Consistenz, den Ueberfluß an Serum, den wenigen Antheil des Faserstoffs und Crnor's, so wie (in Folge der erwähn- ten Momente) durch ihre schwache Gerinnbarkeit, von der Blutmasse in der spätern Zeit nach der Geburt sich entfernt und abermals zu den Säften der Pflanzen, so wie zu denen der niedern Thiere eine Annäherung erkennen läßt. -- Ue- berdieß ist nun die Oxydation der Blutmasse äußerst gering, und der Unterschied zwischen Venen- und Arterienblut noch nicht durch die Färbung angedeutet, obwohl dieß kein Recht giebt beide Blutmassen etwa noch als völlig gleich anzu- sehen, (welches sie, wie sich schon aus der verschiedenen Richtung des Blutstroms ergiebt, selbst in der frühesten Zeit nicht seyn können). -- Die ganze Blutmischung hat sonach noch mehr Aehnlichkeit mit der des Venenblutes bei ausgebildeter Lungenathmung, und auch dieses ist für die Physiologie des Fetus wichtig, indem es auf das Ueberge- wicht der reproduktiven Thätigkeit hinweist; denn im gesunden sowohl als krankhaften Zustande sehen wir im menschlichen Körper da, wo reproduktive Thätigkeit vorherrschend ist, auch die Venen ausnehmend entwickelt (man denke an die Venen- geflechte des Uterus, so wie an die Erweiterung der Venen- geflechte bei krankhaften Auswüchsen).
§. 734.
In der Blutbewegung selbst sind nun vorzüglich wichtig: der offne Zusammenhang der beiden Hälften des Herzens, und die Kreisbewegung des Blutes durch die Placenta. Was die letztere betrifft, so darf man annehmen, daß stets gegen ein Drittel der Blutmasse sich außerhalb des eigentli- chen Fetuskörpers befinde, und es gelangt dahin aus der absteigenden Aorta, welche vorzüglich das aus dem Körper rückkehrende Venenblut durch den Ductus Botalli, in sich faßt, da Karotiden und Axillararterien reicher an dem aus der Placenta zurückfließenden Blute sind. Die Aorta aber ergießt ihr Blut durch die Nabelarterien, welche wir zwar als Zweige der Art. hypogastrica betrachten, die jedoch ursprünglich die getheilten Fortsetzungen der Aorta selbst sind, so daß Becken- und Schenkelschlagadern eigentlich aus ihnen
Conſiſtenz, den Ueberfluß an Serum, den wenigen Antheil des Faſerſtoffs und Crnor’s, ſo wie (in Folge der erwaͤhn- ten Momente) durch ihre ſchwache Gerinnbarkeit, von der Blutmaſſe in der ſpaͤtern Zeit nach der Geburt ſich entfernt und abermals zu den Saͤften der Pflanzen, ſo wie zu denen der niedern Thiere eine Annaͤherung erkennen laͤßt. — Ue- berdieß iſt nun die Oxydation der Blutmaſſe aͤußerſt gering, und der Unterſchied zwiſchen Venen- und Arterienblut noch nicht durch die Faͤrbung angedeutet, obwohl dieß kein Recht giebt beide Blutmaſſen etwa noch als voͤllig gleich anzu- ſehen, (welches ſie, wie ſich ſchon aus der verſchiedenen Richtung des Blutſtroms ergiebt, ſelbſt in der fruͤheſten Zeit nicht ſeyn koͤnnen). — Die ganze Blutmiſchung hat ſonach noch mehr Aehnlichkeit mit der des Venenblutes bei ausgebildeter Lungenathmung, und auch dieſes iſt fuͤr die Phyſiologie des Fetus wichtig, indem es auf das Ueberge- wicht der reproduktiven Thaͤtigkeit hinweiſt; denn im geſunden ſowohl als krankhaften Zuſtande ſehen wir im menſchlichen Koͤrper da, wo reproduktive Thaͤtigkeit vorherrſchend iſt, auch die Venen ausnehmend entwickelt (man denke an die Venen- geflechte des Uterus, ſo wie an die Erweiterung der Venen- geflechte bei krankhaften Auswuͤchſen).
