Die Venetia- ner erobern Modon, und überwinden die Türken in einer Schlacht bey Co-ron.
157.
Drey Tage hernach wurde Methone* belagert, und am funfzehenten des Monats Schäban2* von der Besatzung übergeben, als die durch die letztere Niederlage des Seräskjers in Schrecken gesetzet worden war. Die Venetianer kröneten ihren Feldzug in Morea mit der Eroberung von Neapel von Romanien. Diese Stadt wurde von Morosini am zehenten des Monats Remäßan3* berennet; und ungeachtet sie von Natur und Kunst sehr stark befestiget war: so riß doch derselbe die Wälle in wenigen Tagen mit seinem Geschütze darnieder. Am sechs- ten Tage der Belagerung eilet der Seräskjer von Morea mit seinen Völkern her- bey, die Stadt zu entsetzen; wird aber von Königsmark, der ihm entgegen gezo- gen kommt, nach einem kurzen Treffen geschlagen. Er lässet sich aber dennoch durch diesen unglücklichen Zufall nicht abschrecken; und weil er weis, wenn diese Stadt von den Venetianern erobert werde, daß er es mit seinem Kopfe ver- antworten müsse: so bringet er noch ein zahlreicheres Heer zusammen, und greifet mit demselben am neunten des Monats Schewwal4*, bey dem Anbruche des Ta- ges, die Venetianer in ihren Linien an; und ehe diese zu sich selbst kommen können: so bemächtiget er sich einer Höhe, von der er den größten Theil des Lagers be- schießen konnte. In dieser Noth kommt Königsmark mit seinen unter sich ha- benden Truppen den Venetianern zu Hülfe, und hält den Feind so lange hin, bis Morosini mit dem übrigen Heere anlanget. Die Türken, ungeachtet die- selben merken, daß die Venetianer ihnen überlegen sind, fechten dennoch sieben ganze Stunden mit solcher Tapferkeit, als wenn die Sache das ganze osmani- sche Reich beträfe; endlich aber werden sie durch die oft wiederholten Anfälle der Venetianer in die Flucht getrieben. Als der Kriegsbefehlhaber der Stadt, Mustäfa, siehet, daß die Christen im Triumphe wieder in ihre Linien zurück keh- ren: so schließet er daraus, die Truppen, von denen er den Entsatz erwartet hatte, müßten geschlagen seyn, und stecket daher noch an demselben Tage das Zeichen der Uebergabe aus; darauf derselbe unter der Bedingung eines freyen Ab- zuges, am zehenten des Monats Schewwal5*, die Festung den Venetianern ein- räumet.
Erhaltene Vor- theile der Vene- tianer in Dal-matien.
158.
In Dalmatien belagert der Pascha von Bosnien, bey guter Zeit im Frühjahre, die Festung Duare; als er aber die Annäherung der Venetianer vernimmt: so ziehet er sich mit großem Verluste zurück. Eben derselbe thut auch noch verschiedene Versuche an andern Orten gegen den Feind; wird aber allemal geschlagen und zurück getrieben. Diese glücklichen Unternehmungen machen den Venetianern solchen Muth, daß sie am siebenten des Monats Schew- wal6* unter Cornaros Anführung Ssing belagern, das Valier im verwichenen
Jahre
* Modon.
2* am sechs und zwanzigsten Junius.
3* am zwanzigsten Julius.
4* am achtzehenten August.
5* am neunzehenten August.
6* am sechszehenten August.
Osmaniſche Geſchichte
Die Venetia- ner erobern Modon, und uͤberwinden die Tuͤrken in einer Schlacht bey Co-ron.
157.
Drey Tage hernach wurde Methone* belagert, und am funfzehenten des Monats Schaͤban2* von der Beſatzung uͤbergeben, als die durch die letztere Niederlage des Seraͤskjers in Schrecken geſetzet worden war. Die Venetianer kroͤneten ihren Feldzug in Morea mit der Eroberung von Neapel von Romanien. Dieſe Stadt wurde von Moroſini am zehenten des Monats Remaͤßan3* berennet; und ungeachtet ſie von Natur und Kunſt ſehr ſtark befeſtiget war: ſo riß doch derſelbe die Waͤlle in wenigen Tagen mit ſeinem Geſchuͤtze darnieder. Am ſechs- ten Tage der Belagerung eilet der Seraͤskjer von Morea mit ſeinen Voͤlkern her- bey, die Stadt zu entſetzen; wird aber von Koͤnigsmark, der ihm entgegen gezo- gen kommt, nach einem kurzen Treffen geſchlagen. Er laͤſſet ſich aber dennoch durch dieſen ungluͤcklichen Zufall nicht abſchrecken; und weil er weis, wenn dieſe Stadt von den Venetianern erobert werde, daß er es mit ſeinem Kopfe ver- antworten muͤſſe: ſo bringet er noch ein zahlreicheres Heer zuſammen, und greifet mit demſelben am neunten des Monats Schewwal4*, bey dem Anbruche des Ta- ges, die Venetianer in ihren Linien an; und ehe dieſe zu ſich ſelbſt kommen koͤnnen: ſo bemaͤchtiget er ſich einer Hoͤhe, von der er den groͤßten Theil des Lagers be- ſchießen konnte. In dieſer Noth kommt Koͤnigsmark mit ſeinen unter ſich ha- benden Truppen den Venetianern zu Huͤlfe, und haͤlt den Feind ſo lange hin, bis Moroſini mit dem uͤbrigen Heere anlanget. Die Tuͤrken, ungeachtet die- ſelben merken, daß die Venetianer ihnen uͤberlegen ſind, fechten dennoch ſieben ganze Stunden mit ſolcher Tapferkeit, als wenn die Sache das ganze osmani- ſche Reich betraͤfe; endlich aber werden ſie durch die oft wiederholten Anfaͤlle der Venetianer in die Flucht getrieben. Als der Kriegsbefehlhaber der Stadt, Muſtaͤfa, ſiehet, daß die Chriſten im Triumphe wieder in ihre Linien zuruͤck keh- ren: ſo ſchließet er daraus, die Truppen, von denen er den Entſatz erwartet hatte, muͤßten geſchlagen ſeyn, und ſtecket daher noch an demſelben Tage das Zeichen der Uebergabe aus; darauf derſelbe unter der Bedingung eines freyen Ab- zuges, am zehenten des Monats Schewwal5*, die Feſtung den Venetianern ein- raͤumet.
