Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.Das dreizehnte Jahrhundert. Namen des betreffenden Schriftstellers direct als meist wörtliche An-führungen vorgebracht werden, sondern sie werden mehr oder weniger in das ganze Satzgefüge des Albert selbst verwoben. Eigentliche Citate erscheinen daher hier viel seltener; und damit treten denn auch die Quellen, aus denen Albert schöpfte, nicht so offen hervor wie bei Tho- mas Cantipratensis und Vincentius. Im allgemeinen Theile (d. h. den ersten einundzwanzig Büchern) kommen außer Aristoteles nur sel- ten Autornamen vor; so Solinus, Galen, Avicenna, Razi, Ambro- sius u. a.213); häufiger erscheinen solche in den letzten, speciellen Bü- chern. Wie Bormans zuerst bemerkt hat, ist für diese Bücher Tho- mas von Cantimpre eine Hauptquelle gewesen; eine Vergleichung beider Werke bestätigt dies durchaus. dabei ist natürlich nicht ausgeschlossen, daß Albert noch Zusätze gemacht hat. Wie aber an andern Orten, so hat er auch hier seine Quelle nicht genannt, sogar von Thomas ange- führte Quellen zu nennen unterlassen214). Von den Schriftstellern, welche Thomas in wörtlichen Anführungen citirt, kommen bei Albert vorzüglich Plinius und Solinus vor, außerdem aber auch Adelinus (d. i. Aldhelmus) und noch zwei, von Jourdain nicht enträthselte: Jorach und Semerion. Letzterer erscheint zuerst in der lateinischen Uebersetzung des Canon des Avicenna von Gerard von Cremona, wo eine Ueberschrift des Originals: Kapitel von der Muraena (Fasl fi Semuria) aus Versehen weggelassen worden ist, wogegen dann das Thier als "jener weise Semurion" auftritt215). Jorach ist völlig unbe- kannt. Ob auch hier ein Pseudepigraphon dahintersteckt, ist vorläufig 213) vergl. Buhle, de fontibus, unde Albertus Magnus libris suis de Animalibus materiem hauserit. in: Comment. Soc. Reg. Goetting. Tom. XII. p. 94. B. geht speciell auf die Physiognomiker Loxus und Palemon ein. Jourdain, Recherches etc. 2. ed. p. 325. Hier wird besonders ausführlich über die durch arabische Verstümmelung unerkennbar gewordenen griechischen Autoren verhandelt. 214) Albert sagt beim Picus martius: "unde quidam versificando di- xit: parva loquax volucris etc."; während Thomas ausdrücklich citirt: "Ex- perimentator (s. o.) dicit, quendam in versu de pico marcio dixisse: parva loquax etc". 215) Avicenna, Canon, Venet. 1495. Lib. 4. Fen 6, Tract. 3, Cap. 56. p. 220. Es wird im Original eine Stelle aus dem Aetius, peri smurainas (Tetrabiblon IV, Sermo I, oder cap. XXXVIII des Sermo XIII) citirt. 15*
Das dreizehnte Jahrhundert. Namen des betreffenden Schriftſtellers direct als meiſt wörtliche An-führungen vorgebracht werden, ſondern ſie werden mehr oder weniger in das ganze Satzgefüge des Albert ſelbſt verwoben. Eigentliche Citate erſcheinen daher hier viel ſeltener; und damit treten denn auch die Quellen, aus denen Albert ſchöpfte, nicht ſo offen hervor wie bei Tho- mas Cantipratenſis und Vincentius. Im allgemeinen Theile (d. h. den erſten einundzwanzig Büchern) kommen außer Ariſtoteles nur ſel- ten Autornamen vor; ſo Solinus, Galen, Avicenna, Razi, Ambro- ſius u. a.213); häufiger erſcheinen ſolche in den letzten, ſpeciellen Bü- chern. Wie Bormans zuerſt bemerkt hat, iſt für dieſe Bücher Tho- mas von Cantimpré eine Hauptquelle geweſen; eine Vergleichung beider Werke beſtätigt dies durchaus. dabei iſt natürlich nicht ausgeſchloſſen, daß Albert noch Zuſätze gemacht hat. Wie aber an andern Orten, ſo hat er auch hier ſeine Quelle nicht genannt, ſogar von Thomas ange- führte Quellen zu nennen unterlaſſen214). Von den Schriftſtellern, welche Thomas in wörtlichen Anführungen citirt, kommen bei Albert vorzüglich Plinius