mäßige Körperbewegung, Aufheiterung des Gemüths durch freundlichen Umgang, Reinlichkeit und sorgfältige Hautkultur, befördert durch den fleißigen Gebranch des lauen Bades, so wie die Vermeidung aller den Geschlechtstrieb erregenden Reitze, werden daher, unterstützt durch leichtverdauliche, näh- rende, mehr animalische Diät, oft, zumal wo das Uebel nicht eingewurzelt, und nicht Produkt anderer Krankheitszu- stände ist, das Einzige seyn, was ein den Gang der Natur ehrender Arzt verordnet, da der voreilige Gebrauch der soge- nannten stärkenden zusammenziehenden Mittel, namentlich des Eisens, der kalten Bäder u. s. w. hier nur dazu führen kann, daß Nervenschwäche, Verhärtungen der Gekrösdrüsen u. s. w. sich bilden. Man schone demnach hier die Krankheit als ei- nen nothwendigen Entwicklungszustand; auch das von Hip- pokrates bereits angerathene Mittel der zeitigen Verheira- thung kann nur dann zulässig erklärt werden, wenn der Körper bereits seiner völligen Entwicklung wenigstens nahe gekommen, oder dieses der einzige Weg ist, der Sehnsucht einer stets angeregten Phantasie, oder den unnatürlichen Aus- schweifungen Gränzen zu setzen. -- Nur bey einer besondern Atonie der Muskelfaser, übrigens aber weder bedeutendem gastrischen Zustande noch sonstigen innern Verbildungen, kann jenes diätetische Verfahren durch den Gebrauch eines eisen- haltigen Mineralwassers, (z. B. des Pyrmonter oder Dribur- ger), durch ähnliche Bäder, durch den mäßigen Genuß ei- nes guten alten Weins, und die bittern Mittel (Extrakte, China u. s. w.) unterstützt, und so die Wiederherstellung der Gesundheit beschleunigt werden.
§. 223.
Hartnäckiger, und folglich thätigeres Eingreifen erfor- dernd, zugleich aber auch besonders häufig, sind indeß dieje- nigen Arten der Bleichfucht, welche hervorgehen aus bereits entstandenen Krankheiten des Lymphsystems und einzelner Un- terleibsorgane. Hier ist es ganz vorzüglich, wo die in Folge vorgefaßter Meynung von vorhandener Schwäche gewöhnlich im Uebermaaß gereichten tonischen Mittel den entschie- densten Nachtheil herbeyführen müssen, so daß wir hieran
maͤßige Koͤrperbewegung, Aufheiterung des Gemuͤths durch freundlichen Umgang, Reinlichkeit und ſorgfaͤltige Hautkultur, befoͤrdert durch den fleißigen Gebranch des lauen Bades, ſo wie die Vermeidung aller den Geſchlechtstrieb erregenden Reitze, werden daher, unterſtuͤtzt durch leichtverdauliche, naͤh- rende, mehr animaliſche Diaͤt, oft, zumal wo das Uebel nicht eingewurzelt, und nicht Produkt anderer Krankheitszu- ſtaͤnde iſt, das Einzige ſeyn, was ein den Gang der Natur ehrender Arzt verordnet, da der voreilige Gebrauch der ſoge- nannten ſtaͤrkenden zuſammenziehenden Mittel, namentlich des Eiſens, der kalten Baͤder u. ſ. w. hier nur dazu fuͤhren kann, daß Nervenſchwaͤche, Verhaͤrtungen der Gekroͤsdruͤſen u. ſ. w. ſich bilden. Man ſchone demnach hier die Krankheit als ei- nen nothwendigen Entwicklungszuſtand; auch das von Hip- pokrates bereits angerathene Mittel der zeitigen Verheira- thung kann nur dann zulaͤſſig erklaͤrt werden, wenn der Koͤrper bereits ſeiner voͤlligen Entwicklung wenigſtens nahe gekommen, oder dieſes der einzige Weg iſt, der Sehnſucht einer ſtets angeregten Phantaſie, oder den unnatuͤrlichen Aus- ſchweifungen Graͤnzen zu ſetzen. — Nur bey einer beſondern Atonie der Muskelfaſer, uͤbrigens aber weder bedeutendem gaſtriſchen Zuſtande noch ſonſtigen innern Verbildungen, kann jenes diaͤtetiſche Verfahren durch den Gebrauch eines eiſen- haltigen Mineralwaſſers, (z. B. des Pyrmonter oder Dribur- ger), durch aͤhnliche Baͤder, durch den maͤßigen Genuß ei- nes guten alten Weins, und die bittern Mittel (Extrakte, China u. ſ. w.) unterſtuͤtzt, und ſo die Wiederherſtellung der Geſundheit beſchleunigt werden.
