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[Canitz, Friedrich Rudolph Ludwig von]: Neben-Stunden Unterschiedener Gedichte. [Hrsg. v. Joachim Lange]. Berlin, 1700.

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Das Wetter nach dem Sturm hat sich schon aufgekläret/
Auch wünsch ich hätt es doch biß in die Nacht gewähret/
So drünget ihr vielleicht als nun bey Sonnenschein/
Mit eurem Mückenschwarm nicht in mein Zimmer ein.
Der eine wiederholt aus den gedruckten Lügen/
Wie starck m[a]n wil die Macht des Solymans bekriegen/
Und weis't als ein Prophet/ der nicht betriegen kan/
Versailles zum Quartier dem Printz von Baden an.
Ein ander dem das Glück nicht wil nach Wunsche lachen/
Dräut wie er bald den Hof wil öd und wüste machen/
Und schwert daß er zum Schimpf der Grossen dieser
Welt/

Den Abzug aus der Stadt nunmehro fest gestellt.
Der streichet pralend aus wie viel in n[ - 1 Zeichen fehlt]chsten Tagen/
Ihm reiche Tochter sind zur Heyraht angetragen;
Und jener wie sein Fürst sich stündlich nach ihm sehnt/
Nicht anders als ein Kind das an die Brust gewehnt/
Jagd/ Karten/ Kleider/ Tantz/ und hundert andre Pos-
sen/

Sind aller Unterhalt biß daß die Zeit verflossen/
Die mir des Himmels Zorn zur Züchtigung bestimmt/
Und bis zu meinem Trost/ ein jeder Abschied nimmt.
Und wer kan jeden Weg/ wodurch der falsche Wahn/
Die tumme Sterblichen/ zur Knechtschafft leiten kan/
Und alles Marter-Zeug/ das wir uns selber wehlen/
Zum Vorwurff der Natur/ so bald zusammen zehlen?
Wann der geringste Lärm im nechstgelegnen Wald/
Um eine stille Trifft der blöden Schaafe schalt/
Und eins erst schüttern wird/ beginnt ein gantzer Hauf-
fen/

Durch Blat Gebüsch und Strauch dem Flüchtling nach-
zulauffen;

Der Mensch/ das kluge Thier/ getraut ihm selber nicht/
Sein eigner Tacht verglimmt er folgt ein fremdes Licht/
Greifft selbst kein Ruder an/ pflegt furchtsam fort zu wal-
len/

Und
G 2
Das Wetter nach dem Sturm hat ſich ſchon aufgeklaͤret/
Auch wuͤnſch ich haͤtt es doch biß in die Nacht gewaͤhret/
So druͤnget ihr vielleicht als nun bey Sonnenſchein/
Mit eurem Muͤckenſchwarm nicht in mein Zimmer ein.
Der eine wiederholt aus den gedruckten Luͤgen/
Wie ſtarck m[a]n wil die Macht des Solymans bekriegen/
Und weiſ’t als ein Prophet/ der nicht betriegen kan/
Verſailles zum Quartier dem Printz von Baden an.
Ein ander dem das Gluͤck nicht wil nach Wunſche lachen/
Draͤut wie er bald den Hof wil oͤd und wuͤſte machen/
Und ſchwert daß er zum Schimpf der Groſſen dieſer
Welt/

Den Abzug aus der Stadt nunmehro feſt geſtellt.
Der ſtreichet pralend aus wie viel in n[ – 1 Zeichen fehlt]chſten Tagen/
Ihm reiche Tochter ſind zur Heyraht angetragen;
Und jener wie ſein Fuͤrſt ſich ſtuͤndlich nach ihm ſehnt/
Nicht anders als ein Kind das an die Bruſt gewehnt/
Jagd/ Karten/ Kleider/ Tantz/ und hundert andre Poſ-
ſen/

Sind aller Unterhalt biß daß die Zeit verfloſſen/
Die mir des Himmels Zorn zur Zuͤchtigung beſtimmt/
Und bis zu meinem Troſt/ ein jeder Abſchied nimmt.
Und wer kan jeden Weg/ wodurch der falſche Wahn/
Die tumme Sterblichen/ zur Knechtſchafft leiten kan/
Und alles Marter-Zeug/ das wir uns ſelber wehlen/
Zum Vorwurff der Natur/ ſo bald zuſammen zehlen?
Wann der geringſte Laͤrm im nechſtgelegnen Wald/
Um eine ſtille Trifft der bloͤden Schaafe ſchalt/
Und eins erſt ſchuͤttern wird/ beginnt ein gantzer Hauf-
fen/

Durch Blat Gebuͤſch und Strauch dem Fluͤchtling nach-
zulauffen;

Der Menſch/ das kluge Thier/ getraut ihm ſelber nicht/
Sein eigner Tacht verglimmt er folgt ein fremdes Licht/
Greifft ſelbſt kein Ruder an/ pflegt furchtſam fort zu wal-
len/

Und
G 2
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[99/0112] Das Wetter nach dem Sturm hat ſich ſchon aufgeklaͤret/ Auch wuͤnſch ich haͤtt es doch biß in die Nacht gewaͤhret/ So druͤnget ihr vielleicht als nun bey Sonnenſchein/ Mit eurem Muͤckenſchwarm nicht in mein Zimmer ein. Der eine wiederholt aus den gedruckten Luͤgen/ Wie ſtarck man wil die Macht des Solymans bekriegen/ Und weiſ’t als ein Prophet/ der nicht betriegen kan/ Verſailles zum Quartier dem Printz von Baden an. Ein ander dem das Gluͤck nicht wil nach Wunſche lachen/ Draͤut wie er bald den Hof wil oͤd und wuͤſte machen/ Und ſchwert daß er zum Schimpf der Groſſen dieſer Welt/ Den Abzug aus der Stadt nunmehro feſt geſtellt. Der ſtreichet pralend aus wie viel in n_chſten Tagen/ Ihm reiche Tochter ſind zur Heyraht angetragen; Und jener wie ſein Fuͤrſt ſich ſtuͤndlich nach ihm ſehnt/ Nicht anders als ein Kind das an die Bruſt gewehnt/ Jagd/ Karten/ Kleider/ Tantz/ und hundert andre Poſ- ſen/ Sind aller Unterhalt biß daß die Zeit verfloſſen/ Die mir des Himmels Zorn zur Zuͤchtigung beſtimmt/ Und bis zu meinem Troſt/ ein jeder Abſchied nimmt. Und wer kan jeden Weg/ wodurch der falſche Wahn/ Die tumme Sterblichen/ zur Knechtſchafft leiten kan/ Und alles Marter-Zeug/ das wir uns ſelber wehlen/ Zum Vorwurff der Natur/ ſo bald zuſammen zehlen? Wann der geringſte Laͤrm im nechſtgelegnen Wald/ Um eine ſtille Trifft der bloͤden Schaafe ſchalt/ Und eins erſt ſchuͤttern wird/ beginnt ein gantzer Hauf- fen/ Durch Blat Gebuͤſch und Strauch dem Fluͤchtling nach- zulauffen; Der Menſch/ das kluge Thier/ getraut ihm ſelber nicht/ Sein eigner Tacht verglimmt er folgt ein fremdes Licht/ Greifft ſelbſt kein Ruder an/ pflegt furchtſam fort zu wal- len/ Und G 2

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Zitationshilfe: [Canitz, Friedrich Rudolph Ludwig von]: Neben-Stunden Unterschiedener Gedichte. [Hrsg. v. Joachim Lange]. Berlin, 1700, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/canitz_gedichte_1700/112>, abgerufen am 23.11.2024.