Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.Das dreizehnte Jahrhundert. über die Thiere unter den letzten der naturwissenschaftlichen anzufüh-ren; er sagt selbst am Schluß: "so ist denn das Buch von den Thieren vollendet, und damit das ganze Werk über die Natur (opus natura- rum)"209). Mit Ausnahme der ausführlichen Kapitel von den Falken kann das ganze Thierbuch nicht vor 1250 entstanden sein. Jourdain sagt zwar, das Vincenz von Beauvais im Naturspiegel, welcher 1250 vollendet wurde, den Albert häufig citire und unter Anderen auch seine Schrift über die Thiere; E. Meyer erweitert dies sogar dahin, daß Vincenz des Albert Thiergeschichte häufig citirt habe. Es kommt aber der Name Albertus in den ganzen, auf Thiere bezüglichen, siebzehnten bis dreiundzwanzigsten, Büchern des Vincenz nur dreimal vor, und zwar im 71. Kapitel des 17. Buchs, in dem einleitenden Kapitel über Falken210). Der betreffende Abschnitt bei Albert scheint aber die hiernach geforderte Annahme, daß er schon früher geschrieben sei, auch dadurch zu unter- stützen, daß er in ganz anderer Weise anhebt, als andere Theile mitten im Text der Thierbücher. Er beginnt mit den Worten: "In der Ab- sicht, die Natur der Falken, welche Viele kennen zu lernen wünschen, genauer zu beschreiben" u. s. w.211). Dies nimmt sich der sonstigen Redeweise Albert's gegenüber fremdartig aus. Auch fehlt in den Kapiteln über Falken jede Beziehung auf andere Theile der Thier- bücher. Wann nun aber die Schrift über die Thiere, nach Ausschluß der Kapitel über die Falken, geschrieben worden ist, dürfte kaum sicher zu bestimmen sein; vielleicht zwischen 1250 und 1254, möglicherweise aber auch später, also nach Uebergehung der unruhigen Jahre von 1254-1262 von letzterem Jahre an. Außerdem werden aus den Fischen bei Sighart Vögel. s. Sighart, Albertus Magnus. Sein Leben und seine Wissenschaft. Regensburg, 1857. S. 351. 209) Ganz ähnlich am Schluß des 21. Buches: "in his ad finem usque sci- entia de corporibus animalium producta est et per ea licet imperfecta sint auxiliante Deo perfecta est scientia naturalis". 210) Das oben erwähnte Citat scheint Bormans entgangen zu sein (a. a. O. S. 114). Im Uebrigen hat er völlig Recht. E. Meyer, Geschichte der Bota- nik. Bd. 4. S. 34 und 103; an beiden Stellen spricht er davon, daß Vincenz die Thierbücher des Albert häufig benutzt habe 211) Falconum naturam quam multi scire cupiunt subtiliter describere cupientes etc. Tom. VI. p. 620. V. Carus, Gesch. d. Zool. 15
Das dreizehnte Jahrhundert. über die Thiere unter den letzten der naturwiſſenſchaftlichen anzufüh-ren; er ſagt ſelbſt am Schluß: „ſo iſt denn das Buch von den Thieren vollendet, und damit das ganze Werk über die Natur (opus natura- rum)“209). Mit Ausnahme der ausführlichen Kapitel von den Falken kann das ganze Thierbuch nicht vor 1250 entſtanden ſein. Jourdain ſagt zwar, das Vincenz von Beauvais im Naturſpiegel, welcher 1250 vollendet wurde, den Albert häufig citire und unter Anderen auch ſeine Schrift über die Thiere; E. Meyer erweitert dies ſogar dahin, daß Vincenz des Albert Thiergeſchichte häufig citirt habe. Es kommt aber der Name Albertus in den ganzen, auf Thiere bezüglichen, ſiebzehnten bis dreiundzwanzigſten, Büchern des Vincenz nur dreimal vor, und zwar im 71. Kapitel des 17. Buchs, in dem einleitenden Kapitel über Falken210). Der betreffende Abſchnitt bei Albert ſcheint aber die hiernach geforderte Annahme, daß er ſchon früher geſchrieben ſei, auch dadurch zu unter- ſtützen, daß er in ganz anderer Weiſe anhebt, als andere Theile mitten im Text der Thierbücher. Er beginnt mit den Worten: „In der Ab- ſicht, die Natur der Falken, welche Viele kennen zu lernen wünſchen, genauer zu beſchreiben“ u. ſ. w.211). Dies