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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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Periode der Systematik.
zutage eine Seesterngattung Luidia heißt) in seinem Lithophylacium
(1699) die Aufmerksamkeit wieder auf die Seesterne gelenkt, auch einen
1703 in Oxford gehaltenen Vortrag an Breyn geschickt. Ebenso
hatte Barrelier bei der Schilderung der südwesteuropäischen Pflanzen
unter Anderem auch Seesterne beschrieben. Reaumur war durch Be-
obachtung der Ortsbewegung bei den Seesternen gleichfalls auf den
Nachweis der Füßchen gekommen, welches sowohl Lhwyd als Kade
bestätigten, letzterer unter Hinweis auf den Zusammenhang der Bläs-
chen (Ampullen) mit den Füßchen. Kade überließ dem Leipziger Apo-
theker Linck eine anatomische Beschreibung eines Holsteinischen See-
sterns (wahrscheinlich Asteracanthion rubens, doch hat er die After-
öffnung übersehen). Joh. Heinrich Linck (1674-1734) gab nun
nach Untersuchungen seiner eigenen wie mehrerer fremder Sammlun-
gen ein durch vorzügliche Abbildungen illustrirtes Werk heraus (1733),
von welchem an die moderne Kenntniß der Classe datirt. Als Anhang
druckte er sowohl den eben erwähnten Vortrag Lhwyd's, welchen ihm
Breyn zu diesem Zwecke überlassen hatte, als auch Uebersetzungen
zweier Reaumur'scher Abhandlungen aus den Memoiren der Pariser
Akademie (1710 und 1712), als endlich die Anatomie des Seesterns
von Kade ab. Schon Linck theilte die Seesterne in zwei den heutigen
Asterien und Ophiuren entsprechende Gruppen. Erstere nennt er "auf-
geritzte Meersterne" wegen der Ambulacralfurche an der unteren
Fläche der Strahlen, letztere "rundstrahlige", d. h. der Bauchfurche
entbehrende; der Ausdruck Ophiurus für die letzteren rührt von Bar-
relier
her. Die weitere Eintheilung Linck's ist nicht glücklich, da er bei
den Afterien die Zahl der Strahlen zu Grunde legt und zwar eine
Classe annimmt für Seesterne mit weniger als fünf Strahlen, eine für
die fünfstrahligen und eine für Afterien mit mehr als fünf Strahlen.
Die Ophiuren zerfallen in wurmförmige (mit runden ungetheilten Ar-
men, Ophiuren), in haarförmige (von deren Strahlen seitliche kurze
Haaranhänge abgehen, Comatula und Pentacrinus, nur die beiden
lebenden Crinoiden) und "Sterngewächse" mit verzweigten Armen
(Euryalen).

"Sic et corallium, quo primum contigit auras Tempore

Periode der Syſtematik.
zutage eine Seeſterngattung Luidia heißt) in ſeinem Lithophylacium
(1699) die Aufmerkſamkeit wieder auf die Seeſterne gelenkt, auch einen
1703 in Oxford gehaltenen Vortrag an Breyn geſchickt. Ebenſo
hatte Barrelier bei der Schilderung der ſüdweſteuropäiſchen Pflanzen
unter Anderem auch Seeſterne beſchrieben. Reaumur war durch Be-
obachtung der Ortsbewegung bei den Seeſternen gleichfalls auf den
Nachweis der Füßchen gekommen, welches ſowohl Lhwyd als Kade
beſtätigten, letzterer unter Hinweis auf den Zuſammenhang der Bläs-
chen (Ampullen) mit den Füßchen. Kade überließ dem Leipziger Apo-
theker Linck eine anatomiſche Beſchreibung eines Holſteiniſchen See-
ſterns (wahrſcheinlich Asteracanthion rubens, doch hat er die After-
öffnung überſehen). Joh. Heinrich Linck (1674-1734) gab nun
nach Unterſuchungen ſeiner eigenen wie mehrerer fremder Sammlun-
gen ein durch vorzügliche Abbildungen illuſtrirtes Werk heraus (1733),
von welchem an die moderne Kenntniß der Claſſe datirt. Als Anhang
druckte er ſowohl den eben erwähnten Vortrag Lhwyd's, welchen ihm
Breyn zu dieſem Zwecke überlaſſen hatte, als auch Ueberſetzungen
zweier Reaumur'ſcher Abhandlungen aus den Memoiren der Pariſer
Akademie (1710 und 1712), als endlich die Anatomie des Seeſterns
von Kade ab. Schon Linck theilte die Seeſterne in zwei den heutigen
Aſterien und Ophiuren entſprechende Gruppen. Erſtere nennt er „auf-
geritzte Meerſterne“ wegen der Ambulacralfurche an der unteren
Fläche der Strahlen, letztere „rundſtrahlige“, d. h. der Bauchfurche
entbehrende; der Ausdruck Ophiurus für die letzteren rührt von Bar-
relier
her. Die weitere Eintheilung Linck's iſt nicht glücklich, da er bei
den Afterien die Zahl der Strahlen zu Grunde legt und zwar eine
Claſſe annimmt für Seeſterne mit weniger als fünf Strahlen, eine für
die fünfſtrahligen und eine für Afterien mit mehr als fünf Strahlen.
Die Ophiuren zerfallen in wurmförmige (mit runden ungetheilten Ar-
men, Ophiuren), in haarförmige (von deren Strahlen ſeitliche kurze
Haaranhänge abgehen, Comatula und Pentacrinus, nur die beiden
lebenden Crinoiden) und „Sterngewächſe“ mit verzweigten Armen
(Euryalen).

