Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820.

Bild:
<< vorherige Seite

in diesen Geschwülsten der Brüste hat man zuweilen Knochen-
kerne, ja ausgebreitete Verknöcherungen *), oder fremde Ge-
bilde, wie Haare, angetroffen.

§. 572.

Die äußere Beschaffenheit dieser Geschwülste überhaupt
(welches jedoch auch von den Balggeschwülsten der Brüste
gilt) ist von Richter **) sehr treffend in folgenden Worten
charakterisirt, indem er sagt: "Gemeiniglich findet man diese
Geschwülste unmittelbar unter der Haut, im Zellgewebe, zu-
weilen aber doch auch in innern Theilen (von den Brüsten
gilt dies wohl nicht, indem ich kein Beyspiel aufsinden kann,
wo die Balggeschwulst z. B. unter der Brustdrüse gesessen
hätte). Die Haut, die sie bedeckt, ist unverändert. Sie
sind ganz unschmerzhaft und meistentheils weicher anzufühlen,
als der Skirrhus. Nur selten entzünden sie sich aus innern
oder äußern Ursachen; noch seltener gerathen sie in Eiterung.
Zuweilen wachsen sie sehr langsam, zuweilen sehr schnell.
Zuweilen hören sie eine Zeit lang auf und fangen nachher
von neuem wieder an zu wachsen. Einige, vornehmlich die
Speckgeschwülste, erreichen eine ungeheure Größe." --

§. 573.

Es ergiebt sich hieraus auch, wodurch sie sich von an-
dern Anschwellungen der Brüste unterscheiden, von dem
Skirrhus nämlich hauptsächlich durch die Schmerzlosigkeit,
von den Milchknoten durch die Entstehungsweise, indem den
letztern stets wirkliche Milchausscheidung vorausgegangen ist,
von den scrophulösen Geschwülsten durch Berücksichtigung der
allgemeinen Constitution und ebenfalls durch die Schmerzlosig-
keit, und von den Lymph- und Blutgeschwülsten durch die
mangelnde Fluctuation und die unveränderte Hautfarbe.


*) S. davon Beyspiele gesammelt bey Otto. Handb. d. pathol. Anat.
S. 241.
**) Anfangsgründe der Wundarzneyk. Bd. I. S. 302.

in dieſen Geſchwuͤlſten der Bruͤſte hat man zuweilen Knochen-
kerne, ja ausgebreitete Verknoͤcherungen *), oder fremde Ge-
bilde, wie Haare, angetroffen.

§. 572.

Die aͤußere Beſchaffenheit dieſer Geſchwuͤlſte uͤberhaupt
(welches jedoch auch von den Balggeſchwuͤlſten der Bruͤſte
gilt) iſt von Richter **) ſehr treffend in folgenden Worten
charakteriſirt, indem er ſagt: „Gemeiniglich findet man dieſe
Geſchwuͤlſte unmittelbar unter der Haut, im Zellgewebe, zu-
weilen aber doch auch in innern Theilen (von den Bruͤſten
gilt dies wohl nicht, indem ich kein Beyſpiel aufſinden kann,
wo die Balggeſchwulſt z. B. unter der Bruſtdruͤſe geſeſſen
haͤtte). Die Haut, die ſie bedeckt, iſt unveraͤndert. Sie
ſind ganz unſchmerzhaft und meiſtentheils weicher anzufuͤhlen,
als der Skirrhus. Nur ſelten entzuͤnden ſie ſich aus innern
oder aͤußern Urſachen; noch ſeltener gerathen ſie in Eiterung.
Zuweilen wachſen ſie ſehr langſam, zuweilen ſehr ſchnell.
Zuweilen hoͤren ſie eine Zeit lang auf und fangen nachher
von neuem wieder an zu wachſen. Einige, vornehmlich die
Speckgeſchwuͤlſte, erreichen eine ungeheure Groͤße.“ —

§. 573.

