Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.Gronov befreundet, durch dessen Vermittelung das von Linne anfäng- lich in Tabellenform entworfene neue "System der Natur" zum ersten- male (1735) gedruckt wurde. Im selben Jahre bereitete er auch die Fundamenta botanica so weit vor, daß sie im folgenden Jahre, ebenso wie die botanische Bibliothek, im Drucke erscheinen konnten. Diese Fundamente sind um so wichtiger, als Linne hier, zwar zunächst für die Botanik, aber doch auch allgemein für die wissenschaftlich formale Behandlung der Natur feste Regeln sowohl für das System selbst, als auch für die Nomenclatur und Terminologie aufstellte, obschon er in Bezug auf Nomenclatur diese Regeln anfänglich selbst nicht durch- gehends befolgte. Durch Gronov wurde Linne mit Boerhave und durch diesen mit Burmann und Clifford bekannt. Von beiden mit Auszeichnung und liberalster Gastfreundschaft aufgenommen, arbeitete Linne mehrere seiner wichtigeren botanischen Werke in Holland aus, gieng auch in Clifford's Auftrag 1736 nach England, wo er Shaw, Hans Sloane, Dillenius u. a. persönlich kennen lernte. Von Eng- land zurückgekehrt, gab er 1737 die Genera plantarum heraus, denen im folgenden Jahre als zweiter Theil der Fundamente die Classes plantarum sich anschlossen. Wie er bis jetzt in Holland vorwaltend in Gärten mit deren Anordnung und Beschreibung nach seinen neuen systematischen Ansichten thätig gewesen war, so lag ihm nun noch eine Aufgabe ob, deren Leistung für Zoologie wichtig ihn besonders schmerz- lich berühren mußte. Am 25. September 1735 war sein Freund Peter Artedi, welcher inzwischen von England herübergekommen und dem Apotheker Alb. Seba zur Beschreibung seines besonders an Fischen reichen Museums empfohlen worden war, auf dem abendlichen Heimwege von Seba's Hause in eine Gracht gefallen und ertrunken. Seine hinterlassenen Manuscripte löste Clifford von Artedi's Wirth aus und schenkte sie Linne. Anfang 1738 erschien nun das für seine Zeit bedeutende Werk Artedi's über die Fische von Linne heraus- gegeben, welcher auch bei der Anordnung dieser Classe in den ersten Auflagen seines Natursystems ganz seinem Freunde folgte. Im Mai 1738 ging Linne nach Paris, knüpfte dort mit den beiden Jussieu, Reaumur u. A. Bekanntschaften an und kehrte dann, noch in Paris Gronov befreundet, durch deſſen Vermittelung das von Linné anfäng- lich in Tabellenform entworfene neue „Syſtem der Natur“ zum erſten- male (1735) gedruckt wurde. Im ſelben Jahre bereitete er auch die Fundamenta botanica ſo weit vor, daß ſie im folgenden Jahre, ebenſo wie die botaniſche Bibliothek, im Drucke erſcheinen konnten. Dieſe Fundamente ſind um ſo wichtiger, als Linné hier, zwar zunächſt für die Botanik, aber doch auch allgemein für die wiſſenſchaftlich formale Behandlung der Natur feſte Regeln ſowohl für das Syſtem ſelbſt, als auch für die Nomenclatur und Terminologie aufſtellte, obſchon er in Bezug auf Nomenclatur dieſe Regeln anfänglich ſelbſt nicht durch- gehends befolgte. Durch Gronov wurde Linné mit Boerhave und durch dieſen mit Burmann und Clifford bekannt. Von beiden mit Auszeichnung und liberalſter Gaſtfreundſchaft aufgenommen, arbeitete Linné mehrere ſeiner wichtigeren botaniſchen