dem Froschfisch, Lophius. Die Cephalopoden führt er nun wohl mit einer Schilderung der Weichthiere ein, geht dann aber ohne ein Wort des Uebergangs oder der Verbindung auf Chrysophrys über. Er bringt indeß im Allgemeinen meist verwandte Formen zusammen. Den An- fang machen die schlangenähnlichen Aale, zwischen denen freilich auch die Pricke erscheint. Die karpfen- und lachsartigen Formen stehen auch beisammen; doch fehlt wie im Allgemeinen jede Motivirung der An- ordnung, so hier der Verbindung. Das wesentlichste Verdienst Sal- viani's beruht in der technisch schönen Ausführung der allerdings na- turgeschichtlich nicht völlig brauchbaren Abbildungen und in der sich an die Natur selbst anlehnenden Beschreibung einer Anzahl bis dahin un- beschriebener Formen.
Der bedeutendste der drei Ichthyologen des sechszehnten Jahrhun- derts ist sowohl der Zahl der von ihm gesehenen und beschriebenen Fische nach, als wegen der Sorgfalt des Beschreibens und des bewuß- ten Eingehens auf Unterscheidungsmerkmale Guillaume Rondelet. Im Jahre 1507 in Montpellier geboren, sollte er wegen fortdauernder Kränklichkeit während seiner Kindheit dem geistlichen Stande zugeführt werden. Das Kloster, in welches er zu diesem Zwecke gebracht worden war, verließ er indeß schon in seinem achtzehnten Jahre wieder. Seine körperliche Entwickelung hatte sich unterdeß günstiger gestaltet und da- mit war auch ein Trieb nach tieferem Wissen in ihm erwacht. Er begab sich mit Unterstützung seines älteren Bruders nach Paris, um dort Medicin zu studiren, lernte dort Winther (Guintherus) von Andernach kennen, bei welchem er eifrig Anatomie trieb, und kam 1529 nach Montpellier zurück. Seine mislichen Vermögensumstände, trotz denen er ähnlich wie Gesner schon früh, 1538, geheirathet hatte, bestimmten ihn, in einem kleinen Orte als praktischer Arzt thätig zu sein und, da dies, selbst in Verbindung mit Elementarunterricht den er ertheilte, mit nur geringem Erfolg verbunden war, vier Jahre zu seinem wohl- habenden und kinderlosen Schwager nach Florenz zu ziehen. 1542 nach Montpellier zurückgekehrt fand er im Cardinal von Tournon einen Gönner und Förderer, er wurde von ihm als Arzt angenommen, auf dessen Betrieb 1545 Professor der Medicin in Montpellier und von
Arbeiten über einzelne Claſſen und Formen.
dem Froſchfiſch, Lophius. Die Cephalopoden führt er nun wohl mit einer Schilderung der Weichthiere ein, geht dann aber ohne ein Wort des Uebergangs oder der Verbindung auf Chrysophrys über. Er bringt indeß im Allgemeinen meiſt verwandte Formen zuſammen. Den An- fang machen die ſchlangenähnlichen Aale, zwiſchen denen freilich auch die Pricke erſcheint. Die karpfen- und lachsartigen Formen ſtehen auch beiſammen; doch fehlt wie im Allgemeinen jede Motivirung der An- ordnung, ſo hier der Verbindung. Das weſentlichſte Verdienſt Sal- viani's beruht in der techniſch ſchönen Ausführung der allerdings na- turgeſchichtlich nicht völlig brauchbaren Abbildungen und in der ſich an die Natur ſelbſt anlehnenden Beſchreibung einer Anzahl bis dahin un- beſchriebener Formen.
