zu, und die Kranken klagen entweder über ein anhaltendes Brennen an dieser Stelle, oder über oft wiederkehrende flüch- tige Stiche, welche besonders bey plötzlichen Witterungsver- änderungen, bey den eintretenden monatlichen Perioden u. s. w. sich verstärken. Dabey zeigt gewöhnlich der allgemeine Habitus etwas Kachektisches, eine blasse gelbliche Hautfarbe, Abmagerung u. s. w. -- Endlich aber wird der Knoten plötz- lich noch weit schmerzhafter, die Haut über denselben wird blaulich und mißfarbig, und nun bildet sich ein offenes Ge- schwür, dessen Natur dann freylich nicht mehr zu verkennen ist, wo aber auch meistens der Zustand unheilbar gewor- den ist.
§. 582.
Ein solches Krebsgeschwür zeichnet sich dann aus durch die harten ungleichen Ränder, durch das höchst mißfarbige Ansehen, durch den in der Tiefe stets fortwüthenden Schmerz und durch den Erguß einer auch hier (wie beym Gebärmut- terkrebs) höchst übelriechenden Jauche, bey deren Abgang sich oft Stücke aus dem Grunde des Geschwürs mit ablösen, wo- mit sich oft heftige Blutungen verbinden (wenn das tiefer- greifende Geschwür Gefäße zerstört hat), und wobey im All- gemeinen die Reproduction immer mehr sinkt, Zehrfieber ein- tritt, der Schlaf durch die heftigen nächtlichen Schmerzen verscheucht wird, und zuletzt unter äußerster Abmattung der erwünschte Tod eintritt.
§. 583.
Rücksichtlich der Entstehung des Brustskirrhus und Kreb- ses bemerken wir, daß auch hier, so wenig als bey dem Ge- bärmutterkrebs, irgend etwas uns berechtigt, einen eigen- thümlichen Krankheitsstoff, ein besonderes Krebsgift anzuneh- men, vielmehr die Verhärtung an und für sich von ander- wärtigen Indurationen nicht wesentlich differirt, jedoch durch eine allgemeine krankhafte Stimmung der Reproduction nicht nur an ihrer Zertheilung gehindert, sondern durch eine im Umkreise derselben sich bildende chronische Entzündung theils vergrößert, theils zu einer bösartigen Eiterung geführt wird.
zu, und die Kranken klagen entweder uͤber ein anhaltendes Brennen an dieſer Stelle, oder uͤber oft wiederkehrende fluͤch- tige Stiche, welche beſonders bey ploͤtzlichen Witterungsver- aͤnderungen, bey den eintretenden monatlichen Perioden u. ſ. w. ſich verſtaͤrken. Dabey zeigt gewoͤhnlich der allgemeine Habitus etwas Kachektiſches, eine blaſſe gelbliche Hautfarbe, Abmagerung u. ſ. w. — Endlich aber wird der Knoten ploͤtz- lich noch weit ſchmerzhafter, die Haut uͤber denſelben wird blaulich und mißfarbig, und nun bildet ſich ein offenes Ge- ſchwuͤr, deſſen Natur dann freylich nicht mehr zu verkennen iſt, wo aber auch meiſtens der Zuſtand unheilbar gewor- den iſt.
§. 582.
Ein ſolches Krebsgeſchwuͤr zeichnet ſich dann aus durch die harten ungleichen Raͤnder, durch das hoͤchſt mißfarbige Anſehen, durch den in der Tiefe ſtets fortwuͤthenden Schmerz und durch den Erguß einer auch hier (wie beym Gebaͤrmut- terkrebs) hoͤchſt uͤbelriechenden Jauche, bey deren Abgang ſich oft Stuͤcke aus dem Grunde des Geſchwuͤrs mit abloͤſen, wo- mit ſich oft heftige Blutungen verbinden (wenn das tiefer- greifende Geſchwuͤr Gefaͤße zerſtoͤrt hat), und wobey im All- gemeinen die Reproduction immer mehr ſinkt, Zehrfieber ein- tritt, der Schlaf durch die heftigen naͤchtlichen Schmerzen verſcheucht wird, und zuletzt unter aͤußerſter Abmattung der erwuͤnſchte Tod eintritt.
