Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.Die Zoologie des Mittelalters. turen" erwähnt werden, wird meist mit einem Hinweis auf 1. Mose49, 9 eingeleitet. Die Einzelheiten aus seinem Leben sind indeß wie die aus dem Leben des Elefanten Ausschmückungen einfacherer älterer Angaben. So wird gesagt, daß der junge Löwe nach der Geburt drei Tage wie todt sei, bis am dritten Tage sein Vater kommt, ihm in's Gesicht bläst und ihn dadurch belebt. Hierfür wird in der angehängten Moralisation noch 4. Mose 24, 9 angeführt (ein junger Löwe, wer wird ihn erwecken?). Thatsächlich führt aber Aristoteles nur an, daß der Löwe zu den Säugethieren gehöre, welche wie der Fuchs und Bär fast ungegliederte Junge gebären44); hierin folgt ihm Plinius (8, 45). Statt der Angabe des Physiologus, daß der Löwe während des Schlafs mit den Augen wache45), erzählt Aelian (5, 39), daß er während des Schlafes sogar den Schwanz bewege. Nur die List, beim Bemerken des Jägers die Spur zu verwischen, wird, freilich auch nicht ganz in der- selben Weise, aber doch dem Sinne nach übereinstimmend von Aelian erzählt (hist. anim. 9, 30). Häufig wird in der Bibel der Fuchs erwähnt. Was der Physio- Auf welche Stelle der Bibel sich die Erwähnung des Bibers 44) Ponce de Leon führt zu den Worten des Physiologus an: ita edi leo- nem narrant Aristoteles et Plinius. Aristoteles sagt aber nur (de gener. anim. 4, 95:) ta men adirathrota skhedon genna kathaper alopex arktos leon. Heider schreibt dem Ponce de Leon nach: "dies erzählen in gleicher Weise Aristo- teles und Plinius" (a. a. O. S. 553), ohne sich von der Unrichtigkeit dieses Citats überzeugt zu haben. 45) "Cum dormierit leo vigilant ejus oculi". Etwas ähnliches findet sich übrigens bei Plutarch, wie schon Ponce de Leon angibt. 46) Im syrischen Physiologus (Tychsen) heißt der Fuchs "Thalo". In dem
Londoner Manuscript eines syrischen Thierbuches wird wie es scheint dieselbe Ge- schichte vom "Elolo" erzählt. Letzteres ist aber der Schakal. Es würde also hier eine ähnliche Stellvertretung des Fuchses durch den Schakal vorliegen, wie in der Thierfabel. Die Zoologie des Mittelalters. turen“ erwähnt werden, wird meiſt mit einem Hinweis auf 1. Moſe49, 9 eingeleitet. Die Einzelheiten aus ſeinem Leben ſind indeß wie die aus dem Leben des Elefanten Ausſchmückungen einfacherer älterer Angaben. So wird geſagt, daß der junge Löwe nach der Geburt drei Tage wie todt ſei, bis am dritten Tage ſein Vater kommt, ihm in's Geſicht bläſt und ihn dadurch belebt. Hierfür wird in der angehängten Moraliſation noch 4. Moſe 24, 9 angeführt (ein junger Löwe, wer wird ihn erwecken?). Thatſächlich führt aber Ariſtoteles nur an, daß der Löwe zu den Säugethieren gehöre, welche wie der Fuchs und Bär faſt ungegliederte Junge gebären44); hierin folgt ihm Plinius (8, 45). Statt der Angabe des Phyſiologus, daß der Löwe während des Schlafs mit den Augen wache45), erzählt Aelian (5, 39), daß er während des Schlafes ſogar den Schwanz bewege. Nur die Liſt, beim Bemerken des Jägers die Spur zu verwiſchen, wird, freilich auch nicht ganz in der- ſelben Weiſe, aber doch dem Sinne nach übereinſtimmend von Aelian erzählt (hist. anim. 9, 30). Häufig wird in der Bibel der Fuchs erwähnt. Was der Phyſio- Auf welche Stelle der Bibel ſich die Erwähnung des Bibers 44) Ponce de Leon führt zu den Worten des Phyſiologus an: ita edi leo- nem narrant Ariſtoteles et Plinius. Ariſtoteles ſagt aber nur (de gener. anim. 4, 95:) τὰ μὲν ἀδιράθρωτα σχεδὸν γεννᾷ καθάπερ ἀλώπηξ ἄρκτος λέον. Heider ſchreibt dem Ponce de Leon nach: „dies erzählen in gleicher Weiſe Ariſto- teles und Plinius“ (a. a. O. S. 553), ohne ſich von der Unrichtigkeit dieſes Citats überzeugt zu haben. 45) „Cum dormierit leo vigilant ejus oculi“. Etwas ähnliches findet ſich übrigens bei Plutarch, wie ſchon Ponce de Leon angibt. 46) Im ſyriſchen Phyſiologus (Tychſen) heißt der Fuchs „Thalo“. In dem
