Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.Periode der encyklopädischen Darstellungen. belehrend. Das erst erwähnte Moment gibt zunächst den Deutungen,wie sie Bochart aufstellt, eine Sicherheit, welche nur unter gleichem Aufwande von vielseitiger Gelehrsamkeit zu erschüttern ist. Wo noch Zweifel übrig bleiben, sind dieselben in der Unsicherheit der sprachlichen Erklärung oder in der Unvollständigkeit des biblischen Berichtes begrün- det. Verfasser hat sich aber nicht darauf beschränkt, nur das zu unter- suchen, was genauer zu verfolgen durch den Wortlaut des biblischen Textes geboten war. Zahlreiche, zuweilen höchst ausführliche Excurse geben auch ein Bild von dem Culturzustand anderer antiker Völker, soweit derselbe auf die Stellung dieser zu den Thieren Bezug hat, sei es in diätetischer oder moralischer oder poetischer Beziehung. Wenn nun auch immerhin zugegeben werden mag, daß derartige Studien, von einem einseitigen fachgemäßen Standpunkte aus beurtheilt, für den Fortschritt der Zoologie im engern Sinne von keiner tief eingreifenden Bedeutung gewesen sind, so dürfte doch kein Zoolog, dem es um all- seitige Förderung der Kenntniß von den Thieren zu thun ist, sich sol- chen Arbeiten gegenüber gleichgültig verhalten. Solch ungeheure Zeit- räume, wie sie die Wissenschaft jetzt für das allmähliche Entstehen der Arten voraussetzt oder verlangt, sind allerdings unmöglich litterarisch zu durchmessen. Aber Myriaden von Jahren setzen sich aus Jahrtau- senden zusammen. Es ist daher für die Geschichte der Thiere jedenfalls nicht ohne Werth, zuverlässige Untersuchungen darüber zu besitzen, wie unbefangene Menschen die Form und Lebensart wenn auch im Ganzen nur weniger Thierarten vor ungefähr drei Jahrtausenden auffaßten und in ihre theils historischen Erzählungen, theils poetischen Schilde- rungen verwoben. Mit Bochart schließt für den vorliegenden Zeitraum wie für lange Periode der encyklopädiſchen Darſtellungen. belehrend. Das erſt erwähnte Moment gibt zunächſt den Deutungen,wie ſie Bochart aufſtellt, eine Sicherheit, welche nur unter gleichem Aufwande von vielſeitiger Gelehrſamkeit zu erſchüttern iſt. Wo noch Zweifel übrig bleiben, ſind dieſelben in der Unſicherheit der ſprachlichen Erklärung oder in der Unvollſtändigkeit des bibliſchen Berichtes begrün- det. Verfaſſer hat ſich aber nicht darauf beſchränkt, nur das zu unter- ſuchen, was genauer zu verfolgen durch den Wortlaut des bibliſchen Textes geboten war. Zahlreiche, zuweilen höchſt ausführliche Excurſe geben auch ein Bild von dem Culturzuſtand anderer antiker Völker, ſoweit derſelbe auf die Stellung dieſer zu den Thieren Bezug hat, ſei es in diätetiſcher oder moraliſcher oder poetiſcher Beziehung. Wenn nun auch immerhin zugegeben werden mag, daß derartige Studien, von einem einſeitigen fachgemäßen Standpunkte aus beurtheilt, für den Fortſchritt der Zoologie im engern Sinne von keiner tief eingreifenden Bedeutung geweſen ſind, ſo dürfte doch kein Zoolog, dem es um all- ſeitige Förderung der Kenntniß von den Thieren zu thun iſt, ſich ſol- chen Arbeiten gegenüber gleichgültig verhalten. Solch ungeheure Zeit- räume, wie ſie die Wiſſenſchaft jetzt für das allmähliche Entſtehen der Arten vorausſetzt oder verlangt, ſind allerdings unmöglich litterariſch zu durchmeſſen. Aber Myriaden von Jahren ſetzen ſich aus Jahrtau- ſenden zuſammen. Es iſt daher für die Geſchichte der Thiere jedenfalls nicht ohne Werth, zuverläſſige Unterſuchungen darüber zu beſitzen, wie unbefangene Menſchen die Form und Lebensart wenn auch im Ganzen nur weniger Thierarten vor ungefähr drei Jahrtauſenden auffaßten und in ihre theils hiſtoriſchen Erzählungen, theils poetiſchen Schilde- rungen verwoben. 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Periode der encyklopädiſchen Darſtellungen.
belehrend. Das erſt erwähnte Moment gibt zunächſt den Deutungen,
wie ſie Bochart aufſtellt, eine Sicherheit, welche nur unter gleichem
Aufwande von vielſeitiger Gelehrſamkeit zu erſchüttern iſt. Wo noch
Zweifel übrig bleiben, ſind dieſelben in der Unſicherheit der ſprachlichen
Erklärung oder in der Unvollſtändigkeit des bibliſchen Berichtes begrün-
det. Verfaſſer hat ſich aber nicht darauf beſchränkt, nur das zu unter-
ſuchen, was genauer zu verfolgen durch den Wortlaut des bibliſchen
Textes geboten war. Zahlreiche, zuweilen höchſt ausführliche Excurſe
geben auch ein Bild von dem Culturzuſtand anderer antiker Völker,
ſoweit derſelbe auf die Stellung dieſer zu den Thieren Bezug hat, ſei es
in diätetiſcher oder moraliſcher oder poetiſcher Beziehung. Wenn nun
auch immerhin zugegeben werden mag, daß derartige Studien, von
einem einſeitigen fachgemäßen Standpunkte aus beurtheilt, für den
Fortſchritt der Zoologie im engern Sinne von keiner tief eingreifenden
Bedeutung geweſen ſind, ſo dürfte doch kein Zoolog, dem es um all-
ſeitige Förderung der Kenntniß von den Thieren zu thun iſt, ſich ſol-
chen Arbeiten gegenüber gleichgültig verhalten. Solch ungeheure Zeit-
räume, wie ſie die Wiſſenſchaft jetzt für das allmähliche Entſtehen der
Arten vorausſetzt oder verlangt, ſind allerdings unmöglich litterariſch
zu durchmeſſen. Aber Myriaden von Jahren ſetzen ſich aus Jahrtau-
ſenden zuſammen. Es iſt daher für die Geſchichte der Thiere jedenfalls
nicht ohne Werth, zuverläſſige Unterſuchungen darüber zu beſitzen, wie
unbefangene Menſchen die Form und Lebensart wenn auch im Ganzen
nur weniger Thierarten vor ungefähr drei Jahrtauſenden auffaßten
und in ihre theils hiſtoriſchen Erzählungen, theils poetiſchen Schilde-
rungen verwoben.
Mit Bochart ſchließt für den vorliegenden Zeitraum wie für lange
Zeit nachher, die Reihe der Unterſuchungen in Betreff einer litterari-
ſchen Geſchichte der Thiere ab. Es mag aber hier noch ein Werk er-
wähnt werden, welches zwar, zeitlich genommen, auf der Grenze der
Periode der Encyklopädien ſteht, auch in ſeiner Tendenz ſich nicht ſtreng
an die zuletzt geſchilderten Erſcheinungen anſchließt, aber doch noch am
meiſten mit ihnen verwandt iſt. Der Gründer des ſpäter ſo berühmt
gewordenen Muſeums des Collegio romano in Rom, der Würzburger
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