Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.Periode der Systematik. Pläne zur Reformation der Naturgeschichte in die zu bearbeitendeneinzelnen Felder theilte; es war dies Peter Arctädius, später meist Artedi genannt. Im Jahre 1705 in Angermannland, wie Linne von armen Eltern geboren, bezog er 1724 die Universität Upsala, um Theologie zu studiren, kam aber wie Linne bald von ihr ab und widmete sich der Natur. Wie Linne zunächst den Gedanken ge- faßt hatte, die Botanik zu reformiren (besonders angeregt durch die ihm 1728 bekannt gewordene Schrift Vaillant's über den Bau der Blüthe), so verfiel Artedi auf einen gleichen Plan in Bezug auf die Fische. Der lebendige Austausch aller neuen Eindrücke zwischen den jungen Freunden wurde indessen bald unterbrochen. Die früher er- wähnte litterarische wissenschaftliche Gesellschaft in Upsala beschloß nämlich, Lappland mit der Aufgabe einer sorgfältigen Untersuchung der Naturmerkwürdigkeiten dieser nördlichsten schwedischen Provinz be- reisen zu lassen. Die Wahl des zu Sendenden fiel auf Linne. Am 2./13. Mai 1732 trat dieser die Reise an, welche er später selbst für die beschwerlichste, aber auch lohnendste erklärte von allen, welche er gemacht habe. Da er, im October 1732 nach Upsala zurückgekehrt, in Folge der Eifersucht und des Neides seitens des Adjuncten Rosen die Erlaubniß Vorlesungen halten zu dürfen verloren (er war noch nicht promovirt), dagegen ein kleines Stipendium erhalten hatte, benutzte er seine Ersparnisse zu einer mineralogischen Reise nach Fahlun, reiste von dort auf Kosten Reuterholm's mit einer Anzahl jüngerer Zuhörer durch Dalekarlien, hielt dann in Fahlun selbst Vorträge über Mineralogie und Probirkunst und verlobte sich, um zu seiner, wie es damals gebräuchlich war, im Auslande zu bewerkstelligenden Promotion die nöthigen Mittel zu erhalten, mit der Tochter des Doctor Johann Moraeus in Fahlun. Um Neujahr 1735 trat Linne seine Reise in's Ausland an, um in Holland, dem damals meist von Schweden aus zu diesem Zwecke besuchten Lande, sich die medicinischen Lorbeeren zu holen, während Artedi zur Fortführung seiner ichthyologischen Untersuchungen kurz vor- her nach England gegangen war. Linne promovirte am 13./24. Juni in Harderwijk durch Vertheidigung einer neuen Hypothese über die intermittirenden Fieber. In Amsterdam wurde er mit Joh. Friedr. Periode der Syſtematik. Pläne zur Reformation der Naturgeſchichte in die zu bearbeitendeneinzelnen Felder theilte; es war dies Peter Arctädius, ſpäter meiſt Artedi genannt. Im Jahre 1705 in Angermannland, wie Linné von armen Eltern geboren, bezog er 1724 die Univerſität Upſala, um Theologie zu ſtudiren, kam aber wie Linné bald von ihr ab und widmete ſich der Natur. Wie Linné zunächſt den Gedanken ge- faßt hatte, die Botanik zu reformiren (beſonders angeregt durch die ihm 1728 bekannt gewordene Schrift Vaillant's über den Bau der Blüthe), ſo verfiel Artedi auf einen gleichen Plan in Bezug auf die Fiſche. Der lebendige Austauſch aller neuen Eindrücke zwiſchen den jungen Freunden wurde indeſſen bald unterbrochen. Die früher er- wähnte litterariſche wiſſenſchaftliche Geſellſchaft in Upſala beſchloß nämlich, Lappland mit der Aufgabe einer ſorgfältigen Unterſuchung der Naturmerkwürdigkeiten dieſer nördlichſten ſchwediſchen Provinz be- reiſen zu laſſen. Die Wahl des zu Sendenden fiel auf Linné. Am 2./13. Mai 1732 trat dieſer die Reiſe an, welche er ſpäter ſelbſt für die beſchwerlichſte, aber auch lohnendſte erklärte von allen, welche er gemacht habe. Da er, im October 1732 nach Upſala zurückgekehrt, in Folge der Eiferſucht und des Neides ſeitens des Adjuncten Roſen die Erlaubniß Vorleſungen halten zu dürfen verloren (er war noch nicht promovirt), dagegen ein kleines Stipendium erhalten hatte, benutzte er ſeine Erſparniſſe zu einer mineralogiſchen Reiſe nach Fahlun, reiſte von dort auf Koſten Reuterholm's mit einer Anzahl jüngerer