Londoner Manuſcript eines ſyriſchen Thierbuches wird wie es ſcheint dieſelbe Ge- ſchichte vom „Elolo“ erzählt. Letzteres iſt aber der Schakal. Es würde alſo hier eine ähnliche Stellvertretung des Fuchſes durch den Schakal vorliegen, wie in der Thierfabel. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0135" n="124"/><fw place="top" type="header">Die Zoologie des Mittelalters.</fw><lb/> turen“ erwähnt werden, wird meiſt mit einem Hinweis auf 1. Moſe<lb/> 49, 9 eingeleitet. Die Einzelheiten aus ſeinem Leben ſind indeß wie die<lb/> aus dem Leben des Elefanten Ausſchmückungen einfacherer älterer<lb/> Angaben. So wird geſagt, daß der junge Löwe nach der Geburt drei<lb/> Tage wie todt ſei, bis am dritten Tage ſein Vater kommt, ihm in's<lb/> Geſicht bläſt und ihn dadurch belebt. Hierfür wird in der angehängten<lb/> Moraliſation noch 4. Moſe 24, 9 angeführt (ein junger Löwe, wer<lb/> wird ihn erwecken?). Thatſächlich führt aber <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118650130">Ariſtoteles</persName> nur an, daß<lb/> der Löwe zu den Säugethieren gehöre, welche wie der Fuchs und Bär<lb/> faſt ungegliederte Junge gebären<note place="foot" n="44)"><hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/124850308">Ponce de Leon</persName></hi> führt zu den Worten des Phyſiologus an: <hi rendition="#aq">ita edi leo-<lb/> nem narrant <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118650130">Ariſtoteles</persName> et <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118595083">Plinius</persName>.</hi> <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118650130">Ariſtoteles</persName> ſagt aber nur (<hi rendition="#aq">de gener. anim.<lb/> 4, 95:</hi>) τὰ μὲν ἀδιράθρωτα σχεδὸν γεννᾷ καθάπερ ἀλώπηξ ἄρκτος <hi rendition="#g">λέον</hi>.<lb/><hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/116605162">Heider</persName></hi> ſchreibt dem <persName ref="http://d-nb.info/gnd/124850308">Ponce de Leon</persName> nach: „dies erzählen in gleicher Weiſe <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118650130">Ariſto-<lb/> teles</persName> und <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118595083">Plinius</persName>“ (a. a. O. S. 553), ohne ſich von der Unrichtigkeit dieſes Citats<lb/> überzeugt zu haben.</note>; hierin folgt ihm <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118595083">Plinius</persName> (8, 45).<lb/> Statt der Angabe des Phyſiologus, daß der Löwe während des<lb/> Schlafs mit den Augen wache<note place="foot" n="45)"><hi rendition="#aq">„Cum dormierit leo vigilant ejus oculi“</hi>. Etwas ähnliches findet ſich<lb/> übrigens bei <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118595237">Plutarch</persName></hi>, wie ſchon <persName ref="http://d-nb.info/gnd/124850308">Ponce de Leon</persName> angibt.</note>, erzählt<lb/><persName ref="http://d-nb.info/gnd/119160285">Aelian</persName> (5, 39), daß er während des<lb/> Schlafes ſogar den Schwanz bewege. Nur die Liſt, beim Bemerken des<lb/> Jägers die Spur zu verwiſchen, wird, freilich auch nicht ganz in der-<lb/> ſelben Weiſe, aber doch dem Sinne nach übereinſtimmend von <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119160285">Aelian</persName><lb/> erzählt (<hi rendition="#aq">hist. anim. 9, 30</hi>).</p><lb/> <p>Häufig wird in der Bibel der <hi rendition="#g">Fuchs</hi> erwähnt. Was der Phyſio-<lb/> logus von ihm erzählt, daß er ſich wenn er hungert todt ſtellt, um Vögel<lb/> zu fangen, findet ſich im <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118590189">Oppian</persName></hi> (Halieutika, 2, V. 107-119),<lb/> welcher es jedenfalls aus älteren Quellen oder Volkserzählungen auf-<lb/> nahm<note place="foot" n="46)">Im ſyriſchen Phyſiologus (<persName ref="http://d-nb.info/gnd/119120577">Tychſen</persName>) heißt der Fuchs „Thalo“. In dem<lb/> Londoner Manuſcript eines ſyriſchen Thierbuches wird wie es ſcheint dieſelbe Ge-<lb/> ſchichte vom „Elolo“ erzählt. Letzteres iſt aber der Schakal. Es würde alſo hier eine<lb/> ähnliche Stellvertretung des Fuchſes durch den Schakal vorliegen, wie in der<lb/> Thierfabel.</note>.</p><lb/> <p>Auf welche Stelle der Bibel ſich die Erwähnung des <hi rendition="#g">Bibers</hi><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [124/0135]
Die Zoologie des Mittelalters.