§. 734.
In der Blutbewegung ſelbſt ſind nun vorzuͤglich wichtig: der offne Zuſammenhang der beiden Haͤlften des Herzens, und die Kreisbewegung des Blutes durch die Placenta. Was die letztere betrifft, ſo darf man annehmen, daß ſtets gegen ein Drittel der Blutmaſſe ſich außerhalb des eigentli- chen Fetuskoͤrpers befinde, und es gelangt dahin aus der abſteigenden Aorta, welche vorzuͤglich das aus dem Koͤrper ruͤckkehrende Venenblut durch den Ductus Botalli, in ſich faßt, da Karotiden und Axillararterien reicher an dem aus der Placenta zuruͤckfließenden Blute ſind. Die Aorta aber ergießt ihr Blut durch die Nabelarterien, welche wir zwar als Zweige der Art. hypogastrica betrachten, die jedoch urſpruͤnglich die getheilten Fortſetzungen der Aorta ſelbſt ſind, ſo daß Becken- und Schenkelſchlagadern eigentlich aus ihnen
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Conſiſtenz, den Ueberfluß an Serum, den wenigen Antheil
des Faſerſtoffs und Crnor’s, ſo wie (in Folge der erwaͤhn-
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Blutmaſſe in der ſpaͤtern Zeit nach der Geburt ſich entfernt
und abermals zu den Saͤften der Pflanzen, ſo wie zu denen
der niedern Thiere eine Annaͤherung erkennen laͤßt. — Ue-
berdieß iſt nun die Oxydation der Blutmaſſe aͤußerſt gering,
und der Unterſchied zwiſchen Venen- und Arterienblut noch
nicht durch die Faͤrbung angedeutet, obwohl dieß kein Recht
giebt beide Blutmaſſen etwa noch als voͤllig gleich anzu-
ſehen, (welches ſie, wie ſich ſchon aus der verſchiedenen
Richtung des Blutſtroms ergiebt, ſelbſt in der fruͤheſten
Zeit nicht ſeyn koͤnnen). — Die ganze Blutmiſchung hat
ſonach noch mehr Aehnlichkeit mit der des Venenblutes bei
ausgebildeter Lungenathmung, und auch dieſes iſt fuͤr die
Phyſiologie des Fetus wichtig, indem es auf das Ueberge-
wicht der reproduktiven Thaͤtigkeit hinweiſt; denn im geſunden
ſowohl als krankhaften Zuſtande ſehen wir im menſchlichen
Koͤrper da, wo reproduktive Thaͤtigkeit vorherrſchend iſt, auch
die Venen ausnehmend entwickelt (man denke an die Venen-
geflechte des Uterus, ſo wie an die Erweiterung der Venen-
geflechte bei krankhaften Auswuͤchſen).
§. 734.
In der Blutbewegung ſelbſt ſind nun vorzuͤglich wichtig:
der offne Zuſammenhang der beiden Haͤlften des Herzens,
und die Kreisbewegung des Blutes durch die Placenta.
Was die letztere betrifft, ſo darf man annehmen, daß ſtets
gegen ein Drittel der Blutmaſſe ſich außerhalb des eigentli-
chen Fetuskoͤrpers befinde, und es gelangt dahin aus der
abſteigenden Aorta, welche vorzuͤglich das aus dem Koͤrper
ruͤckkehrende Venenblut durch den Ductus Botalli, in ſich
faßt, da Karotiden und Axillararterien reicher an dem aus
der Placenta zuruͤckfließenden Blute ſind. Die Aorta aber
ergießt ihr Blut durch die Nabelarterien, welche wir zwar
als Zweige der Art. hypogastrica betrachten, die jedoch
urſpruͤnglich die getheilten Fortſetzungen der Aorta ſelbſt ſind,
ſo daß Becken- und Schenkelſchlagadern eigentlich aus ihnen
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/78>, abgerufen am 21.11.2024.
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