man überhaupt der Classe eine ebenso eingehende Aufmerksamkeit zuzu- wenden begann, wie den höheren Wirbelthieren. So finden sich nicht bloß bei Reisenden, sondern auch bei Aerzten der Aufzählung des Arz- neischatzes auch Beschreibungen einzelner Fische angehängt (beispiels- weise bei Fabius Columna in der Ekphrasis), durch welche Erscheinun- gen sämmtlich der Boden zur Errichtung eines wirklichen Fischsystems geebnet wurde.
Von den wirbellosen Thieren sind zwar die Mollusken bei fast allen Arbeiten über die Wasserthiere vollständig oder theilweise berück- sichtigt worden. Doch schritt ihre Kenntniß nur wenig fort. Man be- stätigte im Allgemeinen die Angabe des Aristoteles, dessen Autorität hier noch strenger aufrecht erhalten wurde, als bei den höheren Thie- ren. Durchgehend wurde seine Eintheilung in Weich- und Schalthiere beibehalten, freilich nicht immer in der von ihm gegebenen Begrenzung beider Gruppen. So führt Rondelet die "Seehasen" und die Actinien, Belon die Actinien unter den "weichen Fischen" neben den Cephalopo- den auf. Beide haben Tintenfische zergliedert; aber ohne über das, was Aristoteles bereits wußte, hinausgegangen zu sein. Belon bringt sogar die Argonauta, welche Rondelet ganz richtig bei den Octopoden stehen läßt, zu den Schalthieren. Von den übrigen Mollusken führt Rondelet noch unter der Bezeichnung "Seehasen" neben den Aplysien, von denen er zwei Formen darstellt, die Thetys auf. Von den Cepha- lophoren und Acephalen, den Schnecken und Muschelthieren, sind es vorzüglich die Schalen, welche Aufmerksamkeit erregen. Eine ziemliche Anzahl bildet Columna ab. Nur selten wurden die Thiere selbst ge- schildert. Besondere Beachtung wurde, und zwar gleichfalls aus einem vorzugsweise geschichtlichen Gesichtspunkte der Purpurschnecke gewid- met. Fabius Columna hält das Buccinum des Mittelmeeres für das den Purpur der Alten liefernde Thier, gedenkt aber daneben auch der Janthina, von denen beiden er ganz leidliche Abbildungen und ein- gehende, freilich sich nicht auf die innern Theile erstreckende Beschrei- bungen liefert 111). Einfache Ascidien erscheinen überall in Abbildun-
111)Fab. Columnae Purpura, h. e. de Purpura ab animali testaceo fusa, de hoc ipso animali aliisque rarioribus testaceis quibusdam. Romae,
Periode der encyklopädiſchen Darſtellungen.
man überhaupt der Claſſe eine ebenſo eingehende Aufmerkſamkeit zuzu- wenden begann, wie den höheren Wirbelthieren. So finden ſich nicht bloß bei Reiſenden, ſondern auch bei Aerzten der Aufzählung des Arz- neiſchatzes auch Beſchreibungen einzelner Fiſche angehängt (beiſpiels- weiſe bei Fabius Columna in der Ekphraſis), durch welche Erſcheinun- gen ſämmtlich der Boden zur Errichtung eines wirklichen Fiſchſyſtems geebnet wurde.