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[464/0475] Periode der Syſtematik. zutage eine Seeſterngattung Luidia heißt) in ſeinem Lithophylacium (1699) die Aufmerkſamkeit wieder auf die Seeſterne gelenkt, auch einen 1703 in Oxford gehaltenen Vortrag an Breyn geſchickt. Ebenſo hatte Barrelier bei der Schilderung der ſüdweſteuropäiſchen Pflanzen unter Anderem auch Seeſterne beſchrieben. Reaumur war durch Be- obachtung der Ortsbewegung bei den Seeſternen gleichfalls auf den Nachweis der Füßchen gekommen, welches ſowohl Lhwyd als Kade beſtätigten, letzterer unter Hinweis auf den Zuſammenhang der Bläs- chen (Ampullen) mit den Füßchen. Kade überließ dem Leipziger Apo- theker Linck eine anatomiſche Beſchreibung eines Holſteiniſchen See- ſterns (wahrſcheinlich Asteracanthion rubens, doch hat er die After- öffnung überſehen). Joh. Heinrich Linck (1674-1734) gab nun nach Unterſuchungen ſeiner eigenen wie mehrerer fremder Sammlun- gen ein durch vorzügliche Abbildungen illuſtrirtes Werk heraus (1733), von welchem an die moderne Kenntniß der Claſſe datirt. Als Anhang druckte er ſowohl den eben erwähnten Vortrag Lhwyd's, welchen ihm Breyn zu dieſem Zwecke überlaſſen hatte, als auch Ueberſetzungen zweier Reaumur'ſcher Abhandlungen aus den Memoiren der Pariſer Akademie (1710 und 1712), als endlich die Anatomie des Seeſterns von Kade ab. Schon Linck theilte die Seeſterne in zwei den heutigen Aſterien und Ophiuren entſprechende Gruppen. Erſtere nennt er „auf- geritzte Meerſterne“ wegen der Ambulacralfurche an der unteren Fläche der Strahlen, letztere „rundſtrahlige“, d. h. der Bauchfurche entbehrende; der Ausdruck Ophiurus für die letzteren rührt von Bar- relier her. Die weitere Eintheilung Linck's iſt nicht glücklich, da er bei den Afterien die Zahl der Strahlen zu Grunde legt und zwar eine Claſſe annimmt für Seeſterne mit weniger als fünf Strahlen, eine für die fünfſtrahligen und eine für Afterien mit mehr als fünf Strahlen. Die Ophiuren zerfallen in wurmförmige (mit runden ungetheilten Ar- men, Ophiuren), in haarförmige (von deren Strahlen ſeitliche kurze Haaranhänge abgehen, Comatula und Pentacrinus, nur die beiden lebenden Crinoiden) und „Sterngewächſe“ mit verzweigten Armen (Euryalen). »Sic et corallium, quo primum contigit auras Tempore

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 464. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/475>, abgerufen am 22.11.2024.