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Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783.

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Aber bei dieser Warnung vor dem Abschaum
der Menschheit und vor groben thierischen Aus-
schweifungen darf ich es nicht bewenden lassen,
wenn ich dir nicht die Hälfte der Gefahr, welche
deiner Glükseeligkeit droht, verhelen wil. Wisse
also, daß auch der Umgang mit wirklich tugend-
haften Frauenzimmern für deine Unschuld und für
dein Wohlergehn gefährlich werden kan, sobald
du die Schranken der Hochachtung oder einer ehr-
erbietigen Freundschaft überschreitest, und solchen
Empfindungen Raum gibst, welche allein das
Band der Ehe heiligen und für unsern Wachs-
thum an Volkommenheit und Glükseeligkeit wohl-
thätig machen kan. Glaube die Versicherung
eines Mannes, der einen ansehnlichen Theil
seines Lebens dazu angewandt hat, die Natur
des Menschen zu beobachten und zu merken,
was ihr nüzlich und was ihr schädlich werden
kan; die Versicherung: daß auch die reinste

und

Aber bei dieſer Warnung vor dem Abſchaum
der Menſchheit und vor groben thieriſchen Aus-
ſchweifungen darf ich es nicht bewenden laſſen,
wenn ich dir nicht die Haͤlfte der Gefahr, welche
deiner Gluͤkſeeligkeit droht, verhelen wil. Wiſſe
alſo, daß auch der Umgang mit wirklich tugend-
haften Frauenzimmern fuͤr deine Unſchuld und fuͤr
dein Wohlergehn gefaͤhrlich werden kan, ſobald
du die Schranken der Hochachtung oder einer ehr-
erbietigen Freundſchaft uͤberſchreiteſt, und ſolchen
Empfindungen Raum gibſt, welche allein das
Band der Ehe heiligen und fuͤr unſern Wachs-
thum an Volkommenheit und Gluͤkſeeligkeit wohl-
thaͤtig machen kan. Glaube die Verſicherung
eines Mannes, der einen anſehnlichen Theil
ſeines Lebens dazu angewandt hat, die Natur
des Menſchen zu beobachten und zu merken,
was ihr nuͤzlich und was ihr ſchaͤdlich werden
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[262/0292] Aber bei dieſer Warnung vor dem Abſchaum der Menſchheit und vor groben thieriſchen Aus- ſchweifungen darf ich es nicht bewenden laſſen, wenn ich dir nicht die Haͤlfte der Gefahr, welche deiner Gluͤkſeeligkeit droht, verhelen wil. Wiſſe alſo, daß auch der Umgang mit wirklich tugend- haften Frauenzimmern fuͤr deine Unſchuld und fuͤr dein Wohlergehn gefaͤhrlich werden kan, ſobald du die Schranken der Hochachtung oder einer ehr- erbietigen Freundſchaft uͤberſchreiteſt, und ſolchen Empfindungen Raum gibſt, welche allein das Band der Ehe heiligen und fuͤr unſern Wachs- thum an Volkommenheit und Gluͤkſeeligkeit wohl- thaͤtig machen kan. Glaube die Verſicherung eines Mannes, der einen anſehnlichen Theil ſeines Lebens dazu angewandt hat, die Natur des Menſchen zu beobachten und zu merken, was ihr nuͤzlich und was ihr ſchaͤdlich werden kan; die Verſicherung: daß auch die reinſte und

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_theophron01_1783/292>, abgerufen am 22.11.2024.