oft einen deutlich bemerkbaren Frost, und geben das Leiden des Kopfs durch Greifen nach demselben, Rückwärtsbohren mit dem Hinterhaupte, schon etwas bestimmter zu erkennen. -- Viele dieser Zeichen hat zwar die Hirnentzündung mit an- dern akuten Krankheiten gemein, wodurch die Diagnose er- schwert wird; allein theils aus der Berücksichtigung der vor- ausgegangenen ursächlichen Verhältnisse, theils durch genauere Beachtung der sich hinzugesellenden krampfhaften Erscheinun- gen, wird demungeachtet die richtige Würdigung dieses Krank- heitszustandes dem geübten Blicke bald möglich. Ja es ist überhaupt mir sehr wahrscheinlich, daß bei den meisten hefti- gen fieberhaften Krankheiten neugeborener Kinder und Säug- linge, ein gewisser Grad von Hirnentzündung nicht fehlen könne.
§. 1682.
Der Verlauf der Krankheit ist sehr akut, und die Prog- nose im Allgemeinen höchst mißlich, da entweder durch die Heftigkeit der Entzündung an und für sich, bereits zwischen dem dritten und siebenten Tage, der Tod herbeigeführt wird, oder Uebergang in Eiterung oder Wassersucht der Hirnhöhlen erfolgt, von welchen dann die erstere ebenfalls in kurzem tödtlich wird, wenn dagegen die letztere zuweilen in chronische Zu- stände übergehen kann, früher oder später indeß ebenfalls tödt- lich werden muß. Im Falle des Ueberganges in Gehirnhöh- len-Wassersucht bemerkt man zwar Abnahme des Flebers, aber die soporösen Zustände werden anhaltender, plötzliches Aufschrecken im Schlafe, Erweiterung der Pupillen, stierer Blick, Friesalausschläge auf der Brust gesellen sich hinzu, die Verdauungsfunktion bleibt unvollkommen, und Krampfzufälle mancherlei Art äußern sich fortwährend. Seltner erfolgt bei zeitig angewendeter zweckmäßiger Hülfe die Zertheilung, wel- ches sich dann durch Nachlaß des Fiebers, kritischen Durch- fall, Wiedereinfinden des Appetits, bessern Aussehens, und ruhigern Schlafs zu erkennen giebt. -- Der Sektionsbefund ist nach dem Grade der Krankheit, bei welchem das Kind ver- starb, verschieden. Theils findet man die Hirngefäße außer-
oft einen deutlich bemerkbaren Froſt, und geben das Leiden des Kopfs durch Greifen nach demſelben, Ruͤckwaͤrtsbohren mit dem Hinterhaupte, ſchon etwas beſtimmter zu erkennen. — Viele dieſer Zeichen hat zwar die Hirnentzuͤndung mit an- dern akuten Krankheiten gemein, wodurch die Diagnoſe er- ſchwert wird; allein theils aus der Beruͤckſichtigung der vor- ausgegangenen urſaͤchlichen Verhaͤltniſſe, theils durch genauere Beachtung der ſich hinzugeſellenden krampfhaften Erſcheinun- gen, wird demungeachtet die richtige Wuͤrdigung dieſes Krank- heitszuſtandes dem geuͤbten Blicke bald moͤglich. Ja es iſt uͤberhaupt mir ſehr wahrſcheinlich, daß bei den meiſten hefti- gen fieberhaften Krankheiten neugeborener Kinder und Saͤug- linge, ein gewiſſer Grad von Hirnentzuͤndung nicht fehlen koͤnne.
§. 1682.