nimmt ſich der ſonſtigen Redeweiſe Albert's gegenüber fremdartig aus. Auch fehlt in den Kapiteln über Falken jede Beziehung auf andere Theile der Thier- bücher. Wann nun aber die Schrift über die Thiere, nach Ausſchluß der Kapitel über die Falken, geſchrieben worden iſt, dürfte kaum ſicher zu beſtimmen ſein; vielleicht zwiſchen 1250 und 1254, möglicherweiſe aber auch ſpäter, alſo nach Uebergehung der unruhigen Jahre von 1254-1262 von letzterem Jahre an. Außerdem werden aus den Fiſchen bei Sighart Vögel. ſ. Sighart, Albertus Magnus. Sein Leben und ſeine Wiſſenſchaft. Regensburg, 1857. S. 351. 209) Ganz ähnlich am Schluß des 21. Buches: „in his ad finem usque sci- entia de corporibus animalium producta est et per ea licet imperfecta sint auxiliante Deo perfecta est scientia naturalis“. 210) Das oben erwähnte Citat ſcheint Bormans entgangen zu ſein (a. a. O. S. 114). Im Uebrigen hat er völlig Recht. E. Meyer, Geſchichte der Bota- nik. Bd. 4. S. 34 und 103; an beiden Stellen ſpricht er davon, daß Vincenz die Thierbücher des Albert häufig benutzt habe 211) Falconum naturam quam multi scire cupiunt subtiliter describere cupientes etc. Tom. VI. p. 620. V. Carus, Geſch. d. Zool. 15
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Das dreizehnte Jahrhundert.
über die Thiere unter den letzten der naturwiſſenſchaftlichen anzufüh-
ren; er ſagt ſelbſt am Schluß: „ſo iſt denn das Buch von den Thieren
vollendet, und damit das ganze Werk über die Natur (opus natura-
rum)“ 209). Mit Ausnahme der ausführlichen Kapitel von den Falken
kann das ganze Thierbuch nicht vor 1250 entſtanden ſein. Jourdain
ſagt zwar, das Vincenz von Beauvais im Naturſpiegel, welcher
1250 vollendet wurde, den Albert häufig citire und unter Anderen auch
ſeine Schrift über die Thiere; E. Meyer erweitert dies ſogar dahin, daß
Vincenz des Albert Thiergeſchichte häufig citirt habe. Es kommt aber der
Name Albertus in den ganzen, auf Thiere bezüglichen, ſiebzehnten bis
dreiundzwanzigſten, Büchern des Vincenz nur dreimal vor, und zwar im
71. Kapitel des 17. Buchs, in dem einleitenden Kapitel über Falken 210).
Der betreffende Abſchnitt bei Albert ſcheint aber die hiernach geforderte
Annahme, daß er ſchon früher geſchrieben ſei, auch dadurch zu unter-
ſtützen, daß er in ganz anderer Weiſe anhebt, als andere Theile mitten
im Text der Thierbücher. Er beginnt mit den Worten: „In der Ab-
ſicht, die Natur der Falken, welche Viele kennen zu lernen
wünſchen, genauer zu beſchreiben“ u. ſ. w. 211). Dies nimmt ſich
der ſonſtigen Redeweiſe Albert's gegenüber fremdartig aus. Auch fehlt
in den Kapiteln über Falken jede Beziehung auf andere Theile der Thier-
bücher. Wann nun aber die Schrift über die Thiere, nach Ausſchluß
der Kapitel über die Falken, geſchrieben worden iſt, dürfte kaum ſicher
zu beſtimmen ſein; vielleicht zwiſchen 1250 und 1254, möglicherweiſe
aber auch ſpäter, alſo nach Uebergehung der unruhigen Jahre von
1254-1262 von letzterem Jahre an.
208)
209) Ganz ähnlich am Schluß des 21. Buches: „in his ad finem usque sci-
entia de corporibus animalium producta est et per ea licet imperfecta sint
auxiliante Deo perfecta est scientia naturalis“.
210) Das oben erwähnte Citat ſcheint Bormans entgangen zu ſein (a. a.
O. S. 114). Im Uebrigen hat er völlig Recht. E. Meyer, Geſchichte der Bota-
nik. Bd. 4. S. 34 und 103; an beiden Stellen ſpricht er davon, daß Vincenz die
Thierbücher des Albert häufig benutzt habe
211) Falconum naturam quam multi scire cupiunt subtiliter describere
cupientes etc. Tom. VI. p. 620.
208) Außerdem werden aus den Fiſchen bei Sighart Vögel. ſ. Sighart, Albertus
Magnus. Sein Leben und ſeine Wiſſenſchaft. Regensburg, 1857. S. 351.
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