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Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 2. Hamburg, 1783.

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Fremden alle Tage begegnet. Merke dir, daß
du alle diese höflichen Herrn, die auf den ersten
Anblik solchen Geschmak an dir finden, sehr
frostig aufnehmen mußt, und sorge dafür, daß
du allezeit vorher versprochen seist, sie mögen dir
vorschlagen, was sie nur wollen.

Du kanst aber auch zuweilen in sehr großen
und guten Geselschaften an verschlagne Leute
kommen, die großes Verlangen tragen, folglich
auch sicher sind, dir dein Geld abzugewinnen,
so bald sie dich nur zum Spielen bringen können.
Seze es daher als eine unveränderliche Regel fest,
niemahls mit Mansleuten zu spielen, sondern
nur mit gesittetem Frauenzimmer, und zwar nie-
drig, oder auch mit Manspersonen und Frauen-
zimmern vermischt.

Zugleich aber, wenn man dich nöthigen wil,
höher zu spielen, als du Lust hast, schlage es
nicht altklug und spruchreich aus, durch Anfüh-
rung der Thorheit, das auf das Spiel zu sezen,
was doch jeder ungern verlieren würde, gegen
das, dessen Gewinn er nicht nöthig hat; sondern
weiche solchen Einladungen nur lustig und kurz-

weilend

Fremden alle Tage begegnet. Merke dir, daß
du alle dieſe hoͤflichen Herrn, die auf den erſten
Anblik ſolchen Geſchmak an dir finden, ſehr
froſtig aufnehmen mußt, und ſorge dafuͤr, daß
du allezeit vorher verſprochen ſeiſt, ſie moͤgen dir
vorſchlagen, was ſie nur wollen.

Du kanſt aber auch zuweilen in ſehr großen
und guten Geſelſchaften an verſchlagne Leute
kommen, die großes Verlangen tragen, folglich
auch ſicher ſind, dir dein Geld abzugewinnen,
ſo bald ſie dich nur zum Spielen bringen koͤnnen.
Seze es daher als eine unveraͤnderliche Regel feſt,
niemahls mit Mansleuten zu ſpielen, ſondern
nur mit geſittetem Frauenzimmer, und zwar nie-
drig, oder auch mit Mansperſonen und Frauen-
zimmern vermiſcht.

Zugleich aber, wenn man dich noͤthigen wil,
hoͤher zu ſpielen, als du Luſt haſt, ſchlage es
nicht altklug und ſpruchreich aus, durch Anfuͤh-
rung der Thorheit, das auf das Spiel zu ſezen,
was doch jeder ungern verlieren wuͤrde, gegen
das, deſſen Gewinn er nicht noͤthig hat; ſondern
weiche ſolchen Einladungen nur luſtig und kurz-

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[174/0180] Fremden alle Tage begegnet. Merke dir, daß du alle dieſe hoͤflichen Herrn, die auf den erſten Anblik ſolchen Geſchmak an dir finden, ſehr froſtig aufnehmen mußt, und ſorge dafuͤr, daß du allezeit vorher verſprochen ſeiſt, ſie moͤgen dir vorſchlagen, was ſie nur wollen. Du kanſt aber auch zuweilen in ſehr großen und guten Geſelſchaften an verſchlagne Leute kommen, die großes Verlangen tragen, folglich auch ſicher ſind, dir dein Geld abzugewinnen, ſo bald ſie dich nur zum Spielen bringen koͤnnen. Seze es daher als eine unveraͤnderliche Regel feſt, niemahls mit Mansleuten zu ſpielen, ſondern nur mit geſittetem Frauenzimmer, und zwar nie- drig, oder auch mit Mansperſonen und Frauen- zimmern vermiſcht. Zugleich aber, wenn man dich noͤthigen wil, hoͤher zu ſpielen, als du Luſt haſt, ſchlage es nicht altklug und ſpruchreich aus, durch Anfuͤh- rung der Thorheit, das auf das Spiel zu ſezen, was doch jeder ungern verlieren wuͤrde, gegen das, deſſen Gewinn er nicht noͤthig hat; ſondern weiche ſolchen Einladungen nur luſtig und kurz- weilend

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 2. Hamburg, 1783, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_theophron02_1783/180>, abgerufen am 11.12.2024.