Der Verlauf der Krankheit iſt ſehr akut, und die Prog- noſe im Allgemeinen hoͤchſt mißlich, da entweder durch die Heftigkeit der Entzuͤndung an und fuͤr ſich, bereits zwiſchen dem dritten und ſiebenten Tage, der Tod herbeigefuͤhrt wird, oder Uebergang in Eiterung oder Waſſerſucht der Hirnhoͤhlen erfolgt, von welchen dann die erſtere ebenfalls in kurzem toͤdtlich wird, wenn dagegen die letztere zuweilen in chroniſche Zu- ſtaͤnde uͤbergehen kann, fruͤher oder ſpaͤter indeß ebenfalls toͤdt- lich werden muß. Im Falle des Ueberganges in Gehirnhoͤh- len-Waſſerſucht bemerkt man zwar Abnahme des Flebers, aber die ſoporoͤſen Zuſtaͤnde werden anhaltender, ploͤtzliches Aufſchrecken im Schlafe, Erweiterung der Pupillen, ſtierer Blick, Frieſalausſchlaͤge auf der Bruſt geſellen ſich hinzu, die Verdauungsfunktion bleibt unvollkommen, und Krampfzufaͤlle mancherlei Art aͤußern ſich fortwaͤhrend. Seltner erfolgt bei zeitig angewendeter zweckmaͤßiger Huͤlfe die Zertheilung, wel- ches ſich dann durch Nachlaß des Fiebers, kritiſchen Durch- fall, Wiedereinfinden des Appetits, beſſern Ausſehens, und ruhigern Schlafs zu erkennen giebt. — Der Sektionsbefund iſt nach dem Grade der Krankheit, bei welchem das Kind ver- ſtarb, verſchieden. Theils findet man die Hirngefaͤße außer-
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oft einen deutlich bemerkbaren Froſt, und geben das Leiden
des Kopfs durch Greifen nach demſelben, Ruͤckwaͤrtsbohren mit
dem Hinterhaupte, ſchon etwas beſtimmter zu erkennen. —
Viele dieſer Zeichen hat zwar die Hirnentzuͤndung mit an-
dern akuten Krankheiten gemein, wodurch die Diagnoſe er-
ſchwert wird; allein theils aus der Beruͤckſichtigung der vor-
ausgegangenen urſaͤchlichen Verhaͤltniſſe, theils durch genauere
Beachtung der ſich hinzugeſellenden krampfhaften Erſcheinun-
gen, wird demungeachtet die richtige Wuͤrdigung dieſes Krank-
heitszuſtandes dem geuͤbten Blicke bald moͤglich. Ja es iſt
uͤberhaupt mir ſehr wahrſcheinlich, daß bei den meiſten hefti-
gen fieberhaften Krankheiten neugeborener Kinder und Saͤug-
linge, ein gewiſſer Grad von Hirnentzuͤndung nicht fehlen koͤnne.
§. 1682.
Der Verlauf der Krankheit iſt ſehr akut, und die Prog-
noſe im Allgemeinen hoͤchſt mißlich, da entweder durch die
Heftigkeit der Entzuͤndung an und fuͤr ſich, bereits zwiſchen
dem dritten und ſiebenten Tage, der Tod herbeigefuͤhrt wird,
oder Uebergang in Eiterung oder Waſſerſucht der Hirnhoͤhlen
erfolgt, von welchen dann die erſtere ebenfalls in kurzem toͤdtlich
wird, wenn dagegen die letztere zuweilen in chroniſche Zu-
ſtaͤnde uͤbergehen kann, fruͤher oder ſpaͤter indeß ebenfalls toͤdt-
lich werden muß. Im Falle des Ueberganges in Gehirnhoͤh-
len-Waſſerſucht bemerkt man zwar Abnahme des Flebers,
aber die ſoporoͤſen Zuſtaͤnde werden anhaltender, ploͤtzliches
Aufſchrecken im Schlafe, Erweiterung der Pupillen, ſtierer
Blick, Frieſalausſchlaͤge auf der Bruſt geſellen ſich hinzu, die
Verdauungsfunktion bleibt unvollkommen, und Krampfzufaͤlle
mancherlei Art aͤußern ſich fortwaͤhrend. Seltner erfolgt bei
zeitig angewendeter zweckmaͤßiger Huͤlfe die Zertheilung, wel-
ches ſich dann durch Nachlaß des Fiebers, kritiſchen Durch-
fall, Wiedereinfinden des Appetits, beſſern Ausſehens, und
ruhigern Schlafs zu erkennen giebt. — Der Sektionsbefund
iſt nach dem Grade der Krankheit, bei welchem das Kind ver-
ſtarb, verſchieden. Theils findet man die Hirngefaͤße außer-
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 619. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/645>, abgerufen am 22.11.2024.
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