Es ergiebt ſich hieraus auch, wodurch ſie ſich von an-
dern Anſchwellungen der Bruͤſte unterſcheiden, von dem
Skirrhus naͤmlich hauptſaͤchlich durch die Schmerzloſigkeit,
von den Milchknoten durch die Entſtehungsweiſe, indem den
letztern ſtets wirkliche Milchausſcheidung vorausgegangen iſt,
von den ſcrophuloͤſen Geſchwuͤlſten durch Beruͤckſichtigung der
allgemeinen Conſtitution und ebenfalls durch die Schmerzloſig-
keit, und von den Lymph- und Blutgeſchwuͤlſten durch die
mangelnde Fluctuation und die unveraͤnderte Hautfarbe.


*) S. davon Beyſpiele geſammelt bey Otto. Handb. d. pathol. Anat.
S. 241.
**) Anfangsgruͤnde der Wundarzneyk. Bd. I. S. 302.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <div n="8">
                      <div n="9">
                        <div n="10">
                          <p><pb facs="#f0444" n="424"/>
in die&#x017F;en Ge&#x017F;chwu&#x0364;l&#x017F;ten der Bru&#x0364;&#x017F;te hat man zuweilen Knochen-<lb/>
kerne, ja ausgebreitete Verkno&#x0364;cherungen <note place="foot" n="*)">S. davon Bey&#x017F;piele ge&#x017F;ammelt bey <hi rendition="#g">Otto</hi>. Handb. d. pathol. Anat.<lb/>
S. 241.</note>, oder fremde Ge-<lb/>
bilde, wie Haare, angetroffen.</p>
                        </div><lb/>
                        <div n="10">
                          <head>§. 572.</head><lb/>
                          <p>Die a&#x0364;ußere Be&#x017F;chaffenheit die&#x017F;er Ge&#x017F;chwu&#x0364;l&#x017F;te u&#x0364;berhaupt<lb/>
(welches jedoch auch von den Balgge&#x017F;chwu&#x0364;l&#x017F;ten der Bru&#x0364;&#x017F;te<lb/>
gilt) i&#x017F;t von <hi rendition="#g">Richter</hi> <note place="foot" n="**)">Anfangsgru&#x0364;nde der Wundarzneyk. Bd. <hi rendition="#aq">I.</hi> S. 302.</note> &#x017F;ehr treffend in folgenden Worten<lb/>
charakteri&#x017F;irt, indem er &#x017F;agt: &#x201E;Gemeiniglich findet man die&#x017F;e<lb/>
Ge&#x017F;chwu&#x0364;l&#x017F;te unmittelbar unter der Haut, im Zellgewebe, zu-<lb/>
weilen aber doch auch in innern Theilen (von den Bru&#x0364;&#x017F;ten<lb/>
gilt dies wohl nicht, indem ich kein Bey&#x017F;piel auf&#x017F;inden kann,<lb/>
wo die Balgge&#x017F;chwul&#x017F;t z. B. unter der Bru&#x017F;tdru&#x0364;&#x017F;e ge&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en<lb/>
ha&#x0364;tte). Die Haut, die &#x017F;ie bedeckt, i&#x017F;t unvera&#x0364;ndert. Sie<lb/>
&#x017F;ind ganz un&#x017F;chmerzhaft und mei&#x017F;tentheils weicher anzufu&#x0364;hlen,<lb/>
als der Skirrhus. Nur &#x017F;elten entzu&#x0364;nden &#x017F;ie &#x017F;ich aus innern<lb/>
oder a&#x0364;ußern Ur&#x017F;achen; noch &#x017F;eltener gerathen &#x017F;ie in Eiterung.<lb/>
Zuweilen wach&#x017F;en &#x017F;ie &#x017F;ehr lang&#x017F;am, zuweilen &#x017F;ehr &#x017F;chnell.<lb/>
Zuweilen ho&#x0364;ren &#x017F;ie eine Zeit lang auf und fangen nachher<lb/>
von neuem wieder an zu wach&#x017F;en. Einige, vornehmlich die<lb/>
Speckge&#x017F;chwu&#x0364;l&#x017F;te, erreichen eine ungeheure Gro&#x0364;ße.&#x201C; &#x2014;</p>
