dene Schrift: liber de animalibus verfaßt, von welcher gleichfalls Ab- dallatif einen Auszug gemacht hat86).
Der zu Cordova lebende berühmteste Astronom und Mathematiker seiner Zeit, Abdul Kasim Moslima el Madschriti (starb 1007) hat eine Schrift hinterlassen generatio animalium, von welcher sich in Madrid eine Handschrift findet87).
Des Avicenna wird seiner Paraphrase der aristotelischen Zoo- logie wegen hier gedacht. Seine philosophische Stellung, sowie seine Berühmtheit als (galenischer) Arzt sichern ihm auch unter den selbstän- digen Forschern einen Platz, obschon er hier besonders als Uebersetzer erwähnt werden wird. Dasselbe gilt von Averroes.
Kennt man von den bisher angeführten Werken kaum mehr als den Titel, so ist von den Schriften des Abu Muhammed Abdallatif Ben Jusuf (1162--1231), welcher sein Interesse für Zoologie durch mehrere Auszüge aus anderen arabischen wie aus griechischen Schrift- stellern bethätigt hat, eine Schilderung der Merkwürdigkeiten Aegyptens durch Uebersetzungen in das Lateinische, Deutsche und Französische be- kannt worden, welche im Jahre 1203 geschrieben ein ganzes Kapitel den Thieren widmet88). Da er auch die aristotelische Thiergeschichte bearbeitet hat, ist nicht zu verwundern, daß er, was Allgemeines betrifft, Homöo- merien (partes consimiles) und Anomöomerien (p. instrumentariae) unterscheidet. Von Angaben über einzelne Thiere mögen die folgenden erwähnt werden. Hühner: hier schildert er ausführlich die künstliche Ausbrütung der Eier. Esel: zuweilen so hoch und fast so schnell wie Maulthiere. Kühe: die geschätztesten sind die sogenannten khaisijjhe, deren Hörner bogenförmig sind. Krokodile: die Wirbelsäule soll aus einem einzigen Knochen bestehen; auf der Bauchhaut sollen sie eine Art Moschusbeutel tragen. Skink: weicht vom Waral durch den Wohnort
86) Der 923 oder 932 gestorbene berühmte Arzt el-Razi (Rhases), welcher wie erwähnt ein zoologisches Buch des Mesue citirt, hat soviel man weiß, selbst kein sol- ches geschrieben.
87)Wüstenfeld, a. a. O. S. 62; Biblioth. Escur. 895.
88)Compendium memorabilium Aegypti, arabice et latine ed. J. White. Oxford, 1800. deutsch von S. F. Günther Wahl. Halle 1790. französisch von Sylv. de Sacy, Paris, 1810.
dene Schrift: liber de animalibus verfaßt, von welcher gleichfalls Ab- dallatif einen Auszug gemacht hat86).
Der zu Cordova lebende berühmteſte Aſtronom und Mathematiker ſeiner Zeit, Abdul Kaſim Moslima el Madſchriti (ſtarb 1007) hat eine Schrift hinterlaſſen generatio animalium, von welcher ſich in Madrid eine Handſchrift findet87).
Des Avicenna wird ſeiner Paraphraſe der ariſtoteliſchen Zoo- logie wegen hier gedacht. Seine philoſophiſche Stellung, ſowie ſeine Berühmtheit als (galeniſcher) Arzt ſichern ihm auch unter den ſelbſtän- digen Forſchern einen Platz, obſchon er hier beſonders als Ueberſetzer erwähnt werden wird. Daſſelbe gilt von Averroës.
