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Cancrin, Franz Ludwig von: Beschreibung der vorzüglichsten Bergwerke. Frankfurt (Main), 1767.

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Das achte Stük
Die fünfte Abhandlung
von dem Schmelzen und Zugutmachen der Mineralien.
Das erste Kapittel
von der Roharbeit.
§. 30.

Die Erze, welche in dem Rammelsberg brechen, sind mit mancherlei, und ganz von
einander unterschiedenen Mineralien vermischt, worunter der Schwefel und der
Arsenik einen gar grosen Teil ausmacht (§. 13.). Da nun die Erfahrung lehret, daß
die Schmelzen sehr unrein und hizzig werden, und daß die Scheidung der Metalle von
den Erdarten auf eine wenigere vorteilhaftere Art bewirkt werden kan, wann man nicht
zuvor die feuerflüchtige Mineralien aus den Erzen heraustreibet, und dieselbe dadurch
zugleich milder machet: So müssen alle Arten des Erzes vor dem Schmelzen geröstet
werden. Man machet aber an diesem Ort zweierlei Röste, welche in Kupfer- und
in Bleirösten bestehen. Zu den leztern nimt man zugleich auch die Schwefelkiese, weil
mit ihnen noch ein wenig Bleierz vermischt ist, von beiden Arten der Röste aber fängt
man den Schwefel auf eine besondere Art auf, die ich in dem Nachfolgenden alsbald
bekant machen werde.

§. 31.

Die Verfahrungsart bei dem Rösten des Bleierzes, und dem Auffangen des Schwe-
fels ist diese:

1. Man machet unter freiem Himmel in einem Quadrat von neun Malterstökken,
deren einer 21/2 Fus lang ist, ein Rostbett, das aus kleinem Rost bestehet, und
leget darauf an den Seiten 1-, in der Mitte aber 11/2 bis 2 Fus hoch Holz
dergestalt neben und über einander, daß eine Reihe Holz nach der Quere,
die andere aber nach der Länge zu liegen, der Brand hingegen in der Mitte
in die Höhe zu stehen komt, wobei dann das Holz nicht zu dicht gelegt wer-
den muß, damit die Luft um desto besser durch den Rost ziehen könne.
2. Auf die Mitte dieses Rostbettes stürzt man zuerst grobe, dann kleinere, an die
Enden aber die allerkleinsten Stuffen, und damit hält man so lang an, bis
der Rost ohngefähr 5 Fus hoch ist. Wann dieses geschehen ist: So
werden
3. oben auf den Rost zuerst ganz grobe, alsdann aber wieder 1, bis 11/2 Fus hoch
kleine Stuffen gestürzet, der Rost aber wird alsbald eben und gleich gemacht,
da dann derselbe bei 1000 Scherben halten kan, wovon eine beinahe 3 Cent-
ner
Das achte Stuͤk
Die fuͤnfte Abhandlung
von dem Schmelzen und Zugutmachen der Mineralien.
Das erſte Kapittel
von der Roharbeit.
§. 30.

Die Erze, welche in dem Rammelsberg brechen, ſind mit mancherlei, und ganz von
einander unterſchiedenen Mineralien vermiſcht, worunter der Schwefel und der
Arſenik einen gar groſen Teil ausmacht (§. 13.). Da nun die Erfahrung lehret, daß
die Schmelzen ſehr unrein und hizzig werden, und daß die Scheidung der Metalle von
den Erdarten auf eine wenigere vorteilhaftere Art bewirkt werden kan, wann man nicht
zuvor die feuerfluͤchtige Mineralien aus den Erzen heraustreibet, und dieſelbe dadurch
zugleich milder machet: So muͤſſen alle Arten des Erzes vor dem Schmelzen geroͤſtet
werden. Man machet aber an dieſem Ort zweierlei Roͤſte, welche in Kupfer- und
in Bleiroͤſten beſtehen. Zu den leztern nimt man zugleich auch die Schwefelkieſe, weil
mit ihnen noch ein wenig Bleierz vermiſcht iſt, von beiden Arten der Roͤſte aber faͤngt
man den Schwefel auf eine beſondere Art auf, die ich in dem Nachfolgenden alsbald
bekant machen werde.

§. 31.

