thriocephalus, der Spulwurm, die Ascariden, der Guineawurm; die- sem ist die Chica, der Pulex penetrans, als ähnliche Symptome her- vorrufend, aber ohne nähere Schilderung des Thieres angehängt. Außerdem kamen noch Syronen, Zahnwürmer u. a., ausdrücklich als fabelhaft bezeichnete Formen zur Besprechung.
Wie bei den Mollusken der Wunsch, die fossilen Formen sicherer bestimmen zu können, zu einer Umgestaltung der bisherigen Anordnung führte, so war das Bekanntwerden einer größeren Zahl fossiler See- igel auch die nächste Veranlassung, daß die lebenden Formen dieser Gruppe gleichfalls einer bestimmten Classification unterworfen wurden, und zwar, wie hier wiederum hervorzuheben ist, in Bereinigung mit den fossilen. Für die letzteren Arten hatten sowohl Morton in sei- ner Naturgeschichte von Northamptonshire als Woodward in sei- nem Cataloge englischer Fossilen einen Vertheilungsplan angegeben. Lebende und fossile berücksichtigte dann der oben genannte Breyn, welcher bei der ihm übertragenen Ordnung der Echinen des Klein'schen Museums Formen beiderlei Art vor sich hatte. Von einer Auffassung dieser Thiere als strahlig gebauter war noch nicht die Rede; daß der ganze Körper einen wesentlich verschiedenen Habitus von allen übrigen Schalthieren darbot, fiel nicht auf. Doch hatte Reaumur die zwischen den Stacheln vorhandenen Füßchen, welche er sehr treffend mit den rückziehbaren Fühlhörnern der Schnecken vergleicht, beschrieben und sie als Bewegungs- oder vielmehr Haftorgane erkannt. Dadurch war die Ansicht Gandolphe's, daß die Seeigel sich ihrer Stacheln als Bewe- gungswerkzeuge bedienen, widerlegt. Wie die beiden genannten Eng- länder charakterisirt auch Breyn (1732) die Gattungen der Seeigel hauptsächlich nach der Lage der beiden den Mund und After darstellen- den Oeffnungen (Weichtheile werden nicht beschrieben), in zweiter Linie nach der Form, dem Gewölbtsein oder der Plattheit der Schale, der Beschaffenheit ihres Randes u. s. f. -- Wie die Seeigel so wer- den jetzt auch die Seesterne zum erstenmal aufmerksamer beobachtet und als selbständige Gruppe monographisch bearbeitet. Nach den früheren, bei mehreren der Encyklopädiker einzeln vorkommenden Schilderungen hatte zuerst Edward Lhwyd (Luidius, welchem zu Ehren noch heut-
thriocephalus, der Spulwurm, die Ascariden, der Guineawurm; die- ſem iſt die Chica, der Pulex penetrans, als ähnliche Symptome her- vorrufend, aber ohne nähere Schilderung des Thieres angehängt. Außerdem kamen noch Syronen, Zahnwürmer u. a., ausdrücklich als fabelhaft bezeichnete Formen zur Beſprechung.
