Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 2. Hamburg, 1783.Da redet dich ein Herr Marquis oder ein Gut, wenn du nun dieses freundliche Er- schaft
Da redet dich ein Herr Marquis oder ein Gut, wenn du nun dieſes freundliche Er- ſchaft
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Da redet dich ein Herr Marquis oder ein
Herr Ritter in einem ſchoͤnen, mit Spizen beſezten
Rokke und niedlichen Aufzuge in der Komoͤdie
oder an einem andern oͤffentlichen Orte an; gewint
auf den erſten Anblik unendliche Achtung fuͤr dich;
ſieht, daß du ein Fremder vom erſten Range biſt;
bietet dir ſeine Dienſte an, und wuͤnſcht nichts
eifriger, als dir, ſo viel nur in ſeinem geringen
Vermoͤgen ſteht, zu den Annehmlichkeiten des
Orts zu verhelfen. Er kent einige Frauenzimmer
von Stande, die eine kleine, annehmliche Ge-
ſelſchaft, eine kleine, allerliebſte Abendmahlzeit mit
rechtſchafnen Leuten lieber haben, als den Tu-
mult und die Zerſtreuung der großen Welt. Er
wird mit dem groͤßten erſinlichen Vergnuͤgen die
Ehre haben, dich bei dieſen vornehmen Damen
einzufuͤhren.
Gut, wenn du nun dieſes freundliche Er-
bieten annaͤhmſt, und mit ihm gingeſt, wuͤrdeſt
du im dritten Stokwerke eine ſchoͤne, ge-
ſchminkte, freche Hure finden, in einem verſchoſ-
ſenen, aus der zweiten oder dritten Hand ge-
kauften, ehemahls praͤchtigen Kleide in Geſel-
ſchaft
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