Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.Physiologus. letzterem verfaßte ein Geistlicher aus der Picardie, Pierre, einen pro-saischen Physiologus in der Sprache des Beauvoisis30). Es werden auch später französische Umbildungen des lateinischen prosaischen Phy- siologus angeführt, deren Abfassungszeit indessen unbekannt ist. Auch ist ohne Kenntnißnahme der betreffenden Publicationen nicht zu ermit- teln, in welchem Verhältniß dieselben zum Original stehen31). Eigen- thümlich ist jener besondere Zweig der Physiologus-Litteratur, bei wel- chem die Deutungen der Thiere nicht christlich allegorisch-mystisch, son- dern im Sinne eines ziemlich derben Minnedienstes ausfielen. Hierher gehört die Schrift des Richard de Fournival32). Hiermit schließt die Reihe der eigentlichen Physiologi ab. Es fin- Nach dem Titel der kleinen Schrift sollte man nun wie erwähnt C. Hippeau; Caen, 1852. mit sehr guter Analyse; wieder abgedruckt von Cahier in: Melanges d'Archeol. a. a. D. Hieran würde sich der leider nicht veröffentlichte metrische Volucrarius des Guillaume Osmont schließen, welcher sehr beliebt und verbreitet gewesen sein muß, da noch im 15. Jahrhundert Johann de Beauveau, Bischof von Angers eine prosaische Umarbeitung desselben unternahm. s. Roque- fort, de l'etat de la poesie franc. dans les XII. et XIII. siecles. Paris, 1815. p. 254. 255. Hist. litter. de la France par les Benedict. de St. Maur. T. XVI. Paris, 1825. p. 220. 30) bei Cahier a. a. D. in einer der benutzten Handschriften wird auch hier Johannes Chrysostomus als Verfasser des Originals genannt. 31) Hierher gehört die Schrift eines Ungenannten: Les dictz des betes et aussi des oyseaulx. Paris, s. a. 4°. wieder abgedruckt: Paris, 1830. 8°. 32) Bestiaire d'amour par Richard de Fournival. publie par C. Hip-
peau. Paris, 1860. Phyſiologus. letzterem verfaßte ein Geiſtlicher aus der Picardie, Pierre, einen pro-ſaiſchen Phyſiologus in der Sprache des Beauvoiſis30). Es werden auch ſpäter franzöſiſche Umbildungen des lateiniſchen proſaiſchen Phy- ſiologus angeführt, deren Abfaſſungszeit indeſſen unbekannt iſt. Auch iſt ohne Kenntnißnahme der betreffenden Publicationen nicht zu ermit- teln, in welchem Verhältniß dieſelben zum Original ſtehen31). Eigen- thümlich iſt jener beſondere Zweig der Phyſiologus-Litteratur, bei wel- chem die Deutungen der Thiere nicht chriſtlich allegoriſch-myſtiſch, ſon- dern im Sinne eines ziemlich derben Minnedienſtes ausfielen. Hierher gehört die Schrift des Richard de Fournival32). Hiermit ſchließt die Reihe der eigentlichen Phyſiologi ab. Es fin- Nach dem Titel der kleinen Schrift ſollte man nun wie erwähnt C. Hippeau; Caen, 1852. mit ſehr guter Analyſe; wieder abgedruckt von Cahier in: Mélanges d'Archéol. a. a. D. Hieran würde ſich der leider nicht veröffentlichte metriſche Volucrarius des Guillaume Osmont ſchließen, welcher ſehr beliebt und verbreitet geweſen ſein muß, da noch im 15. Jahrhundert Johann de Beauveau, Biſchof von Angers eine proſaiſche Umarbeitung deſſelben unternahm. ſ. Roque- fort, de l'état de la poésie franç. dans les XII. et XIII. siècles. Paris, 1815. p. 254. 255. Hist. littér. de la France par les Bénédict. de St. Maur. T. XVI. Paris, 1825. p. 220. 30) bei Cahier a. a. D. in einer der benutzten Handſchriften wird auch hier Johannes Chryſoſtomus als Verfaſſer des Originals genannt. 31) Hierher gehört die Schrift eines Ungenannten: Les dictz des bêtes et aussi des oyseaulx. Paris, s. a. 4°. wieder abgedruckt: Paris, 1830. 8°. 32) Bestiaire d'amour par Richard de Fournival. publié par C. Hip-
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Phyſiologus.
letzterem verfaßte ein Geiſtlicher aus der Picardie, Pierre, einen pro-
ſaiſchen Phyſiologus in der Sprache des Beauvoiſis 30). Es werden
auch ſpäter franzöſiſche Umbildungen des lateiniſchen proſaiſchen Phy-
ſiologus angeführt, deren Abfaſſungszeit indeſſen unbekannt iſt. Auch
iſt ohne Kenntnißnahme der betreffenden Publicationen nicht zu ermit-
teln, in welchem Verhältniß dieſelben zum Original ſtehen 31). Eigen-
thümlich iſt jener beſondere Zweig der Phyſiologus-Litteratur, bei wel-
chem die Deutungen der Thiere nicht chriſtlich allegoriſch-myſtiſch, ſon-
dern im Sinne eines ziemlich derben Minnedienſtes ausfielen. Hierher
gehört die Schrift des Richard de Fournival 32).
Hiermit ſchließt die Reihe der eigentlichen Phyſiologi ab. Es fin-
den ſich zwar wie ſich zeigen wird in ſpäteren allgemein culturgeſchicht-
lichen oder ſpeciell zoologiſchen Schriften oder derartigen Theilen an-
derer Werke des Mittelalters hinreichende Beweiſe für den nachhaltigen
Einfluß der in dem Phyſiologus vertretenen Richtung. Die Dar-
ſtellung erhielt aber eine andere Form.
Nach dem Titel der kleinen Schrift ſollte man nun wie erwähnt
zunächſt eine allgemeine Naturgeſchichte erwarten, da ja auch ſowohl
die täglichen Erfahrungen auf Erſcheinungen der belebten wie der un-
belebten Natur hinwieſen, als auch die religiös-allegoriſche Betrachtung
aus dieſen allen Nahrung ziehen konnte. In der That enthalten die
älteren und vollſtändigeren Bearbeitungen neben den Thiergeſchichten
29)
30) bei Cahier a. a. D. in
einer der benutzten Handſchriften wird auch hier
Johannes Chryſoſtomus als Verfaſſer des Originals genannt.
31) Hierher gehört die Schrift eines Ungenannten: Les dictz des bêtes et
aussi des oyseaulx. Paris, s. a. 4°. wieder abgedruckt: Paris, 1830. 8°.
32) Bestiaire d'amour par Richard de Fournival. publié par C. Hip-
peau. Paris, 1860.
29) C. Hippeau; Caen, 1852. mit ſehr guter Analyſe; wieder abgedruckt von Cahier
in: Mélanges d'Archéol. a. a. D. Hieran würde ſich der leider nicht veröffentlichte
metriſche Volucrarius des Guillaume Osmont ſchließen, welcher ſehr beliebt und
verbreitet geweſen ſein muß, da noch im 15. Jahrhundert Johann de Beauveau,
Biſchof von Angers eine proſaiſche Umarbeitung deſſelben unternahm. ſ. Roque-
fort, de l'état de la poésie franç. dans les XII. et XIII. siècles. Paris,
1815.
p. 254. 255. Hist. littér. de la France par les Bénédict. de St. Maur. T. XVI.
Paris, 1825. p. 220.
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