Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

immer Menschen, das heißt, eingeschränkte Geister,
welche ihre Aufmerksamkeit, wenn sie in einem ge-
wissen Grade wirksam sein sol, jedesmahl nur auf
einen Gegenstand heften können. Je bestimter
dieser ist, je genauer man ihn von andern
Gegenständen abgesondert hat, und je aus-
schließender wir unsere Vorstellungskraft darauf
eingeengt haben; um desto deutlicher und lebhafter
sind unsere Ideen, um desto thätiger, um desto
mächtiger ist unsere ganze Wirkungskraft. Das
Gleichniß von einem Brenglase, welches die zer-
streuten Sonnenstrale zusammenfaßt, um damit
zu zünden, ist eben so bekant, als passend.

Theile also so sehr es nur immer thunlich ist,
deine jedesmaligen Arbeiten ein, und nim eine
nach der andern vor. Um diese Bemühung zu
erleichtern, mache es dir zur Gewohnheit,
an jedem Abend, so weit es möglich ist,
einen ordentlichen Plan zu den Geschäften
des folgenden Tages zu entwerfen, in wel-
chem die Folge derselben und die Stun-
den, in denen sie vorgenommen werden
sollen, bestmöglich bestimt sind
. O es ist

eine
D 4

immer Menſchen, das heißt, eingeſchraͤnkte Geiſter,
welche ihre Aufmerkſamkeit, wenn ſie in einem ge-
wiſſen Grade wirkſam ſein ſol, jedesmahl nur auf
einen Gegenſtand heften koͤnnen. Je beſtimter
dieſer iſt, je genauer man ihn von andern
Gegenſtaͤnden abgeſondert hat, und je aus-
ſchließender wir unſere Vorſtellungskraft darauf
eingeengt haben; um deſto deutlicher und lebhafter
ſind unſere Ideen, um deſto thaͤtiger, um deſto
maͤchtiger iſt unſere ganze Wirkungskraft. Das
Gleichniß von einem Brenglaſe, welches die zer-
ſtreuten Sonnenſtrale zuſammenfaßt, um damit
zu zuͤnden, iſt eben ſo bekant, als paſſend.

Theile alſo ſo ſehr es nur immer thunlich iſt,
deine jedesmaligen Arbeiten ein, und nim eine
nach der andern vor. Um dieſe Bemuͤhung zu
erleichtern, mache es dir zur Gewohnheit,
an jedem Abend, ſo weit es moͤglich iſt,
einen ordentlichen Plan zu den Geſchaͤften
des folgenden Tages zu entwerfen, in wel-
chem die Folge derſelben und die Stun-
den, in denen ſie vorgenommen werden
ſollen, beſtmoͤglich beſtimt ſind
. O es iſt

eine
D 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0085" n="55"/>
immer Men&#x017F;chen, das heißt, einge&#x017F;chra&#x0364;nkte Gei&#x017F;ter,<lb/>
welche ihre Aufmerk&#x017F;amkeit, wenn &#x017F;ie in einem ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en Grade wirk&#x017F;am &#x017F;ein &#x017F;ol, jedesmahl nur auf<lb/><hi rendition="#fr">einen</hi> Gegen&#x017F;tand heften ko&#x0364;nnen. Je be&#x017F;timter<lb/>
die&#x017F;er i&#x017F;t, je genauer man ihn von andern<lb/>
Gegen&#x017F;ta&#x0364;nden abge&#x017F;ondert hat, und je aus-<lb/>
&#x017F;chließender wir un&#x017F;ere Vor&#x017F;tellungskraft darauf<lb/>
eingeengt haben; um de&#x017F;to deutlicher und lebhafter<lb/>
&#x017F;ind un&#x017F;ere Ideen, um de&#x017F;to tha&#x0364;tiger, um de&#x017F;to<lb/>
ma&#x0364;chtiger i&#x017F;t un&#x017F;ere ganze Wirkungskraft. Das<lb/>
Gleichniß von einem Brengla&#x017F;e, welches die zer-<lb/>
&#x017F;treuten Sonnen&#x017F;trale zu&#x017F;ammenfaßt, um damit<lb/>
zu zu&#x0364;nden, i&#x017F;t eben &#x017F;o bekant, als pa&#x017F;&#x017F;end.</p><lb/>
        <p>Theile al&#x017F;o &#x017F;o &#x017F;ehr es nur immer thunlich i&#x017F;t,<lb/>
deine jedesmaligen Arbeiten ein, und nim eine<lb/>
nach der andern vor. Um die&#x017F;e Bemu&#x0364;hung zu<lb/>
erleichtern, <hi rendition="#fr">mache es dir zur Gewohnheit,<lb/>
an jedem Abend, &#x017F;o weit es mo&#x0364;glich i&#x017F;t,<lb/>
einen ordentlichen Plan zu den Ge&#x017F;cha&#x0364;ften<lb/>
des folgenden Tages zu entwerfen, in wel-<lb/>
chem die Folge der&#x017F;elben und die Stun-<lb/>
den, in denen &#x017F;ie vorgenommen werden<lb/>
&#x017F;ollen, be&#x017F;tmo&#x0364;glich be&#x017F;timt &#x017F;ind</hi>. O es i&#x017F;t<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D 4</fw><fw place="bottom" type="catch">eine</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[55/0085] immer Menſchen, das heißt, eingeſchraͤnkte Geiſter, welche ihre Aufmerkſamkeit, wenn ſie in einem ge- wiſſen Grade wirkſam ſein ſol, jedesmahl nur auf einen Gegenſtand heften koͤnnen. Je beſtimter dieſer iſt, je genauer man ihn von andern Gegenſtaͤnden abgeſondert hat, und je aus- ſchließender wir unſere Vorſtellungskraft darauf eingeengt haben; um deſto deutlicher und lebhafter ſind unſere Ideen, um deſto thaͤtiger, um deſto maͤchtiger iſt unſere ganze Wirkungskraft. Das Gleichniß von einem Brenglaſe, welches die zer- ſtreuten Sonnenſtrale zuſammenfaßt, um damit zu zuͤnden, iſt eben ſo bekant, als paſſend. Theile alſo ſo ſehr es nur immer thunlich iſt, deine jedesmaligen Arbeiten ein, und nim eine nach der andern vor. Um dieſe Bemuͤhung zu erleichtern, mache es dir zur Gewohnheit, an jedem Abend, ſo weit es moͤglich iſt, einen ordentlichen Plan zu den Geſchaͤften des folgenden Tages zu entwerfen, in wel- chem die Folge derſelben und die Stun- den, in denen ſie vorgenommen werden ſollen, beſtmoͤglich beſtimt ſind. O es iſt eine D 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_theophron01_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_theophron01_1783/85
Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_theophron01_1783/85>, abgerufen am 17.05.2024.