eine schöne Sache um Ordnung, vornehmlich in Geschäften! Sie erleichtert unser Bestreben auf eine ausnehmende Weise, und sezt uns in den Stand, mit weit geringerem Verlust an Zeit und Kräften, sowohl mehr Arbeiten zu vollenden, als auch dasjenige, was wir verrichten, besser zu machen, als wir, ohne eine strenge Beobachtung derselben, im Stande sein würden. Mit dem tu- multuarischen Eifer ist in verwikkelten Geschäften wenig ausgerichtet. Man arbeitet sich kraftlos und verdrüslich, und verfehlt dennoch größten- theils seiner Absicht, oder erreicht sie nur halb, indes ein an Ordnung gewöhnter Man bei glei- chen Fähigkeiten, mit grösserer Leichtigkeit und Zufriedenheit und mit weit minderem Zeitverluste sich ruhig seinem Ziele nähert. Die Zeit, welche auf eine solche Abtheilung unserer Arbeiten ver- wandt wird, ist daher mit nichten für verloren zu halten; sie wird vielmehr bei der Arbeit selbst mit reichem Wucher eingebracht. Glaube mir, mein Sohn, daß ich auch dieses aus Erfahrung rede.
Aber
eine ſchoͤne Sache um Ordnung, vornehmlich in Geſchaͤften! Sie erleichtert unſer Beſtreben auf eine ausnehmende Weiſe, und ſezt uns in den Stand, mit weit geringerem Verluſt an Zeit und Kraͤften, ſowohl mehr Arbeiten zu vollenden, als auch dasjenige, was wir verrichten, beſſer zu machen, als wir, ohne eine ſtrenge Beobachtung derſelben, im Stande ſein wuͤrden. Mit dem tu- multuariſchen Eifer iſt in verwikkelten Geſchaͤften wenig ausgerichtet. Man arbeitet ſich kraftlos und verdruͤslich, und verfehlt dennoch groͤßten- theils ſeiner Abſicht, oder erreicht ſie nur halb, indes ein an Ordnung gewoͤhnter Man bei glei- chen Faͤhigkeiten, mit groͤſſerer Leichtigkeit und Zufriedenheit und mit weit minderem Zeitverluſte ſich ruhig ſeinem Ziele naͤhert. Die Zeit, welche auf eine ſolche Abtheilung unſerer Arbeiten ver- wandt wird, iſt daher mit nichten fuͤr verloren zu halten; ſie wird vielmehr bei der Arbeit ſelbſt mit reichem Wucher eingebracht. Glaube mir, mein Sohn, daß ich auch dieſes aus Erfahrung rede.
Aber
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eine ſchoͤne Sache um Ordnung, vornehmlich in
Geſchaͤften! Sie erleichtert unſer Beſtreben auf
eine ausnehmende Weiſe, und ſezt uns in den
Stand, mit weit geringerem Verluſt an Zeit und
Kraͤften, ſowohl mehr Arbeiten zu vollenden, als
auch dasjenige, was wir verrichten, beſſer zu
machen, als wir, ohne eine ſtrenge Beobachtung
derſelben, im Stande ſein wuͤrden. Mit dem tu-
multuariſchen Eifer iſt in verwikkelten Geſchaͤften
wenig ausgerichtet. Man arbeitet ſich kraftlos
und verdruͤslich, und verfehlt dennoch groͤßten-
theils ſeiner Abſicht, oder erreicht ſie nur halb,
indes ein an Ordnung gewoͤhnter Man bei glei-
chen Faͤhigkeiten, mit groͤſſerer Leichtigkeit und
Zufriedenheit und mit weit minderem Zeitverluſte
ſich ruhig ſeinem Ziele naͤhert. Die Zeit, welche
auf eine ſolche Abtheilung unſerer Arbeiten ver-
wandt wird, iſt daher mit nichten fuͤr verloren
zu halten; ſie wird vielmehr bei der Arbeit ſelbſt
mit reichem Wucher eingebracht. Glaube mir,
mein Sohn, daß ich auch dieſes aus Erfahrung
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Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_theophron01_1783/86>, abgerufen am 24.11.2024.
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