und als die wichtigsten hierher gehörigen erwähnen wir 1) die allgemeinen Lehren der Mathematik und besonders der Me- chanik, 2) menschliche und vergleichende Anatomie und Phy- siologie, 3) Pathologie, Materia medica und Therapie, 4) Chirurgie.
§. 13.
Von der Eigenthümlichkeit in der prakti- schen Anwendung der Gynäkologie wird zum Theil noch ausführlicher bei Berücksichtigung derjenigen Eigenschaf- ten die Rede seyn, welche den Frauenarzt und Geburtshelfer auszeichnen müssen, hier nur von der angenehmen, und von der Kehrseite dieses Zweiges der Heilkunde einige Worte. -- Theilt nämlich auch die Behandlung des weiblichen und kind- lichen Körpers mit Ausschluß der Geburtsperiode ziemlich die Vortheile und Nachtheile ärztlicher Praxis überhaupt, so ist doch die eigentliche Geburtshülfe um so mehr von letzterer unterschieden. -- Als angenehme Seite geburtshülflicher Kunstübungen dürfen wir aber namentlich zählen: eine mehr gesicherte, auf festern zum Theil mathematischen Grundsätzen beruhende Physiologie, Pathologie und Therapie, so wie die so oft sich darbietende Möglichkeit schnelle und entscheidende, daher auch dankbarer anerkannte Hülfe zu leisten. Als Nach- theile hingegen sind die vielfachen, mit dieser Praxis unzer- trennlich verbundenen geistigen und namentlich körperlichen Anstrengungen, die Widerwärtigkeit, um nicht zu sagen Ekel- haftigkeit mancher Untersuchungen und Operationen, ja selbst die nicht geringe von Ansteckungen u. s. w. zu befürchtende Gefahr zu erwähnen. -- Ob man übrigens bey Behand- lung von Frauen und Kindern im Allgemeinen für die dem Arzte durch Unfolgsamkeit, Nachlässigkeit, Redseligkeit, über- mäßige Reizbarkeit u. s. w. veranlaßten Beschwerden, die Beob- achtung und Behandlung einer zärtern und feinern Organisa- tion als einigen Ersatz gelten lassen will, wird der Neigung und Eigenthümlichkeit des Arztes überlassen bleiben.
§. 14.
So wäre es denn am Schlusse dieser Einleitung viel- leicht nur noch übrig von den Schicksalen der Gynäkologie
und als die wichtigſten hierher gehoͤrigen erwaͤhnen wir 1) die allgemeinen Lehren der Mathematik und beſonders der Me- chanik, 2) menſchliche und vergleichende Anatomie und Phy- ſiologie, 3) Pathologie, Materia medica und Therapie, 4) Chirurgie.
§. 13.
Von der Eigenthuͤmlichkeit in der prakti- ſchen Anwendung der Gynaͤkologie wird zum Theil noch ausfuͤhrlicher bei Beruͤckſichtigung derjenigen Eigenſchaf- ten die Rede ſeyn, welche den Frauenarzt und Geburtshelfer auszeichnen muͤſſen, hier nur von der angenehmen, und von der Kehrſeite dieſes Zweiges der Heilkunde einige Worte. — Theilt naͤmlich auch die Behandlung des weiblichen und kind- lichen Koͤrpers mit Ausſchluß der Geburtsperiode ziemlich die Vortheile und Nachtheile aͤrztlicher Praxis uͤberhaupt, ſo iſt doch die eigentliche Geburtshuͤlfe um ſo mehr von letzterer unterſchieden. — Als angenehme Seite geburtshuͤlflicher Kunſtuͤbungen duͤrfen wir aber namentlich zaͤhlen: eine mehr geſicherte, auf feſtern zum Theil mathematiſchen Grundſaͤtzen beruhende Phyſiologie, Pathologie und Therapie, ſo wie die ſo oft ſich darbietende Moͤglichkeit ſchnelle und entſcheidende, daher auch dankbarer anerkannte Huͤlfe zu leiſten. Als Nach- theile hingegen ſind die vielfachen, mit dieſer Praxis unzer- trennlich verbundenen geiſtigen und namentlich koͤrperlichen Anſtrengungen, die Widerwaͤrtigkeit, um nicht zu ſagen Ekel- haftigkeit mancher Unterſuchungen und Operationen, ja ſelbſt die nicht geringe von Anſteckungen u. ſ. w. zu befuͤrchtende Gefahr zu erwaͤhnen. — Ob man uͤbrigens bey Behand- lung von Frauen und Kindern im Allgemeinen fuͤr die dem Arzte durch Unfolgſamkeit, Nachlaͤſſigkeit, Redſeligkeit, uͤber- maͤßige Reizbarkeit u. ſ. w. veranlaßten Beſchwerden, die Beob- achtung und Behandlung einer zaͤrtern und feinern Organiſa- tion als einigen Erſatz gelten laſſen will, wird der Neigung und Eigenthuͤmlichkeit des Arztes uͤberlaſſen bleiben.
§. 14.
