Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.Periode der encyklopädischen Darstellungen. in ihrem ganzen Bewegungsmechanismus so verschieden angelegterFormen, wie es Mensch und Vogel sind, auf einander zurückzuführen, für ein ernstes Bemühn, die thierischen Gestalten sich eingehender ver- ständlich zu machen, und, was noch bedeutungsvoller ist, für eine Ah- nung der hier vorliegende wissenschaftlichen Aufgabe. Um für die Eintheilung der Vögel und die Besprechung der einzelnen Formen An- haltepunkte zu erhalten, geht Belon noch die Verhältnisse durch, welche Unterscheidungsmerkmale darbieten. Am wichtigsten sind ihm dabei Schnabel und Füße. Doch zählt er auch die Verschiedenheiten in den Sitten, der Bewegungsweise und der Stimme auf und bespricht in gleicher Weise die Begattungs- und Nistzeit. Abschnitte über die Be- nutzung der Vögel als Speise, die Wirkung derselben auf den Men- schen, endlich eine Erwähnung der Weissagungen, die sich auf Vögel- flug und Vögeleingeweide gründen, durften der Richtung der Zeit nach nicht fehlen. Ein Kapitel über den Werth der Vogelkenntniß, sowie über die Krankheiten und eigne Heilung derselben und ein gleiches über einige unbekannte Vögel schließen die Einleitung. Unter den letzteren erscheinen nicht etwa Vögel, welche zu Belon's Zeit etwa nur unvoll- ständig bekannt wären, sondern Vogelnamen aus alten Schriftstellern, welche nicht mit Sicherheit auf bestimmte Arten bezogen werden kön- nen. Neue Versuche der Deutung finden sich dabei nicht. Ohne wei- tere Bemerkungen beginnt Belon nun sofort die Schilderung seiner er- sten Ordnung, wobei er nur in der Dedication des mit besonderem Titel versehenen zweiten Buches an den König erwähnt, daß, er Greife, Harpyien, Chimären u. s. f. als fabelhaft weggelassen habe. Die sechs Ordnungen Belon's stimmen übrigens nicht recht mit den über die Verschiedenheiten angeführten Bemerkungen; doch versuche er das Aehnliche zusammenzubringen. Den Anfang machen die Raubvögel; dann folgen die Wasservögel, die Strandvögel, dann die Erdnister (Strauß, Trappe, Hühner, Fasanen), dann,"größere, überall nistende, von allerlei Fleisch lebende Vögel" (Raben, Elstern, Spechte, Tauben, Papageyen, Drosseln), endlich die kleineren Vögel (oysillons) in Hecken und Büschen. Diese theilt er, wiederum in der Dedication, in solche, welche von Sämereien leben, in solche, welche Würmer und andere Periode der encyklopädiſchen Darſtellungen. in ihrem ganzen Bewegungsmechanismus ſo verſchieden angelegterFormen, wie es Menſch und Vogel ſind, auf einander zurückzuführen, für ein ernſtes Bemühn, die thieriſchen Geſtalten ſich eingehender ver- ſtändlich zu machen, und, was noch bedeutungsvoller iſt, für eine Ah- nung der hier vorliegende wiſſenſchaftlichen Aufgabe. Um für die Eintheilung der Vögel und die Beſprechung der einzelnen Formen An- haltepunkte zu erhalten, geht Belon noch die Verhältniſſe durch, welche Unterſcheidungsmerkmale darbieten. Am wichtigſten ſind ihm dabei Schnabel und Füße. Doch zählt er auch die Verſchiedenheiten in den Sitten, der Bewegungsweiſe und der Stimme auf und beſpricht in gleicher Weiſe die Begattungs- und Niſtzeit. Abſchnitte über die Be- nutzung der Vögel als Speiſe, die Wirkung derſelben auf den Men- ſchen, endlich eine Erwähnung der Weiſſagungen, die ſich auf Vögel- flug und Vögeleingeweide gründen, durften der Richtung der Zeit nach nicht fehlen. Ein Kapitel über den Werth der Vogelkenntniß, ſowie über die Krankheiten und eigne Heilung derſelben und ein gleiches über einige unbekannte Vögel ſchließen die Einleitung. Unter den letzteren erſcheinen nicht etwa Vögel, welche zu Belon's Zeit etwa nur unvoll- ſtändig bekannt wären, ſondern Vogelnamen aus alten Schriftſtellern, welche nicht mit Sicherheit auf beſtimmte Arten bezogen werden kön- nen. Neue Verſuche der Deutung finden ſich