Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.Osmanische Geschichte Bajeßid verstär-ket Griechenlandmit Schlössern: 13. Nachdem der Mitbuhler des Reichs solchergestalt durch einen Bru- Städte in derMoldau ein. 14. Im nächsten Frühjahre lässet derselbe in einer anmuthigen Gegend schwebe vierzig Tage lang bey dem Grabe herum, und die Lesung des Kurons vermöge bey dem Erzengel Gabriel sehr viel, damit er dieselbe vor den Teufeln bewahre und bald in das Paradies führe. Dabey behaupten sie auch, daß die sündige Seele durch das Gebet der Lebendigen viele Wohlthaten ge- nieße. Allein, sie rufen keine Heiligen noch Propheten an, ausgenommen Muhämmed*. Den übrigen insgesammt sprechen sie alles Mitleiden mit dem menschlichen Elende ab: weil sie dafür halten, es würde ihnen dasselbe an der vollkommenen Seligkeit, zu der sie gelanget sind, hinderlich seyn. 23 Moldau] Ich habe mich niemals genug verwundern können, so oft ich in die Karte von Ungarn gesehen habe, woher es doch komme, daß die Grenzen der Walachey [Spaltenumbruch] und Moldau so ungereimt und irrig in der- selben abgezeichnet sind. Es ist mir auch keine weder unter den alten noch neuern Kar- ten vorgekommen, die nicht mit groben Irr- thümern ganz angefüllet wäre. So sind die Städte Kili und Akkjirman, die man insge- mein in die Walachey setzet, mehr als drey hundert Meilen2* von den walachischen Gren- zen entfernet, haben auch niemals zu der Walachey, sondern allezeit zu der Moldau gehöret. An einem andern Orte werde ich dieses weiter ausführen. 24 Kili] Bey den Moldauern Cilia ge- nennet, das alte Lykostomos, eine Stadt an dem nördlichen Ausflusse der Donau gelegen, der breiter und tiefer ist, als die übrigen vier. Sie ist von Galatsch, einem ansehnlichen Han- delsplatze in Moldau, an dem Gestade der dieses * 115 S. [7] Anm. 2* oder 75 deutsche Meilen.
Osmaniſche Geſchichte Bajeßid verſtaͤr-ket Griechenlandmit Schloͤſſern: 13. Nachdem der Mitbuhler des Reichs ſolchergeſtalt durch einen Bru- Staͤdte in derMoldau ein. 14. Im naͤchſten Fruͤhjahre laͤſſet derſelbe in einer anmuthigen Gegend ſchwebe vierzig Tage lang bey dem Grabe herum, und die Leſung des Kurons vermoͤge bey dem Erzengel Gabriel ſehr viel, damit er dieſelbe vor den Teufeln bewahre und bald in das Paradies fuͤhre. Dabey behaupten ſie auch, daß die ſuͤndige Seele durch das Gebet der Lebendigen viele Wohlthaten ge- nieße. Allein, ſie rufen keine Heiligen noch Propheten an, ausgenommen Muhaͤmmed*. Den uͤbrigen insgeſammt ſprechen ſie alles Mitleiden mit dem menſchlichen Elende ab: weil ſie dafuͤr halten, es wuͤrde ihnen daſſelbe an der vollkommenen Seligkeit, zu der ſie gelanget ſind, hinderlich ſeyn. 23 Moldau] Ich habe mich niemals genug verwundern koͤnnen, ſo oft ich in die Karte von Ungarn geſehen habe, woher es doch komme, daß die Grenzen der Walachey [Spaltenumbruch] und Moldau ſo ungereimt und irrig in der- ſelben abgezeichnet ſind. Es iſt mir auch keine weder unter den alten noch neuern Kar- ten vorgekommen, die nicht mit groben Irr- thuͤmern ganz angefuͤllet waͤre. So ſind die Staͤdte Kili und Akkjirman, die man insge- mein in die Walachey ſetzet, mehr als drey hundert Meilen2* von den walachiſchen Gren- zen entfernet, haben auch niemals zu der Walachey, ſondern allezeit zu der Moldau gehoͤret. An einem andern Orte werde ich dieſes weiter ausfuͤhren. 24 Kili] Bey den Moldauern Cilia ge- nennet, das alte Lykoſtomos, eine Stadt an dem noͤrdlichen Ausfluſſe der Donau gelegen, der breiter und tiefer iſt, als die uͤbrigen vier. Sie iſt von Galatſch, einem anſehnlichen Han- delsplatze in Moldau, an dem Geſtade der dieſes * 115 S. [7] Anm. 2* oder 75 deutſche Meilen.