So waͤre es denn am Schluſſe dieſer Einleitung viel- leicht nur noch uͤbrig von den Schickſalen der Gynaͤkologie
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0031"n="11"/>
und als die wichtigſten hierher gehoͤrigen erwaͤhnen wir 1) die<lb/>
allgemeinen Lehren der Mathematik und beſonders der Me-<lb/>
chanik, 2) menſchliche und vergleichende Anatomie und Phy-<lb/>ſiologie, 3) Pathologie, <hirendition="#aq">Materia medica</hi> und Therapie,<lb/>
4) Chirurgie.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 13.</head><lb/><p><hirendition="#g">Von der Eigenthuͤmlichkeit in der prakti-<lb/>ſchen <choice><sic>Anwendnng</sic><corr>Anwendung</corr></choice> der Gynaͤkologie</hi> wird zum Theil<lb/>
noch ausfuͤhrlicher bei Beruͤckſichtigung derjenigen Eigenſchaf-<lb/>
ten die Rede ſeyn, welche den Frauenarzt und Geburtshelfer<lb/>
auszeichnen muͤſſen, hier nur von der angenehmen, und von<lb/>
der Kehrſeite dieſes Zweiges der Heilkunde einige Worte. —<lb/>
Theilt naͤmlich auch die Behandlung des weiblichen und kind-<lb/>
lichen Koͤrpers mit Ausſchluß der Geburtsperiode ziemlich die<lb/>
Vortheile und Nachtheile aͤrztlicher Praxis uͤberhaupt, ſo iſt<lb/>
doch die eigentliche Geburtshuͤlfe um ſo mehr von letzterer<lb/>
unterſchieden. — Als angenehme Seite geburtshuͤlflicher<lb/>
Kunſtuͤbungen duͤrfen wir aber namentlich zaͤhlen: eine mehr<lb/>
geſicherte, auf feſtern zum Theil mathematiſchen Grundſaͤtzen<lb/>
beruhende Phyſiologie, Pathologie und Therapie, ſo wie die<lb/>ſo oft ſich darbietende Moͤglichkeit ſchnelle und entſcheidende,<lb/>
daher auch dankbarer anerkannte Huͤlfe zu leiſten. Als Nach-<lb/>
theile hingegen ſind die vielfachen, mit dieſer Praxis unzer-<lb/>
trennlich verbundenen geiſtigen und namentlich koͤrperlichen<lb/>
Anſtrengungen, die Widerwaͤrtigkeit, um nicht zu ſagen Ekel-<lb/>
haftigkeit mancher Unterſuchungen und Operationen, ja ſelbſt<lb/>
die nicht geringe von Anſteckungen u. ſ. w. zu befuͤrchtende<lb/>
Gefahr zu erwaͤhnen. — Ob man uͤbrigens bey Behand-<lb/>
lung von Frauen und Kindern im Allgemeinen fuͤr die dem<lb/>
Arzte durch Unfolgſamkeit, Nachlaͤſſigkeit, Redſeligkeit, uͤber-<lb/>
maͤßige Reizbarkeit u. ſ. w. veranlaßten Beſchwerden, die Beob-<lb/>
achtung und Behandlung einer zaͤrtern und feinern Organiſa-<lb/>
tion als einigen Erſatz gelten laſſen will, wird der Neigung<lb/>
und Eigenthuͤmlichkeit des Arztes uͤberlaſſen bleiben.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 14.</head><lb/><p>So waͤre es denn am Schluſſe dieſer Einleitung viel-<lb/>
leicht nur noch uͤbrig von den Schickſalen der Gynaͤkologie<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[11/0031]
und als die wichtigſten hierher gehoͤrigen erwaͤhnen wir 1) die
allgemeinen Lehren der Mathematik und beſonders der Me-
chanik, 2) menſchliche und vergleichende Anatomie und Phy-
ſiologie, 3) Pathologie, Materia medica und Therapie,
4) Chirurgie.
§. 13.
Von der Eigenthuͤmlichkeit in der prakti-
ſchen Anwendung der Gynaͤkologie wird zum Theil
noch ausfuͤhrlicher bei Beruͤckſichtigung derjenigen Eigenſchaf-
ten die Rede ſeyn, welche den Frauenarzt und Geburtshelfer
auszeichnen muͤſſen, hier nur von der angenehmen, und von
der Kehrſeite dieſes Zweiges der Heilkunde einige Worte. —
Theilt naͤmlich auch die Behandlung des weiblichen und kind-
lichen Koͤrpers mit Ausſchluß der Geburtsperiode ziemlich die
Vortheile und Nachtheile aͤrztlicher Praxis uͤberhaupt, ſo iſt
doch die eigentliche Geburtshuͤlfe um ſo mehr von letzterer
unterſchieden. — Als angenehme Seite geburtshuͤlflicher
Kunſtuͤbungen duͤrfen wir aber namentlich zaͤhlen: eine mehr
geſicherte, auf feſtern zum Theil mathematiſchen Grundſaͤtzen
beruhende Phyſiologie, Pathologie und Therapie, ſo wie die
ſo oft ſich darbietende Moͤglichkeit ſchnelle und entſcheidende,
daher auch dankbarer anerkannte Huͤlfe zu leiſten. Als Nach-
theile hingegen ſind die vielfachen, mit dieſer Praxis unzer-
trennlich verbundenen geiſtigen und namentlich koͤrperlichen
Anſtrengungen, die Widerwaͤrtigkeit, um nicht zu ſagen Ekel-
haftigkeit mancher Unterſuchungen und Operationen, ja ſelbſt
die nicht geringe von Anſteckungen u. ſ. w. zu befuͤrchtende
Gefahr zu erwaͤhnen. — Ob man uͤbrigens bey Behand-
lung von Frauen und Kindern im Allgemeinen fuͤr die dem
Arzte durch Unfolgſamkeit, Nachlaͤſſigkeit, Redſeligkeit, uͤber-
maͤßige Reizbarkeit u. ſ. w. veranlaßten Beſchwerden, die Beob-
achtung und Behandlung einer zaͤrtern und feinern Organiſa-
tion als einigen Erſatz gelten laſſen will, wird der Neigung
und Eigenthuͤmlichkeit des Arztes uͤberlaſſen bleiben.
§. 14.
So waͤre es denn am Schluſſe dieſer Einleitung viel-
leicht nur noch uͤbrig von den Schickſalen der Gynaͤkologie
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/31>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.