dabei nicht. Ohne wei- tere Bemerkungen beginnt Belon nun ſofort die Schilderung ſeiner er- ſten Ordnung, wobei er nur in der Dedication des mit beſonderem Titel verſehenen zweiten Buches an den König erwähnt, daß, er Greife, Harpyien, Chimären u. ſ. f. als fabelhaft weggelaſſen habe. Die ſechs Ordnungen Belon's ſtimmen übrigens nicht recht mit den über die Verſchiedenheiten angeführten Bemerkungen; doch verſuche er das Aehnliche zuſammenzubringen. Den Anfang machen die Raubvögel; dann folgen die Waſſervögel, die Strandvögel, dann die Erdniſter (Strauß, Trappe, Hühner, Faſanen), dann,„größere, überall niſtende, von allerlei Fleiſch lebende Vögel“ (Raben, Elſtern, Spechte, Tauben, Papageyen, Droſſeln), endlich die kleineren Vögel (oysillons) in Hecken und Büſchen. Dieſe theilt er, wiederum in der Dedication, in ſolche, welche von Sämereien leben, in ſolche, welche Würmer und andere <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0361" n="350"/><fw place="top" type="header">Periode der encyklopädiſchen Darſtellungen.</fw><lb/> in ihrem ganzen Bewegungsmechanismus ſo verſchieden angelegter<lb/> Formen, wie es Menſch und Vogel ſind, auf einander zurückzuführen,<lb/> für ein ernſtes Bemühn, die thieriſchen Geſtalten ſich eingehender ver-<lb/> ſtändlich zu machen, und, was noch bedeutungsvoller iſt, für eine Ah-<lb/> nung der hier vorliegende wiſſenſchaftlichen Aufgabe. 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Periode der encyklopädiſchen Darſtellungen.
in ihrem ganzen Bewegungsmechanismus ſo verſchieden angelegter
Formen, wie es Menſch und Vogel ſind, auf einander zurückzuführen,
für ein ernſtes Bemühn, die thieriſchen Geſtalten ſich eingehender ver-
ſtändlich zu machen, und, was noch bedeutungsvoller iſt, für eine Ah-
nung der hier vorliegende wiſſenſchaftlichen Aufgabe. Um für die
Eintheilung der Vögel und die Beſprechung der einzelnen Formen An-
haltepunkte zu erhalten, geht Belon noch die Verhältniſſe durch, welche
Unterſcheidungsmerkmale darbieten. Am wichtigſten ſind ihm dabei
Schnabel und Füße. Doch zählt er auch die Verſchiedenheiten in den
Sitten, der Bewegungsweiſe und der Stimme auf und beſpricht in
gleicher Weiſe die Begattungs- und Niſtzeit. Abſchnitte über die Be-
nutzung der Vögel als Speiſe, die Wirkung derſelben auf den Men-
ſchen, endlich eine Erwähnung der Weiſſagungen, die ſich auf Vögel-
flug und Vögeleingeweide gründen, durften der Richtung der Zeit nach
nicht fehlen. Ein Kapitel über den Werth der Vogelkenntniß, ſowie
über die Krankheiten und eigne Heilung derſelben und ein gleiches über
einige unbekannte Vögel ſchließen die Einleitung. Unter den letzteren
erſcheinen nicht etwa Vögel, welche zu Belon's Zeit etwa nur unvoll-
ſtändig bekannt wären, ſondern Vogelnamen aus alten Schriftſtellern,
welche nicht mit Sicherheit auf beſtimmte Arten bezogen werden kön-
nen. Neue Verſuche der Deutung finden ſich dabei nicht. Ohne wei-
tere Bemerkungen beginnt Belon nun ſofort die Schilderung ſeiner er-
ſten Ordnung, wobei er nur in der Dedication des mit beſonderem
Titel verſehenen zweiten Buches an den König erwähnt, daß, er Greife,
Harpyien, Chimären u. ſ. f. als fabelhaft weggelaſſen habe. Die ſechs
Ordnungen Belon's ſtimmen übrigens nicht recht mit den über die
Verſchiedenheiten angeführten Bemerkungen; doch verſuche er das
Aehnliche zuſammenzubringen. Den Anfang machen die Raubvögel;
dann folgen die Waſſervögel, die Strandvögel, dann die Erdniſter
(Strauß, Trappe, Hühner, Faſanen), dann,„größere, überall niſtende,
von allerlei Fleiſch lebende Vögel“ (Raben, Elſtern, Spechte, Tauben,
Papageyen, Droſſeln), endlich die kleineren Vögel (oysillons) in Hecken
und Büſchen. Dieſe theilt er, wiederum in der Dedication, in ſolche,
welche von Sämereien leben, in ſolche, welche Würmer und andere
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