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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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ausgesprochenen Absicht ist der Verfasser auch treu geblieben; denn von
naturgeschichtlichen Bemerkungen kommt nur das zum Verständniß ein-
zelner Bibelstellen allernothwendigste vor. Wird ein Thier nur ein-
oder zweimal in der Bibel erwähnt, so begnügt sich Frey auch wohl
damit, auf die Stelle hinzuweisen und namentlich bei streitiger Ausle-
gung des Mangels der Uebereinstimmung in der Erklärung zu geden-
ken. Man darf daher bei Frey keine strenge Eintheilung und keine con-
sequent durchgeführte, auf zoologische Merkmale gegründete Reihenfolge
erwarten, wenn gleich er wohl auf der andern Seite in der Unordnung
zu weit geht. Er beginnt mit den reinen Thieren, welche vom jüdischen
Volke gegessen und geopfert werden durften, nämlich Schaf, Rind und
Ziege; dann folgen im zweiten Theile diejenigen reinen Thiere, welche
nur gegessen werden durften. Hier folgt Frey nicht mehr der jüdischen
Ordnung, sondern bespricht unter Andern auch den Hafen, welcher
"wohl wiederkäuet, aber die Klauen nicht spaltet", daher unrein war.
"Von diesem Verbot sind wir Christen durch Christum erledigt". Der
dritte Theil handelt von den heimischen (d. i. zahmen) unreinen Thie-
ren, "jumenta genannt, die man zur Arbeit gewöhnt und braucht", also
Pferd, Esel, Maulthier, Kamel, Dromedar (Läufer), Elefant, Hund
und Katze. Im vierten Theile werden die wilden, schädlichen und reis-
senden Thiere besprochen, Löwe, Panther, Einhorn, Bär, Wolf u. s. w.
Findet sich nun auch in diesen ersten vier Theilen gerade keine streng
systematische Ordnung, so stört doch bei den einmal angeführten Ge-
sichtspunkten kein gar zu buntes Durcheinandergehen. Im fünften
Theile hat sich aber der Verfasser offenbar entweder nicht zu helfen ge-
wußt oder er hat die Thiere genommen, wie sie sich ihm zufällig boten.
Denn hier, wo es sich um die "gifftigen, kriechenden Thiere, Würmer
und Ungeziefer" handelt, folgen sich Drache, Schlange, Basilisk, Skor-
pion, Blindschleiche, Eidechse, Molch, Igel, Wiesel (letztere fünf sogar
in einem Kapitel), Maus, Frosch und Kröte, Maulwurf, Schnecke,
Raupe u. s. w. In der Vorrede versichert zwar Frey, ihm sei "wohl

Fische behandelnden Theile des sehr seltenen Buches kenne ich nicht; der erstere cha-
rakterisirt aber die Richtung hinreichend.

ausgeſprochenen Abſicht iſt der Verfaſſer auch treu geblieben; denn von
naturgeſchichtlichen Bemerkungen kommt nur das zum Verſtändniß ein-
zelner Bibelſtellen allernothwendigſte vor. Wird ein Thier nur ein-
oder zweimal in der Bibel erwähnt, ſo begnügt ſich Frey auch wohl
damit, auf die Stelle hinzuweiſen und namentlich bei ſtreitiger Ausle-
gung des Mangels der Uebereinſtimmung in der Erklärung zu geden-
ken. Man darf daher bei Frey keine ſtrenge Eintheilung und keine con-
ſequent durchgeführte, auf zoologiſche Merkmale gegründete Reihenfolge
erwarten, wenn gleich er wohl auf der andern Seite in der Unordnung
zu weit geht. Er beginnt mit den reinen Thieren, welche vom jüdiſchen
Volke gegeſſen und geopfert werden durften, nämlich Schaf, Rind und
Ziege; dann folgen im zweiten Theile diejenigen reinen Thiere, welche
nur gegeſſen werden durften. Hier folgt Frey nicht mehr der jüdiſchen
Ordnung, ſondern beſpricht unter Andern auch den Hafen, welcher
„wohl wiederkäuet, aber die Klauen nicht ſpaltet“, daher unrein war.
„Von dieſem Verbot ſind wir Chriſten durch Chriſtum erledigt“. Der
dritte Theil handelt von den heimiſchen (d. i. zahmen) unreinen Thie-
ren, »jumenta genannt, die man zur Arbeit gewöhnt und braucht“, alſo
Pferd, Eſel, Maulthier, Kamel, Dromedar (Läufer), Elefant, Hund
und Katze. Im vierten Theile werden die wilden, ſchädlichen und reiſ-
ſenden Thiere beſprochen, Löwe, Panther, Einhorn, Bär, Wolf u. ſ. w.
Findet ſich nun auch in dieſen erſten vier Theilen gerade keine ſtreng
ſyſtematiſche Ordnung, ſo ſtört doch bei den einmal angeführten Ge-
ſichtspunkten kein gar zu buntes Durcheinandergehen. Im fünften
Theile hat ſich aber der Verfaſſer offenbar entweder nicht zu helfen ge-
wußt oder er hat die Thiere genommen, wie ſie ſich ihm zufällig boten.
Denn hier, wo es ſich um die „gifftigen, kriechenden Thiere, Würmer
und Ungeziefer“ handelt, folgen ſich Drache, Schlange, Baſilisk, Skor-
pion, Blindſchleiche, Eidechſe, Molch, Igel, Wieſel (letztere fünf ſogar
in einem Kapitel), Maus, Froſch und Kröte, Maulwurf, Schnecke,
Raupe u. ſ. w. In der Vorrede verſichert zwar Frey, ihm ſei „wohl