§. 583.
Ruͤckſichtlich der Entſtehung des Bruſtſkirrhus und Kreb- ſes bemerken wir, daß auch hier, ſo wenig als bey dem Ge- baͤrmutterkrebs, irgend etwas uns berechtigt, einen eigen- thuͤmlichen Krankheitsſtoff, ein beſonderes Krebsgift anzuneh- men, vielmehr die Verhaͤrtung an und fuͤr ſich von ander- waͤrtigen Indurationen nicht weſentlich differirt, jedoch durch eine allgemeine krankhafte Stimmung der Reproduction nicht nur an ihrer Zertheilung gehindert, ſondern durch eine im Umkreiſe derſelben ſich bildende chroniſche Entzuͤndung theils vergroͤßert, theils zu einer boͤsartigen Eiterung gefuͤhrt wird.
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zu, und die Kranken klagen entweder uͤber ein anhaltendes
Brennen an dieſer Stelle, oder uͤber oft wiederkehrende fluͤch-
tige Stiche, welche beſonders bey ploͤtzlichen Witterungsver-
aͤnderungen, bey den eintretenden monatlichen Perioden u. ſ.
w. ſich verſtaͤrken. Dabey zeigt gewoͤhnlich der allgemeine
Habitus etwas Kachektiſches, eine blaſſe gelbliche Hautfarbe,
Abmagerung u. ſ. w. — Endlich aber wird der Knoten ploͤtz-
lich noch weit ſchmerzhafter, die Haut uͤber denſelben wird
blaulich und mißfarbig, und nun bildet ſich ein offenes Ge-
ſchwuͤr, deſſen Natur dann freylich nicht mehr zu verkennen
iſt, wo aber auch meiſtens der Zuſtand unheilbar gewor-
den iſt.
§. 582.
Ein ſolches Krebsgeſchwuͤr zeichnet ſich dann aus durch
die harten ungleichen Raͤnder, durch das hoͤchſt mißfarbige
Anſehen, durch den in der Tiefe ſtets fortwuͤthenden Schmerz
und durch den Erguß einer auch hier (wie beym Gebaͤrmut-
terkrebs) hoͤchſt uͤbelriechenden Jauche, bey deren Abgang ſich
oft Stuͤcke aus dem Grunde des Geſchwuͤrs mit abloͤſen, wo-
mit ſich oft heftige Blutungen verbinden (wenn das tiefer-
greifende Geſchwuͤr Gefaͤße zerſtoͤrt hat), und wobey im All-
gemeinen die Reproduction immer mehr ſinkt, Zehrfieber ein-
tritt, der Schlaf durch die heftigen naͤchtlichen Schmerzen
verſcheucht wird, und zuletzt unter aͤußerſter Abmattung der
erwuͤnſchte Tod eintritt.
§. 583.
Ruͤckſichtlich der Entſtehung des Bruſtſkirrhus und Kreb-
ſes bemerken wir, daß auch hier, ſo wenig als bey dem Ge-
baͤrmutterkrebs, irgend etwas uns berechtigt, einen eigen-
thuͤmlichen Krankheitsſtoff, ein beſonderes Krebsgift anzuneh-
men, vielmehr die Verhaͤrtung an und fuͤr ſich von ander-
waͤrtigen Indurationen nicht weſentlich differirt, jedoch durch
eine allgemeine krankhafte Stimmung der Reproduction nicht
nur an ihrer Zertheilung gehindert, ſondern durch eine im
Umkreiſe derſelben ſich bildende chroniſche Entzuͤndung theils
vergroͤßert, theils zu einer boͤsartigen Eiterung gefuͤhrt wird.
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 429. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/449>, abgerufen am 24.11.2024.
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