Der bedeutendſte der drei Ichthyologen des ſechszehnten Jahrhun- derts iſt ſowohl der Zahl der von ihm geſehenen und beſchriebenen Fiſche nach, als wegen der Sorgfalt des Beſchreibens und des bewuß- ten Eingehens auf Unterſcheidungsmerkmale Guillaume Rondelet. Im Jahre 1507 in Montpellier geboren, ſollte er wegen fortdauernder Kränklichkeit während ſeiner Kindheit dem geiſtlichen Stande zugeführt werden. Das Kloſter, in welches er zu dieſem Zwecke gebracht worden war, verließ er indeß ſchon in ſeinem achtzehnten Jahre wieder. Seine körperliche Entwickelung hatte ſich unterdeß günſtiger geſtaltet und da- mit war auch ein Trieb nach tieferem Wiſſen in ihm erwacht. Er begab ſich mit Unterſtützung ſeines älteren Bruders nach Paris, um dort Medicin zu ſtudiren, lernte dort Winther (Guintherus) von Andernach kennen, bei welchem er eifrig Anatomie trieb, und kam 1529 nach Montpellier zurück. Seine mislichen Vermögensumſtände, trotz denen er ähnlich wie Gesner ſchon früh, 1538, geheirathet hatte, beſtimmten ihn, in einem kleinen Orte als praktiſcher Arzt thätig zu ſein und, da dies, ſelbſt in Verbindung mit Elementarunterricht den er ertheilte, mit nur geringem Erfolg verbunden war, vier Jahre zu ſeinem wohl- habenden und kinderloſen Schwager nach Florenz zu ziehen. 1542 nach Montpellier zurückgekehrt fand er im Cardinal von Tournon einen Gönner und Förderer, er wurde von ihm als Arzt angenommen, auf deſſen Betrieb 1545 Profeſſor der Medicin in Montpellier und von
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Arbeiten über einzelne Claſſen und Formen.
dem Froſchfiſch, Lophius. Die Cephalopoden führt er nun wohl mit
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des Uebergangs oder der Verbindung auf Chrysophrys über. Er bringt
indeß im Allgemeinen meiſt verwandte Formen zuſammen. Den An-
fang machen die ſchlangenähnlichen Aale, zwiſchen denen freilich auch
die Pricke erſcheint. Die karpfen- und lachsartigen Formen ſtehen auch
beiſammen; doch fehlt wie im Allgemeinen jede Motivirung der An-
ordnung, ſo hier der Verbindung. Das weſentlichſte Verdienſt Sal-
viani's beruht in der techniſch ſchönen Ausführung der allerdings na-
turgeſchichtlich nicht völlig brauchbaren Abbildungen und in der ſich an
die Natur ſelbſt anlehnenden Beſchreibung einer Anzahl bis dahin un-
beſchriebener Formen.
Der bedeutendſte der drei Ichthyologen des ſechszehnten Jahrhun-
derts iſt ſowohl der Zahl der von ihm geſehenen und beſchriebenen
Fiſche nach, als wegen der Sorgfalt des Beſchreibens und des bewuß-
ten Eingehens auf Unterſcheidungsmerkmale Guillaume Rondelet.
Im Jahre 1507 in Montpellier geboren, ſollte er wegen fortdauernder
Kränklichkeit während ſeiner Kindheit dem geiſtlichen Stande zugeführt
werden. Das Kloſter, in welches er zu dieſem Zwecke gebracht worden
war, verließ er indeß ſchon in ſeinem achtzehnten Jahre wieder. Seine
körperliche Entwickelung hatte ſich unterdeß günſtiger geſtaltet und da-
mit war auch ein Trieb nach tieferem Wiſſen in ihm erwacht. Er begab
ſich mit Unterſtützung ſeines älteren Bruders nach Paris, um dort
Medicin zu ſtudiren, lernte dort Winther (Guintherus) von Andernach
kennen, bei welchem er eifrig Anatomie trieb, und kam 1529 nach
Montpellier zurück. Seine mislichen Vermögensumſtände, trotz denen
er ähnlich wie Gesner ſchon früh, 1538, geheirathet hatte, beſtimmten
ihn, in einem kleinen Orte als praktiſcher Arzt thätig zu ſein und, da
dies, ſelbſt in Verbindung mit Elementarunterricht den er ertheilte,
mit nur geringem Erfolg verbunden war, vier Jahre zu ſeinem wohl-
habenden und kinderloſen Schwager nach Florenz zu ziehen. 1542
nach Montpellier zurückgekehrt fand er im Cardinal von Tournon einen
Gönner und Förderer, er wurde von ihm als Arzt angenommen, auf
deſſen Betrieb 1545 Profeſſor der Medicin in Montpellier und von
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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/372>, abgerufen am 21.11.2024.
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