sazes, Zufriedenheit und Freude für dich und andere rund um dich her verbreiten zu wol- len; hüte dich daneben vor übertriebenen Anstrengungen des Geistes, und laß auf jegliche Arbeit eine verhältnißmäßige Ruhe, auf jegliche Ruhe eine verhältnißmäßige Leibesbewegung folgen; endlich, mein Sohn, widerstehe mit aller Kraft, welche dir beiwohnt, den ersten Versuchen, die der Dämon der Mißmüthigkeit und der bösen Laune macht, sich deines Herzens zu bemächtigen, fest überzeugt, daß auch von ihm gelte, was irgendwo geschrieben steht: "laß den bösen Geist dich nur erst bei einem Haar ergreifen, und du bist sein auf ewig."
Doch auch die heiterste Sele hat ihre Stun- den der Verfinsterung, und es würde umsonst sein, wenn ich dich ermahnte, deren keine zu ha- ben. Es gibt der Stürme, welche den reinen Bach unserer Gedanken und Empfindungen trü- ben können, so viele im menschlichen Leben; und wer darf sagen, daß ihn deren keiner überraschen werde? Besser also ists, ich empfehle dir auf
diesen
ſazes, Zufriedenheit und Freude fuͤr dich und andere rund um dich her verbreiten zu wol- len; huͤte dich daneben vor uͤbertriebenen Anſtrengungen des Geiſtes, und laß auf jegliche Arbeit eine verhaͤltnißmaͤßige Ruhe, auf jegliche Ruhe eine verhaͤltnißmaͤßige Leibesbewegung folgen; endlich, mein Sohn, widerſtehe mit aller Kraft, welche dir beiwohnt, den erſten Verſuchen, die der Daͤmon der Mißmuͤthigkeit und der boͤſen Laune macht, ſich deines Herzens zu bemaͤchtigen, feſt uͤberzeugt, daß auch von ihm gelte, was irgendwo geſchrieben ſteht: “laß den boͤſen Geiſt dich nur erſt bei einem Haar ergreifen, und du biſt ſein auf ewig.„
Doch auch die heiterſte Sele hat ihre Stun- den der Verfinſterung, und es wuͤrde umſonſt ſein, wenn ich dich ermahnte, deren keine zu ha- ben. Es gibt der Stuͤrme, welche den reinen Bach unſerer Gedanken und Empfindungen truͤ- ben koͤnnen, ſo viele im menſchlichen Leben; und wer darf ſagen, daß ihn deren keiner uͤberraſchen werde? Beſſer alſo iſts, ich empfehle dir auf
dieſen
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ſazes, Zufriedenheit und Freude fuͤr dich und
andere rund um dich her verbreiten zu wol-
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Anſtrengungen des Geiſtes, und laß auf
jegliche Arbeit eine verhaͤltnißmaͤßige Ruhe,
auf jegliche Ruhe eine verhaͤltnißmaͤßige
Leibesbewegung folgen; endlich, mein
Sohn, widerſtehe mit aller Kraft, welche
dir beiwohnt, den erſten Verſuchen, die
der Daͤmon der Mißmuͤthigkeit und der
boͤſen Laune macht, ſich deines Herzens zu
bemaͤchtigen, feſt uͤberzeugt, daß auch von
ihm gelte, was irgendwo geſchrieben ſteht:
“laß den boͤſen Geiſt dich nur erſt bei einem
Haar ergreifen, und du biſt ſein auf ewig.„
Doch auch die heiterſte Sele hat ihre Stun-
den der Verfinſterung, und es wuͤrde umſonſt
ſein, wenn ich dich ermahnte, deren keine zu ha-
ben. Es gibt der Stuͤrme, welche den reinen
Bach unſerer Gedanken und Empfindungen truͤ-
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wer darf ſagen, daß ihn deren keiner uͤberraſchen
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Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_theophron01_1783/196>, abgerufen am 17.05.2024.
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