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Osmaniſche Geſchichte
13. Nachdem der Mitbuhler des Reichs ſolchergeſtalt durch einen Bru-
dermord aus dem Wege geraͤumet, und der Stat in guten Stand geſetzet war:
ſo trieb Bajeßids kriegeriſcher Geiſt, der bisher geſchlafen hatte, denſelben an,
ſein Gebiet mit dem Raube der chriſtlichen Fuͤrſten zu erweitern. Um aber
den Stat vorher zu verſtaͤrken, ehe er ihn vergroͤßerte, ging derſelbe im Jahre
887 nach Morea, und befeſtigte die daſige Erdenge, gegen den korinthiſchen
Meerbuſen zu, mit zweyen ſtarken Schloͤſſern, und gebrauchte dazu das Bau-
zeug, das die Chriſten zu ganz andern Abſichten beſtimmet hatten. Dieſe
verſahe er mit guten Beſatzungen und allerhand Kriegesvorrathe, damit die
Feinde, wenn ſie von dieſer Seite, wie ſie oͤfters thaten, in das osmaniſche
Gebiet einfielen, koͤnnten zuruͤck getrieben werden, und man Zeit gewinnen
moͤchte, den uͤberfallenen Laͤndern zu Huͤlfe zu kommen.
H. 887.
J. C. 1482.
14. Im naͤchſten Fruͤhjahre laͤſſet derſelbe in einer anmuthigen Gegend
an dem Fluſſe Tundſche zu Adrianopel einen Dſchami, Medreſe, Daruͤſch-
Schifa, Imaret und ein oͤffentliches Bad bauen. Hierauf gehet er mit allen ſei-
nen Truppen in die Moldau
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, da ſelbiger Zeit Stephan regierete, und nimmt
die Vormauren des ganzen Landes ein, naͤmlich die feſten Staͤdte Kili
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an
der Donau, und Akkjirman
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nicht weit davon an dem ſchwarzen Meere. Durch
dieſes
ſchwebe vierzig Tage lang bey dem Grabe
herum, und die Leſung des Kurons vermoͤge
bey dem Erzengel Gabriel ſehr viel, damit
er dieſelbe vor den Teufeln bewahre und bald
in das Paradies fuͤhre. Dabey behaupten
ſie auch, daß die ſuͤndige Seele durch das
Gebet der Lebendigen viele Wohlthaten ge-
nieße. Allein, ſie rufen keine Heiligen noch
Propheten an, ausgenommen Muhaͤmmed *.
Den uͤbrigen insgeſammt ſprechen ſie alles
Mitleiden mit dem menſchlichen Elende ab:
weil ſie dafuͤr halten, es wuͤrde ihnen daſſelbe
an der vollkommenen Seligkeit, zu der ſie
gelanget ſind, hinderlich ſeyn.
²³ Moldau] Ich habe mich niemals
genug verwundern koͤnnen, ſo oft ich in die
Karte von Ungarn geſehen habe, woher es
doch komme, daß die Grenzen der Walachey
und Moldau ſo ungereimt und irrig in der-
ſelben abgezeichnet ſind. Es iſt mir auch
keine weder unter den alten noch neuern Kar-
ten vorgekommen, die nicht mit groben Irr-
thuͤmern ganz angefuͤllet waͤre. So ſind die
Staͤdte Kili und Akkjirman, die man insge-
mein in die Walachey ſetzet, mehr als drey
hundert Meilen 2* von den walachiſchen Gren-
zen entfernet, haben auch niemals zu der
Walachey, ſondern allezeit zu der Moldau
gehoͤret. An einem andern Orte werde ich
dieſes weiter ausfuͤhren.
²⁴ Kili] Bey den Moldauern Cilia ge-
nennet, das alte Lykoſtomos, eine Stadt an
dem noͤrdlichen Ausfluſſe der Donau gelegen,
der breiter und tiefer iſt, als die uͤbrigen vier.
Sie iſt von Galatſch, einem anſehnlichen Han-
delsplatze in Moldau, an dem Geſtade der
Donau,
* 115 S. 7 Anm.
2* oder 75 deutſche Meilen.
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