Zuhörer durch Dalekarlien, hielt dann in Fahlun ſelbſt Vorträge über Mineralogie und Probirkunſt und verlobte ſich, um zu ſeiner, wie es damals gebräuchlich war, im Auslande zu bewerkſtelligenden Promotion die nöthigen Mittel zu erhalten, mit der Tochter des Doctor Johann Moraeus in Fahlun. Um Neujahr 1735 trat Linné ſeine Reiſe in's Ausland an, um in Holland, dem damals meiſt von Schweden aus zu dieſem Zwecke beſuchten Lande, ſich die mediciniſchen Lorbeeren zu holen, während Artedi zur Fortführung ſeiner ichthyologiſchen Unterſuchungen kurz vor- her nach England gegangen war. Linné promovirte am 13./24. Juni in Harderwijk durch Vertheidigung einer neuen Hypotheſe über die intermittirenden Fieber. In Amſterdam wurde er mit Joh. Friedr. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0505" n="494"/><fw place="top" type="header">Periode der Syſtematik.</fw><lb/> Pläne zur Reformation der Naturgeſchichte in die zu bearbeitenden<lb/> einzelnen Felder theilte; es war dies <hi rendition="#g">Peter Arctädius</hi>, ſpäter<lb/> meiſt <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/11766313">Artedi</persName></hi> genannt. Im Jahre 1705 in Angermannland, wie<lb/><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118573349">Linné</persName> von armen Eltern geboren, bezog er 1724 die Univerſität<lb/> Upſala, um Theologie zu ſtudiren, kam aber wie <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118573349">Linné</persName> bald von ihr<lb/> ab und widmete ſich der Natur. 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Periode der Syſtematik.
Pläne zur Reformation der Naturgeſchichte in die zu bearbeitenden
einzelnen Felder theilte; es war dies Peter Arctädius, ſpäter
meiſt Artedi genannt. Im Jahre 1705 in Angermannland, wie
Linné von armen Eltern geboren, bezog er 1724 die Univerſität
Upſala, um Theologie zu ſtudiren, kam aber wie Linné bald von ihr
ab und widmete ſich der Natur. Wie Linné zunächſt den Gedanken ge-
faßt hatte, die Botanik zu reformiren (beſonders angeregt durch die
ihm 1728 bekannt gewordene Schrift Vaillant's über den Bau der
Blüthe), ſo verfiel Artedi auf einen gleichen Plan in Bezug auf die
Fiſche. Der lebendige Austauſch aller neuen Eindrücke zwiſchen den
jungen Freunden wurde indeſſen bald unterbrochen. Die früher er-
wähnte litterariſche wiſſenſchaftliche Geſellſchaft in Upſala beſchloß
nämlich, Lappland mit der Aufgabe einer ſorgfältigen Unterſuchung
der Naturmerkwürdigkeiten dieſer nördlichſten ſchwediſchen Provinz be-
reiſen zu laſſen. Die Wahl des zu Sendenden fiel auf Linné. Am
2./13. Mai 1732 trat dieſer die Reiſe an, welche er ſpäter ſelbſt für
die beſchwerlichſte, aber auch lohnendſte erklärte von allen, welche er
gemacht habe. Da er, im October 1732 nach Upſala zurückgekehrt, in
Folge der Eiferſucht und des Neides ſeitens des Adjuncten Roſen die
Erlaubniß Vorleſungen halten zu dürfen verloren (er war noch nicht
promovirt), dagegen ein kleines Stipendium erhalten hatte, benutzte er
ſeine Erſparniſſe zu einer mineralogiſchen Reiſe nach Fahlun, reiſte
von dort auf Koſten Reuterholm's mit einer Anzahl jüngerer Zuhörer
durch Dalekarlien, hielt dann in Fahlun ſelbſt Vorträge über Mineralogie
und Probirkunſt und verlobte ſich, um zu ſeiner, wie es damals gebräuchlich
war, im Auslande zu bewerkſtelligenden Promotion die nöthigen Mittel
zu erhalten, mit der Tochter des Doctor Johann Moraeus in Fahlun.
Um Neujahr 1735 trat Linné ſeine Reiſe in's Ausland an, um in
Holland, dem damals meiſt von Schweden aus zu dieſem Zwecke
beſuchten Lande, ſich die mediciniſchen Lorbeeren zu holen, während
Artedi zur Fortführung ſeiner ichthyologiſchen Unterſuchungen kurz vor-
her nach England gegangen war. Linné promovirte am 13./24. Juni
in Harderwijk durch Vertheidigung einer neuen Hypotheſe über die
intermittirenden Fieber. In Amſterdam wurde er mit Joh. Friedr.
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