden.
Auf die Ausfuͤhrung eines andern Einfals
muſt' er Verzicht thun, weil er voraus ſahe,
daß ſie ihm gar zu viel Zeit koſten wuͤrde. Er
wuͤnſchte nemlich, die Quelle, welche nicht weit
von ſeiner Wohnung hervorſprudelte und einen
kleinen Bach machte, durch ſeinen Hofraum lei-
ten zu koͤnnen, um im Fal einer Belagerung
auch mit Waſſer verſehen zu ſein. Aber da haͤtte
er eine ziemlich große Anhoͤhe durchſtechen muͤſ-
ſen, welches von einem einzigen Menſchen ohne
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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/73>, abgerufen am 23.11.2024.
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