und Solinus vor, außerdem aber auch Adelinus (d. i. Aldhelmus) und noch zwei, von Jourdain nicht enträthſelte: Jorach und Semerion. Letzterer erſcheint zuerſt in der lateiniſchen Ueberſetzung des Canon des Avicenna von Gerard von Cremona, wo eine Ueberſchrift des Originals: Kapitel von der Muraena (Fasl fi Semuria) aus Verſehen weggelaſſen worden iſt, wogegen dann das Thier als „jener weiſe Semurion“ auftritt215). Jorach iſt völlig unbe- kannt. Ob auch hier ein Pſeudepigraphon dahinterſteckt, iſt vorläufig 213) vergl. Buhle, de fontibus, unde Albertus Magnus libris suis de Animalibus materiem hauserit. in: Comment. Soc. Reg. Goetting. Tom. XII. p. 94. B. geht ſpeciell auf die Phyſiognomiker Loxus und Palemon ein. Jourdain, Recherches etc. 2. ed. p. 325. Hier wird beſonders ausführlich über die durch arabiſche Verſtümmelung unerkennbar gewordenen griechiſchen Autoren verhandelt. 214) Albert ſagt beim Picus martius: „unde quidam versificando di- xit: parva loquax volucris etc.“; während Thomas ausdrücklich citirt: „Ex- perimentator (ſ. o.) dicit, quendam in versu de pico marcio dixisse: parva loquax etc“. 215) Avicenna, Canon, Venet. 1495. Lib. 4. Fen 6, Tract. 3, Cap. 56. p. 220. Es wird im Original eine Stelle aus dem Aëtius, περὶ σμυραίνας (Tetrabiblon IV, Sermo I, oder cap. XXXVIII des Sermo XIII) citirt. 15*
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in das ganze Satzgefüge des Albert ſelbſt verwoben. Eigentliche Citate
erſcheinen daher hier viel ſeltener; und damit treten denn auch die
Quellen, aus denen Albert ſchöpfte, nicht ſo offen hervor wie bei Tho-
mas Cantipratenſis und Vincentius. Im allgemeinen Theile (d. h.
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ſius u. a. 213); häufiger erſcheinen ſolche in den letzten, ſpeciellen Bü-
chern. Wie Bormans zuerſt bemerkt hat, iſt für dieſe Bücher Tho-
mas von Cantimpré eine Hauptquelle geweſen; eine Vergleichung beider
Werke beſtätigt dies durchaus. dabei iſt natürlich nicht ausgeſchloſſen,
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hat er auch hier ſeine Quelle nicht genannt, ſogar von Thomas ange-
führte Quellen zu nennen unterlaſſen 214). Von den Schriftſtellern,
welche Thomas in wörtlichen Anführungen citirt, kommen bei Albert
vorzüglich Plinius und Solinus vor, außerdem aber auch Adelinus
(d. i. Aldhelmus) und noch zwei, von Jourdain nicht enträthſelte:
Jorach und Semerion. Letzterer erſcheint zuerſt in der lateiniſchen
Ueberſetzung des Canon des Avicenna von Gerard von Cremona, wo
eine Ueberſchrift des Originals: Kapitel von der Muraena (Fasl fi
Semuria) aus Verſehen weggelaſſen worden iſt, wogegen dann das
Thier als „jener weiſe Semurion“ auftritt 215). Jorach iſt völlig unbe-
kannt. Ob auch hier ein Pſeudepigraphon dahinterſteckt, iſt vorläufig
213) vergl. Buhle, de fontibus, unde Albertus Magnus libris suis de
Animalibus materiem hauserit. in: Comment. Soc. Reg. Goetting. Tom. XII.
p. 94. B. geht ſpeciell auf die Phyſiognomiker Loxus und Palemon ein. Jourdain,
Recherches etc. 2. ed. p. 325. Hier wird beſonders ausführlich über die durch
arabiſche Verſtümmelung unerkennbar gewordenen griechiſchen Autoren verhandelt.
214) Albert ſagt beim Picus martius: „unde quidam versificando di-
xit: parva loquax volucris etc.“; während Thomas ausdrücklich citirt: „Ex-
perimentator (ſ. o.) dicit, quendam in versu de pico marcio dixisse: parva
loquax etc“.
215) Avicenna, Canon, Venet. 1495. Lib. 4. Fen 6, Tract. 3, Cap.
56. p. 220. Es wird im Original eine Stelle aus dem Aëtius, περὶ σμυραίνας
(Tetrabiblon IV, Sermo I, oder cap. XXXVIII des Sermo XIII) citirt.
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