Die Verfahrungsart bei dem Roͤſten des Bleierzes, und dem Auffangen des Schwe-
fels iſt dieſe:

1. Man machet unter freiem Himmel in einem Quadrat von neun Malterſtoͤkken,
deren einer 2½ Fus lang iſt, ein Roſtbett, das aus kleinem Roſt beſtehet, und
leget darauf an den Seiten 1-, in der Mitte aber 1½ bis 2 Fus hoch Holz
dergeſtalt neben und uͤber einander, daß eine Reihe Holz nach der Quere,
die andere aber nach der Laͤnge zu liegen, der Brand hingegen in der Mitte
in die Hoͤhe zu ſtehen komt, wobei dann das Holz nicht zu dicht gelegt wer-
den muß, damit die Luft um deſto beſſer durch den Roſt ziehen koͤnne.
2. Auf die Mitte dieſes Roſtbettes ſtuͤrzt man zuerſt grobe, dann kleinere, an die
Enden aber die allerkleinſten Stuffen, und damit haͤlt man ſo lang an, bis
der Roſt ohngefaͤhr 5 Fus hoch iſt. Wann dieſes geſchehen iſt: So
werden
3. oben auf den Roſt zuerſt ganz grobe, alsdann aber wieder 1, bis 1½ Fus hoch
kleine Stuffen geſtuͤrzet, der Roſt aber wird alsbald eben und gleich gemacht,
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[106/0126] Das achte Stuͤk Die fuͤnfte Abhandlung von dem Schmelzen und Zugutmachen der Mineralien. Das erſte Kapittel von der Roharbeit. §. 30. Die Erze, welche in dem Rammelsberg brechen, ſind mit mancherlei, und ganz von einander unterſchiedenen Mineralien vermiſcht, worunter der Schwefel und der Arſenik einen gar groſen Teil ausmacht (§. 13.). Da nun die Erfahrung lehret, daß die Schmelzen ſehr unrein und hizzig werden, und daß die Scheidung der Metalle von den Erdarten auf eine wenigere vorteilhaftere Art bewirkt werden kan, wann man nicht zuvor die feuerfluͤchtige Mineralien aus den Erzen heraustreibet, und dieſelbe dadurch zugleich milder machet: So muͤſſen alle Arten des Erzes vor dem Schmelzen geroͤſtet werden. Man machet aber an dieſem Ort zweierlei Roͤſte, welche in Kupfer- und in Bleiroͤſten beſtehen. Zu den leztern nimt man zugleich auch die Schwefelkieſe, weil mit ihnen noch ein wenig Bleierz vermiſcht iſt, von beiden Arten der Roͤſte aber faͤngt man den Schwefel auf eine beſondere Art auf, die ich in dem Nachfolgenden alsbald bekant machen werde. §. 31. Die Verfahrungsart bei dem Roͤſten des Bleierzes, und dem Auffangen des Schwe- fels iſt dieſe: 1. Man machet unter freiem Himmel in einem Quadrat von neun Malterſtoͤkken, deren einer 2½ Fus lang iſt, ein Roſtbett, das aus kleinem Roſt beſtehet, und leget darauf an den Seiten 1-, in der Mitte aber 1½ bis 2 Fus hoch Holz dergeſtalt neben und uͤber einander, daß eine Reihe Holz nach der Quere, die andere aber nach der Laͤnge zu liegen, der Brand hingegen in der Mitte in die Hoͤhe zu ſtehen komt, wobei dann das Holz nicht zu dicht gelegt wer- den muß, damit die Luft um deſto beſſer durch den Roſt ziehen koͤnne. 2. Auf die Mitte dieſes Roſtbettes ſtuͤrzt man zuerſt grobe, dann kleinere, an die Enden aber die allerkleinſten Stuffen, und damit haͤlt man ſo lang an, bis der Roſt ohngefaͤhr 5 Fus hoch iſt. Wann dieſes geſchehen iſt: So werden 3. oben auf den Roſt zuerſt ganz grobe, alsdann aber wieder 1, bis 1½ Fus hoch kleine Stuffen geſtuͤrzet, der Roſt aber wird alsbald eben und gleich gemacht, da dann derſelbe bei 1000 Scherben halten kan, wovon eine beinahe 3 Cent- ner

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Zitationshilfe: Cancrin, Franz Ludwig von: Beschreibung der vorzüglichsten Bergwerke. Frankfurt (Main), 1767, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cancrin_beschreibung_1767/126>, abgerufen am 25.11.2024.