                        </div><lb/>
                        <div n="10">
                          <head>§. 573.</head><lb/>
                          <p>Es ergiebt &#x017F;ich hieraus auch, wodurch &#x017F;ie &#x017F;ich von an-<lb/>
dern An&#x017F;chwellungen der Bru&#x0364;&#x017F;te unter&#x017F;cheiden, von dem<lb/>
Skirrhus na&#x0364;mlich haupt&#x017F;a&#x0364;chlich durch die Schmerzlo&#x017F;igkeit,<lb/>
von den Milchknoten durch die Ent&#x017F;tehungswei&#x017F;e, indem den<lb/>
letztern &#x017F;tets wirkliche Milchaus&#x017F;cheidung vorausgegangen i&#x017F;t,<lb/>
von den &#x017F;crophulo&#x0364;&#x017F;en Ge&#x017F;chwu&#x0364;l&#x017F;ten durch Beru&#x0364;ck&#x017F;ichtigung der<lb/>
allgemeinen Con&#x017F;titution und ebenfalls durch die Schmerzlo&#x017F;ig-<lb/>
keit, und von den Lymph- und Blutge&#x017F;chwu&#x0364;l&#x017F;ten durch die<lb/>
mangelnde Fluctuation und die unvera&#x0364;nderte Hautfarbe.</p>
                        </div><lb/>
                      </div>
                    </div>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[424/0444] in dieſen Geſchwuͤlſten der Bruͤſte hat man zuweilen Knochen- kerne, ja ausgebreitete Verknoͤcherungen *), oder fremde Ge- bilde, wie Haare, angetroffen. §. 572. Die aͤußere Beſchaffenheit dieſer Geſchwuͤlſte uͤberhaupt (welches jedoch auch von den Balggeſchwuͤlſten der Bruͤſte gilt) iſt von Richter **) ſehr treffend in folgenden Worten charakteriſirt, indem er ſagt: „Gemeiniglich findet man dieſe Geſchwuͤlſte unmittelbar unter der Haut, im Zellgewebe, zu- weilen aber doch auch in innern Theilen (von den Bruͤſten gilt dies wohl nicht, indem ich kein Beyſpiel aufſinden kann, wo die Balggeſchwulſt z. B. unter der Bruſtdruͤſe geſeſſen haͤtte). Die Haut, die ſie bedeckt, iſt unveraͤndert. Sie ſind ganz unſchmerzhaft und meiſtentheils weicher anzufuͤhlen, als der Skirrhus. Nur ſelten entzuͤnden ſie ſich aus innern oder aͤußern Urſachen; noch ſeltener gerathen ſie in Eiterung. Zuweilen wachſen ſie ſehr langſam, zuweilen ſehr ſchnell. Zuweilen hoͤren ſie eine Zeit lang auf und fangen nachher von neuem wieder an zu wachſen. Einige, vornehmlich die Speckgeſchwuͤlſte, erreichen eine ungeheure Groͤße.“ — §. 573. Es ergiebt ſich hieraus auch, wodurch ſie ſich von an- dern Anſchwellungen der Bruͤſte unterſcheiden, von dem Skirrhus naͤmlich hauptſaͤchlich durch die Schmerzloſigkeit, von den Milchknoten durch die Entſtehungsweiſe, indem den letztern ſtets wirkliche Milchausſcheidung vorausgegangen iſt, von den ſcrophuloͤſen Geſchwuͤlſten durch Beruͤckſichtigung der allgemeinen Conſtitution und ebenfalls durch die Schmerzloſig- keit, und von den Lymph- und Blutgeſchwuͤlſten durch die mangelnde Fluctuation und die unveraͤnderte Hautfarbe. *) S. davon Beyſpiele geſammelt bey Otto. Handb. d. pathol. Anat. S. 241. **) Anfangsgruͤnde der Wundarzneyk. Bd. I. S. 302.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/444
Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/444>, abgerufen am 24.11.2024.