Kennt man von den bisher angeführten Werken kaum mehr als den Titel, ſo iſt von den Schriften des Abu Muhammed Abdallatif Ben Juſuf (1162—1231), welcher ſein Intereſſe für Zoologie durch mehrere Auszüge aus anderen arabiſchen wie aus griechiſchen Schrift- ſtellern bethätigt hat, eine Schilderung der Merkwürdigkeiten Aegyptens durch Ueberſetzungen in das Lateiniſche, Deutſche und Franzöſiſche be- kannt worden, welche im Jahre 1203 geſchrieben ein ganzes Kapitel den Thieren widmet88). Da er auch die ariſtoteliſche Thiergeſchichte bearbeitet hat, iſt nicht zu verwundern, daß er, was Allgemeines betrifft, Homöo- merien (partes consimiles) und Anomöomerien (p. instrumentariae) unterſcheidet. Von Angaben über einzelne Thiere mögen die folgenden erwähnt werden. Hühner: hier ſchildert er ausführlich die künſtliche Ausbrütung der Eier. Eſel: zuweilen ſo hoch und faſt ſo ſchnell wie Maulthiere. Kühe: die geſchätzteſten ſind die ſogenannten khaïſijjhe, deren Hörner bogenförmig ſind. Krokodile: die Wirbelſäule ſoll aus einem einzigen Knochen beſtehen; auf der Bauchhaut ſollen ſie eine Art Moſchusbeutel tragen. Skink: weicht vom Waral durch den Wohnort
86) Der 923 oder 932 geſtorbene berühmte Arzt el-Razi (Rhaſes), welcher wie erwähnt ein zoologiſches Buch des Meſue citirt, hat ſoviel man weiß, ſelbſt kein ſol- ches geſchrieben.
87)Wüſtenfeld, a. a. O. S. 62; Biblioth. Escur. 895.
88)Compendium memorabilium Aegypti, arabice et latine ed. J. White. Oxford, 1800. deutſch von S. F. Günther Wahl. Halle 1790. franzöſiſch von Sylv. de Sacy, Paris, 1810.
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Die Zoologie der Araber.
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Der zu Cordova lebende berühmteſte Aſtronom und Mathematiker
ſeiner Zeit, Abdul Kaſim Moslima el Madſchriti (ſtarb 1007)
hat eine Schrift hinterlaſſen generatio animalium, von welcher ſich in
Madrid eine Handſchrift findet 87).
Des Avicenna wird ſeiner Paraphraſe der ariſtoteliſchen Zoo-
logie wegen hier gedacht. Seine philoſophiſche Stellung, ſowie ſeine
Berühmtheit als (galeniſcher) Arzt ſichern ihm auch unter den ſelbſtän-
digen Forſchern einen Platz, obſchon er hier beſonders als Ueberſetzer
erwähnt werden wird. Daſſelbe gilt von Averroës.
Kennt man von den bisher angeführten Werken kaum mehr als
den Titel, ſo iſt von den Schriften des Abu Muhammed Abdallatif
Ben Juſuf (1162—1231), welcher ſein Intereſſe für Zoologie durch
mehrere Auszüge aus anderen arabiſchen wie aus griechiſchen Schrift-
ſtellern bethätigt hat, eine Schilderung der Merkwürdigkeiten Aegyptens
durch Ueberſetzungen in das Lateiniſche, Deutſche und Franzöſiſche be-
kannt worden, welche im Jahre 1203 geſchrieben ein ganzes Kapitel den
Thieren widmet 88). Da er auch die ariſtoteliſche Thiergeſchichte bearbeitet
hat, iſt nicht zu verwundern, daß er, was Allgemeines betrifft, Homöo-
merien (partes consimiles) und Anomöomerien (p. instrumentariae)
unterſcheidet. Von Angaben über einzelne Thiere mögen die folgenden
erwähnt werden. Hühner: hier ſchildert er ausführlich die künſtliche
Ausbrütung der Eier. Eſel: zuweilen ſo hoch und faſt ſo ſchnell wie
Maulthiere. Kühe: die geſchätzteſten ſind die ſogenannten khaïſijjhe,
deren Hörner bogenförmig ſind. Krokodile: die Wirbelſäule ſoll aus
einem einzigen Knochen beſtehen; auf der Bauchhaut ſollen ſie eine Art
Moſchusbeutel tragen. Skink: weicht vom Waral durch den Wohnort
86) Der 923 oder 932 geſtorbene berühmte Arzt el-Razi (Rhaſes), welcher wie
erwähnt ein zoologiſches Buch des Meſue citirt, hat ſoviel man weiß, ſelbſt kein ſol-
ches geſchrieben.
87) Wüſtenfeld, a. a. O. S. 62; Biblioth. Escur. 895.
88) Compendium memorabilium Aegypti, arabice et latine ed. J.
White. Oxford, 1800. deutſch von S. F. Günther Wahl. Halle 1790. franzöſiſch
von Sylv. de Sacy, Paris, 1810.
V. Carus, Geſch. d. Zool. 11
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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/172>, abgerufen am 16.02.2025.
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