Erhaltene Vor- theile der Vene- tianer in Dal-matien.
158.
In Dalmatien belagert der Paſcha von Bosnien, bey guter Zeit im Fruͤhjahre, die Feſtung Duare; als er aber die Annaͤherung der Venetianer vernimmt: ſo ziehet er ſich mit großem Verluſte zuruͤck. Eben derſelbe thut auch noch verſchiedene Verſuche an andern Orten gegen den Feind; wird aber allemal geſchlagen und zuruͤck getrieben. Dieſe gluͤcklichen Unternehmungen machen den Venetianern ſolchen Muth, daß ſie am ſiebenten des Monats Schew- wal6* unter Cornaros Anfuͤhrung Sſing belagern, das Valier im verwichenen
Jahre
* Modon.
2* am ſechs und zwanzigſten Junius.
3* am zwanzigſten Julius.
4* am achtzehenten Auguſt.
5* am neunzehenten Auguſt.
6* am ſechszehenten Auguſt.
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Osmaniſche Geſchichte
157. Drey Tage hernach wurde Methone * belagert, und am funfzehenten
des Monats Schaͤban 2* von der Beſatzung uͤbergeben, als die durch die letztere
Niederlage des Seraͤskjers in Schrecken geſetzet worden war. Die Venetianer
kroͤneten ihren Feldzug in Morea mit der Eroberung von Neapel von Romanien.
Dieſe Stadt wurde von Moroſini am zehenten des Monats Remaͤßan 3* berennet;
und ungeachtet ſie von Natur und Kunſt ſehr ſtark befeſtiget war: ſo riß doch
derſelbe die Waͤlle in wenigen Tagen mit ſeinem Geſchuͤtze darnieder. Am ſechs-
ten Tage der Belagerung eilet der Seraͤskjer von Morea mit ſeinen Voͤlkern her-
bey, die Stadt zu entſetzen; wird aber von Koͤnigsmark, der ihm entgegen gezo-
gen kommt, nach einem kurzen Treffen geſchlagen. Er laͤſſet ſich aber dennoch
durch dieſen ungluͤcklichen Zufall nicht abſchrecken; und weil er weis, wenn dieſe
Stadt von den Venetianern erobert werde, daß er es mit ſeinem Kopfe ver-
antworten muͤſſe: ſo bringet er noch ein zahlreicheres Heer zuſammen, und greifet
mit demſelben am neunten des Monats Schewwal 4*, bey dem Anbruche des Ta-
ges, die Venetianer in ihren Linien an; und ehe dieſe zu ſich ſelbſt kommen koͤnnen:
ſo bemaͤchtiget er ſich einer Hoͤhe, von der er den groͤßten Theil des Lagers be-
ſchießen konnte. In dieſer Noth kommt Koͤnigsmark mit ſeinen unter ſich ha-
benden Truppen den Venetianern zu Huͤlfe, und haͤlt den Feind ſo lange hin,
bis Moroſini mit dem uͤbrigen Heere anlanget. Die Tuͤrken, ungeachtet die-
ſelben merken, daß die Venetianer ihnen uͤberlegen ſind, fechten dennoch ſieben
ganze Stunden mit ſolcher Tapferkeit, als wenn die Sache das ganze osmani-
ſche Reich betraͤfe; endlich aber werden ſie durch die oft wiederholten Anfaͤlle der
Venetianer in die Flucht getrieben. Als der Kriegsbefehlhaber der Stadt,
Muſtaͤfa, ſiehet, daß die Chriſten im Triumphe wieder in ihre Linien zuruͤck keh-
ren: ſo ſchließet er daraus, die Truppen, von denen er den Entſatz erwartet
hatte, muͤßten geſchlagen ſeyn, und ſtecket daher noch an demſelben Tage das
Zeichen der Uebergabe aus; darauf derſelbe unter der Bedingung eines freyen Ab-
zuges, am zehenten des Monats Schewwal 5*, die Feſtung den Venetianern ein-
raͤumet.
158. In Dalmatien belagert der Paſcha von Bosnien, bey guter Zeit
im Fruͤhjahre, die Feſtung Duare; als er aber die Annaͤherung der Venetianer
vernimmt: ſo ziehet er ſich mit großem Verluſte zuruͤck. Eben derſelbe thut
auch noch verſchiedene Verſuche an andern Orten gegen den Feind; wird aber
allemal geſchlagen und zuruͤck getrieben. Dieſe gluͤcklichen Unternehmungen
machen den Venetianern ſolchen Muth, daß ſie am ſiebenten des Monats Schew-
wal 6* unter Cornaros Anfuͤhrung Sſing belagern, das Valier im verwichenen
Jahre
* Modon.
2* am ſechs und zwanzigſten Junius.
3* am zwanzigſten Julius.
4* am achtzehenten Auguſt.
5* am neunzehenten Auguſt.
6* am ſechszehenten Auguſt.
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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 536. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/644>, abgerufen am 22.11.2024.
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