Wie bei den Mollusken der Wunſch, die foſſilen Formen ſicherer beſtimmen zu können, zu einer Umgeſtaltung der bisherigen Anordnung führte, ſo war das Bekanntwerden einer größeren Zahl foſſiler See- igel auch die nächſte Veranlaſſung, daß die lebenden Formen dieſer Gruppe gleichfalls einer beſtimmten Claſſification unterworfen wurden, und zwar, wie hier wiederum hervorzuheben iſt, in Bereinigung mit den foſſilen. Für die letzteren Arten hatten ſowohl Morton in ſei- ner Naturgeſchichte von Northamptonſhire als Woodward in ſei- nem Cataloge engliſcher Foſſilen einen Vertheilungsplan angegeben. Lebende und foſſile berückſichtigte dann der oben genannte Breyn, welcher bei der ihm übertragenen Ordnung der Echinen des Klein'ſchen Muſeums Formen beiderlei Art vor ſich hatte. Von einer Auffaſſung dieſer Thiere als ſtrahlig gebauter war noch nicht die Rede; daß der ganze Körper einen weſentlich verſchiedenen Habitus von allen übrigen Schalthieren darbot, fiel nicht auf. Doch hatte Reaumur die zwiſchen den Stacheln vorhandenen Füßchen, welche er ſehr treffend mit den rückziehbaren Fühlhörnern der Schnecken vergleicht, beſchrieben und ſie als Bewegungs- oder vielmehr Haftorgane erkannt. Dadurch war die Anſicht Gandolphe's, daß die Seeigel ſich ihrer Stacheln als Bewe- gungswerkzeuge bedienen, widerlegt. Wie die beiden genannten Eng- länder charakteriſirt auch Breyn (1732) die Gattungen der Seeigel hauptſächlich nach der Lage der beiden den Mund und After darſtellen- den Oeffnungen (Weichtheile werden nicht beſchrieben), in zweiter Linie nach der Form, dem Gewölbtſein oder der Plattheit der Schale, der Beſchaffenheit ihres Randes u. ſ. f. — Wie die Seeigel ſo wer- den jetzt auch die Seeſterne zum erſtenmal aufmerkſamer beobachtet und als ſelbſtändige Gruppe monographiſch bearbeitet. Nach den früheren, bei mehreren der Encyklopädiker einzeln vorkommenden Schilderungen hatte zuerſt Edward Lhwyd (Luidius, welchem zu Ehren noch heut-
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Die Zeit von Ray bis Klein.
thriocephalus, der Spulwurm, die Ascariden, der Guineawurm; die-
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vorrufend, aber ohne nähere Schilderung des Thieres angehängt.
Außerdem kamen noch Syronen, Zahnwürmer u. a., ausdrücklich als
fabelhaft bezeichnete Formen zur Beſprechung.
Wie bei den Mollusken der Wunſch, die foſſilen Formen ſicherer
beſtimmen zu können, zu einer Umgeſtaltung der bisherigen Anordnung
führte, ſo war das Bekanntwerden einer größeren Zahl foſſiler See-
igel auch die nächſte Veranlaſſung, daß die lebenden Formen dieſer
Gruppe gleichfalls einer beſtimmten Claſſification unterworfen wurden,
und zwar, wie hier wiederum hervorzuheben iſt, in Bereinigung mit
den foſſilen. Für die letzteren Arten hatten ſowohl Morton in ſei-
ner Naturgeſchichte von Northamptonſhire als Woodward in ſei-
nem Cataloge engliſcher Foſſilen einen Vertheilungsplan angegeben.
Lebende und foſſile berückſichtigte dann der oben genannte Breyn,
welcher bei der ihm übertragenen Ordnung der Echinen des Klein'ſchen
Muſeums Formen beiderlei Art vor ſich hatte. Von einer Auffaſſung
dieſer Thiere als ſtrahlig gebauter war noch nicht die Rede; daß der
ganze Körper einen weſentlich verſchiedenen Habitus von allen übrigen
Schalthieren darbot, fiel nicht auf. Doch hatte Reaumur die zwiſchen
den Stacheln vorhandenen Füßchen, welche er ſehr treffend mit den
rückziehbaren Fühlhörnern der Schnecken vergleicht, beſchrieben und ſie
als Bewegungs- oder vielmehr Haftorgane erkannt. Dadurch war die
Anſicht Gandolphe's, daß die Seeigel ſich ihrer Stacheln als Bewe-
gungswerkzeuge bedienen, widerlegt. Wie die beiden genannten Eng-
länder charakteriſirt auch Breyn (1732) die Gattungen der Seeigel
hauptſächlich nach der Lage der beiden den Mund und After darſtellen-
den Oeffnungen (Weichtheile werden nicht beſchrieben), in zweiter
Linie nach der Form, dem Gewölbtſein oder der Plattheit der Schale,
der Beſchaffenheit ihres Randes u. ſ. f. — Wie die Seeigel ſo wer-
den jetzt auch die Seeſterne zum erſtenmal aufmerkſamer beobachtet und
als ſelbſtändige Gruppe monographiſch bearbeitet. Nach den früheren,
bei mehreren der Encyklopädiker einzeln vorkommenden Schilderungen
hatte zuerſt Edward Lhwyd (Luidius, welchem zu Ehren noch heut-
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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 463. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/474>, abgerufen am 22.11.2024.
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