fasser hat188). Diese von Schneider bei seiner Ausgabe der Thierge- schichte benutzte, sich Wort für Wort an das griechische Original an- schließende Uebersetzung verdient doch wohl eine wiederholte eingehende Beachtung. Denn wenn auch Schneider einzelne unhaltbare Schlüsse auf sie gegründet hat, wie Aubert und Wimmer hervorheben, so behält darum doch die Uebersetzung immerhin einen hohen Werth; und es verlohnte sich wohl, sie (vielleicht nach und nach vollständig) zum Abdruck zu bringen.
Von den beiden Uebersetzern, welche hier in Rede kommen, ist der eine, Michael Scotus, unschuldigerweise sehr in üblen Ruf ge- kommen. Er wurde um das Jahr 1190 in Balwearie in der schotti- schen Grafschaft Fife geboren, in welcher Angabe man jetzt ziemlich ein- stimmig ist, während ihn früher einzelne in Durham (Dundmen, Zett- ler, territorium Dunelmense,Balaeus, Derasmes,Jour- dain), selbst in Salerno oder in Spanien geboren sein lassen woll- ten. In Spanien studierte er die arabischen Quellen des damaligen exacten Wissens und übersetzte 1217 in Toledo die Schrift de sphaera des Nureddin Alpetrongi aus dem Arabischen ins Lateinische. Um 1240 war er am Hofe Friedrich's II in Neapel und soll nun von die- sem aufgefordert worden sein, sämmtliche Werke des Aristoteles zu über- setzen. Später kam er an den Hof Eduard's I nach England, wo er sehr bekannt und zu einer halb mythischen Persönlichkeit geworden ist. Sein Todesjahr ist unbekannt. Manche wollen ihn noch 1286 eine Sendung Eduard's nach Schottland ausführen lassen (also nach des Königs AlexanderIII Tode); doch ist dies äußerst unwahrscheinlich. Wie es Allen ergieng, welche sich in jener Zeit mit Astrologie, Physik u. dergl. beschäftigten, wurde auch Michael Scotus der Magie und eines Bundes mit dem Teufel beschuldigt. Sagenhafte Erzählungen, welche sich an diese Anklage knüpfen, erwähnt unter Andern Walter Scott189). Außer dem angegebenen Datum der ersten kennt man die Chronologie seiner Uebersetzungen nicht genau. Wenn aber die arabisch-lateinische
189)Lay of the last Minstrel. Notes XI, XIII and XIV to Canto II.
Die Zoologie des Mittelalters.
faſſer hat188). Dieſe von Schneider bei ſeiner Ausgabe der Thierge- ſchichte benutzte, ſich Wort für Wort an das griechiſche Original an- ſchließende Ueberſetzung verdient doch wohl eine wiederholte eingehende Beachtung. Denn wenn auch Schneider einzelne unhaltbare Schlüſſe auf ſie gegründet hat, wie Aubert und Wimmer hervorheben, ſo behält darum doch die Ueberſetzung immerhin einen hohen Werth; und es verlohnte ſich wohl, ſie (vielleicht nach und nach vollſtändig) zum Abdruck zu bringen.
