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Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783.

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daß mein bisheriger Unterricht, und die Sorg-
falt, die ich anwandte, dich zum fleißigen Nach-
denken über diese wundervolle Welt, über die ganze
herliche Einrichtung derselben, über die darin vor-
fallenden Veränderungen in natürlichen und sit-
lichen Dingen, über dich selbst und über deine ei-
gene Schiksale, zu bewegen, dich völlig werden
überzeugt haben, daß alle Weltbegebenheiten, auch
die allerkleinsten, alle Wirkungen der Naturkräfte,
sowohl in den lebendigen als auch in den leblosen
Geschöpfen, von dem Willen, von dem Einflusse
und von der beständigen Lenkung eben des mäch-
tigen, weisen und gütigen Wesens abhangen, dem
das ganze Weltal selbst sein Dasein zu verdanken
hat. Ich erspare daher eine jezt unnöthige
Wiederholung dieses Unterrichts, und schränke
mich vorjezt blos auf folgenden, daraus abflies-
senden Rath ein:

Ehe du ein Geschäft unternimst, verab-
säume nie, deine ganze Sele zu Gott,
dem Urquel alles Guten, inbrünstig zu er-
heben, und ihn um Beistand, und um Stär-
kung deiner eigenen schwachen Kräfte de-
mütigst anzuflehen
.


Du

daß mein bisheriger Unterricht, und die Sorg-
falt, die ich anwandte, dich zum fleißigen Nach-
denken uͤber dieſe wundervolle Welt, uͤber die ganze
herliche Einrichtung derſelben, uͤber die darin vor-
fallenden Veraͤnderungen in natuͤrlichen und ſit-
lichen Dingen, uͤber dich ſelbſt und uͤber deine ei-
gene Schikſale, zu bewegen, dich voͤllig werden
uͤberzeugt haben, daß alle Weltbegebenheiten, auch
die allerkleinſten, alle Wirkungen der Naturkraͤfte,
ſowohl in den lebendigen als auch in den lebloſen
Geſchoͤpfen, von dem Willen, von dem Einfluſſe
und von der beſtaͤndigen Lenkung eben des maͤch-
tigen, weiſen und guͤtigen Weſens abhangen, dem
das ganze Weltal ſelbſt ſein Daſein zu verdanken
hat. Ich erſpare daher eine jezt unnoͤthige
Wiederholung dieſes Unterrichts, und ſchraͤnke
mich vorjezt blos auf folgenden, daraus abflieſ-
ſenden Rath ein:

Ehe du ein Geſchaͤft unternimſt, verab-
ſaͤume nie, deine ganze Sele zu Gott,
dem Urquel alles Guten, inbruͤnſtig zu er-
heben, und ihn um Beiſtand, und um Staͤr-
kung deiner eigenen ſchwachen Kraͤfte de-
muͤtigſt anzuflehen
.


Du
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[40/0070] daß mein bisheriger Unterricht, und die Sorg- falt, die ich anwandte, dich zum fleißigen Nach- denken uͤber dieſe wundervolle Welt, uͤber die ganze herliche Einrichtung derſelben, uͤber die darin vor- fallenden Veraͤnderungen in natuͤrlichen und ſit- lichen Dingen, uͤber dich ſelbſt und uͤber deine ei- gene Schikſale, zu bewegen, dich voͤllig werden uͤberzeugt haben, daß alle Weltbegebenheiten, auch die allerkleinſten, alle Wirkungen der Naturkraͤfte, ſowohl in den lebendigen als auch in den lebloſen Geſchoͤpfen, von dem Willen, von dem Einfluſſe und von der beſtaͤndigen Lenkung eben des maͤch- tigen, weiſen und guͤtigen Weſens abhangen, dem das ganze Weltal ſelbſt ſein Daſein zu verdanken hat. Ich erſpare daher eine jezt unnoͤthige Wiederholung dieſes Unterrichts, und ſchraͤnke mich vorjezt blos auf folgenden, daraus abflieſ- ſenden Rath ein: Ehe du ein Geſchaͤft unternimſt, verab- ſaͤume nie, deine ganze Sele zu Gott, dem Urquel alles Guten, inbruͤnſtig zu er- heben, und ihn um Beiſtand, und um Staͤr- kung deiner eigenen ſchwachen Kraͤfte de- muͤtigſt anzuflehen. Du

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_theophron01_1783/70>, abgerufen am 17.05.2024.