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rakteriſirt aber die Richtung hinreichend.
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[311/0322] Hermann Heinrich Frey. ausgeſprochenen Abſicht iſt der Verfaſſer auch treu geblieben; denn von naturgeſchichtlichen Bemerkungen kommt nur das zum Verſtändniß ein- zelner Bibelſtellen allernothwendigſte vor. Wird ein Thier nur ein- oder zweimal in der Bibel erwähnt, ſo begnügt ſich Frey auch wohl damit, auf die Stelle hinzuweiſen und namentlich bei ſtreitiger Ausle- gung des Mangels der Uebereinſtimmung in der Erklärung zu geden- ken. Man darf daher bei Frey keine ſtrenge Eintheilung und keine con- ſequent durchgeführte, auf zoologiſche Merkmale gegründete Reihenfolge erwarten, wenn gleich er wohl auf der andern Seite in der Unordnung zu weit geht. Er beginnt mit den reinen Thieren, welche vom jüdiſchen Volke gegeſſen und geopfert werden durften, nämlich Schaf, Rind und Ziege; dann folgen im zweiten Theile diejenigen reinen Thiere, welche nur gegeſſen werden durften. Hier folgt Frey nicht mehr der jüdiſchen Ordnung, ſondern beſpricht unter Andern auch den Hafen, welcher „wohl wiederkäuet, aber die Klauen nicht ſpaltet“, daher unrein war. „Von dieſem Verbot ſind wir Chriſten durch Chriſtum erledigt“. Der dritte Theil handelt von den heimiſchen (d. i. zahmen) unreinen Thie- ren, »jumenta genannt, die man zur Arbeit gewöhnt und braucht“, alſo Pferd, Eſel, Maulthier, Kamel, Dromedar (Läufer), Elefant, Hund und Katze. Im vierten Theile werden die wilden, ſchädlichen und reiſ- ſenden Thiere beſprochen, Löwe, Panther, Einhorn, Bär, Wolf u. ſ. w. Findet ſich nun auch in dieſen erſten vier Theilen gerade keine ſtreng ſyſtematiſche Ordnung, ſo ſtört doch bei den einmal angeführten Ge- ſichtspunkten kein gar zu buntes Durcheinandergehen. Im fünften Theile hat ſich aber der Verfaſſer offenbar entweder nicht zu helfen ge- wußt oder er hat die Thiere genommen, wie ſie ſich ihm zufällig boten. Denn hier, wo es ſich um die „gifftigen, kriechenden Thiere, Würmer und Ungeziefer“ handelt, folgen ſich Drache, Schlange, Baſilisk, Skor- pion, Blindſchleiche, Eidechſe, Molch, Igel, Wieſel (letztere fünf ſogar in einem Kapitel), Maus, Froſch und Kröte, Maulwurf, Schnecke, Raupe u. ſ. w. In der Vorrede verſichert zwar Frey, ihm ſei „wohl 39) 39) Fiſche behandelnden Theile des ſehr ſeltenen Buches kenne ich nicht; der erſtere cha- rakteriſirt aber die Richtung hinreichend.

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/322>, abgerufen am 24.11.2024.