turen“ erwähnt werden, wird meiſt mit einem Hinweis auf 1. Moſe
49, 9 eingeleitet. Die Einzelheiten aus ſeinem Leben ſind indeß wie die
aus dem Leben des Elefanten Ausſchmückungen einfacherer älterer
Angaben. So wird geſagt, daß der junge Löwe nach der Geburt drei
Tage wie todt ſei, bis am dritten Tage ſein Vater kommt, ihm in's
Geſicht bläſt und ihn dadurch belebt. Hierfür wird in der angehängten
Moraliſation noch 4. Moſe 24, 9 angeführt (ein junger Löwe, wer
wird ihn erwecken?). Thatſächlich führt aber Ariſtoteles nur an, daß
der Löwe zu den Säugethieren gehöre, welche wie der Fuchs und Bär
faſt ungegliederte Junge gebären 44); hierin folgt ihm Plinius (8, 45).
Statt der Angabe des Phyſiologus, daß der Löwe während des
Schlafs mit den Augen wache 45), erzählt
Aelian (5, 39), daß er während des
Schlafes ſogar den Schwanz bewege. Nur die Liſt, beim Bemerken des
Jägers die Spur zu verwiſchen, wird, freilich auch nicht ganz in der-
ſelben Weiſe, aber doch dem Sinne nach übereinſtimmend von Aelian
erzählt (hist. anim. 9, 30).
Häufig wird in der Bibel der Fuchs erwähnt. Was der Phyſio-
logus von ihm erzählt, daß er ſich wenn er hungert todt ſtellt, um Vögel
zu fangen, findet ſich im Oppian (Halieutika, 2, V. 107-119),
welcher es jedenfalls aus älteren Quellen oder Volkserzählungen auf-
nahm 46).
Auf welche Stelle der Bibel ſich die Erwähnung des Bibers
44) Ponce de Leon führt zu den Worten des Phyſiologus an: ita edi leo-
nem narrant Ariſtoteles et Plinius. Ariſtoteles ſagt aber nur (de gener. anim.
4, 95:) τὰ μὲν ἀδιράθρωτα σχεδὸν γεννᾷ καθάπερ ἀλώπηξ ἄρκτος λέον.
Heider ſchreibt dem Ponce de Leon nach: „dies erzählen in gleicher Weiſe Ariſto-
teles und Plinius“ (a. a. O. S. 553), ohne ſich von der Unrichtigkeit dieſes Citats
überzeugt zu haben.
45) „Cum dormierit leo vigilant ejus oculi“. Etwas ähnliches findet ſich
übrigens bei Plutarch, wie ſchon Ponce de Leon angibt.
46) Im ſyriſchen Phyſiologus (Tychſen) heißt der Fuchs „Thalo“. In dem
Londoner Manuſcript eines ſyriſchen Thierbuches wird wie es ſcheint dieſelbe Ge-
ſchichte vom „Elolo“ erzählt. Letzteres iſt aber der Schakal. Es würde alſo hier eine
ähnliche Stellvertretung des Fuchſes durch den Schakal vorliegen, wie in der
Thierfabel.
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