§. 223.
Hartnaͤckiger, und folglich thaͤtigeres Eingreifen erfor- dernd, zugleich aber auch beſonders haͤufig, ſind indeß dieje- nigen Arten der Bleichfucht, welche hervorgehen aus bereits entſtandenen Krankheiten des Lymphſyſtems und einzelner Un- terleibsorgane. Hier iſt es ganz vorzuͤglich, wo die in Folge vorgefaßter Meynung von vorhandener Schwaͤche gewoͤhnlich im Uebermaaß gereichten toniſchen Mittel den entſchie- denſten Nachtheil herbeyfuͤhren muͤſſen, ſo daß wir hieran
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maͤßige Koͤrperbewegung, Aufheiterung des Gemuͤths durch
freundlichen Umgang, Reinlichkeit und ſorgfaͤltige Hautkultur,
befoͤrdert durch den fleißigen Gebranch des lauen Bades, ſo
wie die Vermeidung aller den Geſchlechtstrieb erregenden
Reitze, werden daher, unterſtuͤtzt durch leichtverdauliche, naͤh-
rende, mehr animaliſche Diaͤt, oft, zumal wo das Uebel
nicht eingewurzelt, und nicht Produkt anderer Krankheitszu-
ſtaͤnde iſt, das Einzige ſeyn, was ein den Gang der Natur
ehrender Arzt verordnet, da der voreilige Gebrauch der ſoge-
nannten ſtaͤrkenden zuſammenziehenden Mittel, namentlich des
Eiſens, der kalten Baͤder u. ſ. w. hier nur dazu fuͤhren kann,
daß Nervenſchwaͤche, Verhaͤrtungen der Gekroͤsdruͤſen u. ſ. w.
ſich bilden. Man ſchone demnach hier die Krankheit als ei-
nen nothwendigen Entwicklungszuſtand; auch das von Hip-
pokrates bereits angerathene Mittel der zeitigen Verheira-
thung kann nur dann zulaͤſſig erklaͤrt werden, wenn der
Koͤrper bereits ſeiner voͤlligen Entwicklung wenigſtens nahe
gekommen, oder dieſes der einzige Weg iſt, der Sehnſucht
einer ſtets angeregten Phantaſie, oder den unnatuͤrlichen Aus-
ſchweifungen Graͤnzen zu ſetzen. — Nur bey einer beſondern
Atonie der Muskelfaſer, uͤbrigens aber weder bedeutendem
gaſtriſchen Zuſtande noch ſonſtigen innern Verbildungen, kann
jenes diaͤtetiſche Verfahren durch den Gebrauch eines eiſen-
haltigen Mineralwaſſers, (z. B. des Pyrmonter oder Dribur-
ger), durch aͤhnliche Baͤder, durch den maͤßigen Genuß ei-
nes guten alten Weins, und die bittern Mittel (Extrakte,
China u. ſ. w.) unterſtuͤtzt, und ſo die Wiederherſtellung der
Geſundheit beſchleunigt werden.
§. 223.
Hartnaͤckiger, und folglich thaͤtigeres Eingreifen erfor-
dernd, zugleich aber auch beſonders haͤufig, ſind indeß dieje-
nigen Arten der Bleichfucht, welche hervorgehen aus bereits
entſtandenen Krankheiten des Lymphſyſtems und einzelner Un-
terleibsorgane. Hier iſt es ganz vorzuͤglich, wo die in Folge
vorgefaßter Meynung von vorhandener Schwaͤche gewoͤhnlich
im Uebermaaß gereichten toniſchen Mittel den entſchie-
denſten Nachtheil herbeyfuͤhren muͤſſen, ſo daß wir hieran
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/187>, abgerufen am 21.11.2024.
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