Von den wirbelloſen Thieren ſind zwar die Mollusken bei faſt allen Arbeiten über die Waſſerthiere vollſtändig oder theilweiſe berück- ſichtigt worden. Doch ſchritt ihre Kenntniß nur wenig fort. Man be- ſtätigte im Allgemeinen die Angabe des Ariſtoteles, deſſen Autorität hier noch ſtrenger aufrecht erhalten wurde, als bei den höheren Thie- ren. Durchgehend wurde ſeine Eintheilung in Weich- und Schalthiere beibehalten, freilich nicht immer in der von ihm gegebenen Begrenzung beider Gruppen. So führt Rondelet die „Seehaſen“ und die Actinien, Belon die Actinien unter den „weichen Fiſchen“ neben den Cephalopo- den auf. Beide haben Tintenfiſche zergliedert; aber ohne über das, was Ariſtoteles bereits wußte, hinausgegangen zu ſein. Belon bringt ſogar die Argonauta, welche Rondelet ganz richtig bei den Octopoden ſtehen läßt, zu den Schalthieren. Von den übrigen Mollusken führt Rondelet noch unter der Bezeichnung „Seehaſen“ neben den Aplyſien, von denen er zwei Formen darſtellt, die Thetys auf. Von den Cepha- lophoren und Acephalen, den Schnecken und Muſchelthieren, ſind es vorzüglich die Schalen, welche Aufmerkſamkeit erregen. Eine ziemliche Anzahl bildet Columna ab. Nur ſelten wurden die Thiere ſelbſt ge- ſchildert. Beſondere Beachtung wurde, und zwar gleichfalls aus einem vorzugsweiſe geſchichtlichen Geſichtspunkte der Purpurſchnecke gewid- met. Fabius Columna hält das Buccinum des Mittelmeeres für das den Purpur der Alten liefernde Thier, gedenkt aber daneben auch der Janthina, von denen beiden er ganz leidliche Abbildungen und ein- gehende, freilich ſich nicht auf die innern Theile erſtreckende Beſchrei- bungen liefert 111). Einfache Ascidien erſcheinen überall in Abbildun-
111)Fab. Columnae Purpura, h. e. de Purpura ab animali testaceo fusa, de hoc ipso animali aliisque rarioribus testaceis quibusdam. Romae,
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Periode der encyklopädiſchen Darſtellungen.
man überhaupt der Claſſe eine ebenſo eingehende Aufmerkſamkeit zuzu-
wenden begann, wie den höheren Wirbelthieren. So finden ſich nicht
bloß bei Reiſenden, ſondern auch bei Aerzten der Aufzählung des Arz-
neiſchatzes auch Beſchreibungen einzelner Fiſche angehängt (beiſpiels-
weiſe bei Fabius Columna in der Ekphraſis), durch welche Erſcheinun-
gen ſämmtlich der Boden zur Errichtung eines wirklichen Fiſchſyſtems
geebnet wurde.
Von den wirbelloſen Thieren ſind zwar die Mollusken bei faſt
allen Arbeiten über die Waſſerthiere vollſtändig oder theilweiſe berück-
ſichtigt worden. Doch ſchritt ihre Kenntniß nur wenig fort. Man be-
ſtätigte im Allgemeinen die Angabe des Ariſtoteles, deſſen Autorität
hier noch ſtrenger aufrecht erhalten wurde, als bei den höheren Thie-
ren. Durchgehend wurde ſeine Eintheilung in Weich- und Schalthiere
beibehalten, freilich nicht immer in der von ihm gegebenen Begrenzung
beider Gruppen. So führt Rondelet die „Seehaſen“ und die Actinien,
Belon die Actinien unter den „weichen Fiſchen“ neben den Cephalopo-
den auf. Beide haben Tintenfiſche zergliedert; aber ohne über das,
was Ariſtoteles bereits wußte, hinausgegangen zu ſein. Belon bringt
ſogar die Argonauta, welche Rondelet ganz richtig bei den Octopoden
ſtehen läßt, zu den Schalthieren. Von den übrigen Mollusken führt
Rondelet noch unter der Bezeichnung „Seehaſen“ neben den Aplyſien,
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lophoren und Acephalen, den Schnecken und Muſchelthieren, ſind es
vorzüglich die Schalen, welche Aufmerkſamkeit erregen. Eine ziemliche
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ſchildert. Beſondere Beachtung wurde, und zwar gleichfalls aus einem
vorzugsweiſe geſchichtlichen Geſichtspunkte der Purpurſchnecke gewid-
met. Fabius Columna hält das Buccinum des Mittelmeeres für
das den Purpur der Alten liefernde Thier, gedenkt aber daneben auch
der Janthina, von denen beiden er ganz leidliche Abbildungen und ein-
gehende, freilich ſich nicht auf die innern Theile erſtreckende Beſchrei-
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111) Fab. Columnae Purpura, h. e. de Purpura ab animali testaceo
fusa, de hoc ipso animali aliisque rarioribus testaceis quibusdam. Romae,
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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/379>, abgerufen am 22.11.2024.
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