Von den beiden Ueberſetzern, welche hier in Rede kommen, iſt der eine, Michael Scotus, unſchuldigerweiſe ſehr in üblen Ruf ge- kommen. Er wurde um das Jahr 1190 in Balwearie in der ſchotti- ſchen Grafſchaft Fife geboren, in welcher Angabe man jetzt ziemlich ein- ſtimmig iſt, während ihn früher einzelne in Durham (Dundmen, Zett- ler, territorium Dunelmense,Balaeus, Dérasmes,Jour- dain), ſelbſt in Salerno oder in Spanien geboren ſein laſſen woll- ten. In Spanien ſtudierte er die arabiſchen Quellen des damaligen exacten Wiſſens und überſetzte 1217 in Toledo die Schrift de sphaera des Nureddin Alpetrongi aus dem Arabiſchen ins Lateiniſche. Um 1240 war er am Hofe Friedrich's II in Neapel und ſoll nun von die- ſem aufgefordert worden ſein, ſämmtliche Werke des Ariſtoteles zu über- ſetzen. Später kam er an den Hof Eduard's I nach England, wo er ſehr bekannt und zu einer halb mythiſchen Perſönlichkeit geworden iſt. Sein Todesjahr iſt unbekannt. Manche wollen ihn noch 1286 eine Sendung Eduard's nach Schottland ausführen laſſen (alſo nach des Königs AlexanderIII Tode); doch iſt dies äußerſt unwahrſcheinlich. Wie es Allen ergieng, welche ſich in jener Zeit mit Aſtrologie, Phyſik u. dergl. beſchäftigten, wurde auch Michael Scotus der Magie und eines Bundes mit dem Teufel beſchuldigt. Sagenhafte Erzählungen, welche ſich an dieſe Anklage knüpfen, erwähnt unter Andern Walter Scott189). Außer dem angegebenen Datum der erſten kennt man die Chronologie ſeiner Ueberſetzungen nicht genau. Wenn aber die arabiſch-lateiniſche
189)Lay of the last Minstrel. Notes XI, XIII and XIV to Canto II.
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Die Zoologie des Mittelalters.
faſſer hat 188). Dieſe von Schneider bei ſeiner Ausgabe der Thierge-
ſchichte benutzte, ſich Wort für Wort an das griechiſche Original an-
ſchließende Ueberſetzung verdient doch wohl eine wiederholte eingehende
Beachtung. Denn wenn auch Schneider einzelne unhaltbare Schlüſſe
auf ſie gegründet hat, wie Aubert und Wimmer hervorheben, ſo
behält darum doch die Ueberſetzung immerhin einen hohen Werth; und
es verlohnte ſich wohl, ſie (vielleicht nach und nach vollſtändig) zum
Abdruck zu bringen.
Von den beiden Ueberſetzern, welche hier in Rede kommen, iſt der
eine, Michael Scotus, unſchuldigerweiſe ſehr in üblen Ruf ge-
kommen. Er wurde um das Jahr 1190 in Balwearie in der ſchotti-
ſchen Grafſchaft Fife geboren, in welcher Angabe man jetzt ziemlich ein-
ſtimmig iſt, während ihn früher einzelne in Durham (Dundmen, Zett-
ler, territorium Dunelmense, Balaeus, Dérasmes, Jour-
dain), ſelbſt in Salerno oder in Spanien geboren ſein laſſen woll-
ten. In Spanien ſtudierte er die arabiſchen Quellen des damaligen
exacten Wiſſens und überſetzte 1217 in Toledo die Schrift de sphaera
des Nureddin Alpetrongi aus dem Arabiſchen ins Lateiniſche. Um
1240 war er am Hofe Friedrich's II in Neapel und ſoll nun von die-
ſem aufgefordert worden ſein, ſämmtliche Werke des Ariſtoteles zu über-
ſetzen. Später kam er an den Hof Eduard's I nach England, wo er
ſehr bekannt und zu einer halb mythiſchen Perſönlichkeit geworden iſt.
Sein Todesjahr iſt unbekannt. Manche wollen ihn noch 1286 eine
Sendung Eduard's nach Schottland ausführen laſſen (alſo nach des
Königs Alexander III Tode); doch iſt dies äußerſt unwahrſcheinlich.
Wie es Allen ergieng, welche ſich in jener Zeit mit Aſtrologie, Phyſik
u. dergl. beſchäftigten, wurde auch Michael Scotus der Magie und eines
Bundes mit dem Teufel beſchuldigt. Sagenhafte Erzählungen, welche
ſich an dieſe Anklage knüpfen, erwähnt unter Andern Walter Scott 189).
Außer dem angegebenen Datum der erſten kennt man die Chronologie
ſeiner Ueberſetzungen nicht genau. Wenn aber die arabiſch-lateiniſche
188) Aristotelis Historiae animalium ed. J. G. Schneider. Vol. I.
p. CXXVI.
189) Lay of the last Minstrel. Notes XI, XIII and XIV to Canto II.
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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/219>, abgerufen am 24.11.2024.
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