Werke in Holland aus, gieng auch in Clifford's Auftrag 1736 nach England, wo er Shaw, Hans Sloane, Dillenius u. a. perſönlich kennen lernte. Von Eng- land zurückgekehrt, gab er 1737 die Genera plantarum heraus, denen im folgenden Jahre als zweiter Theil der Fundamente die Classes plantarum ſich anſchloſſen. Wie er bis jetzt in Holland vorwaltend in Gärten mit deren Anordnung und Beſchreibung nach ſeinen neuen ſyſtematiſchen Anſichten thätig geweſen war, ſo lag ihm nun noch eine Aufgabe ob, deren Leiſtung für Zoologie wichtig ihn beſonders ſchmerz- lich berühren mußte. Am 25. September 1735 war ſein Freund Peter Artedi, welcher inzwiſchen von England herübergekommen und dem Apotheker Alb. Seba zur Beſchreibung ſeines beſonders an Fiſchen reichen Muſeums empfohlen worden war, auf dem abendlichen Heimwege von Seba's Hauſe in eine Gracht gefallen und ertrunken. Seine hinterlaſſenen Manuſcripte löſte Clifford von Artedi's Wirth aus und ſchenkte ſie Linné. Anfang 1738 erſchien nun das für ſeine Zeit bedeutende Werk Artedi's über die Fiſche von Linné heraus- gegeben, welcher auch bei der Anordnung dieſer Claſſe in den erſten Auflagen ſeines Naturſyſtems ganz ſeinem Freunde folgte. Im Mai 1738 ging Linné nach Paris, knüpfte dort mit den beiden Juſſieu, Reaumur u. A. 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Carl von Linné.
Gronov befreundet, durch deſſen Vermittelung das von Linné anfäng-
lich in Tabellenform entworfene neue „Syſtem der Natur“ zum erſten-
male (1735) gedruckt wurde. Im ſelben Jahre bereitete er auch die
Fundamenta botanica ſo weit vor, daß ſie im folgenden Jahre, ebenſo
wie die botaniſche Bibliothek, im Drucke erſcheinen konnten. Dieſe
Fundamente ſind um ſo wichtiger, als Linné hier, zwar zunächſt für
die Botanik, aber doch auch allgemein für die wiſſenſchaftlich formale
Behandlung der Natur feſte Regeln ſowohl für das Syſtem ſelbſt, als
auch für die Nomenclatur und Terminologie aufſtellte, obſchon er in
Bezug auf Nomenclatur dieſe Regeln anfänglich ſelbſt nicht durch-
gehends befolgte. Durch Gronov wurde Linné mit Boerhave und
durch dieſen mit Burmann und Clifford bekannt. Von beiden mit
Auszeichnung und liberalſter Gaſtfreundſchaft aufgenommen, arbeitete
Linné mehrere ſeiner wichtigeren botaniſchen Werke in Holland aus,
gieng auch in Clifford's Auftrag 1736 nach England, wo er Shaw,
Hans Sloane, Dillenius u. a. perſönlich kennen lernte. Von Eng-
land zurückgekehrt, gab er 1737 die Genera plantarum heraus, denen
im folgenden Jahre als zweiter Theil der Fundamente die Classes
plantarum ſich anſchloſſen. Wie er bis jetzt in Holland vorwaltend in
Gärten mit deren Anordnung und Beſchreibung nach ſeinen neuen
ſyſtematiſchen Anſichten thätig geweſen war, ſo lag ihm nun noch eine
Aufgabe ob, deren Leiſtung für Zoologie wichtig ihn beſonders ſchmerz-
lich berühren mußte. Am 25. September 1735 war ſein Freund
Peter Artedi, welcher inzwiſchen von England herübergekommen
und dem Apotheker Alb. Seba zur Beſchreibung ſeines beſonders an
Fiſchen reichen Muſeums empfohlen worden war, auf dem abendlichen
Heimwege von Seba's Hauſe in eine Gracht gefallen und ertrunken.
Seine hinterlaſſenen Manuſcripte löſte Clifford von Artedi's Wirth
aus und ſchenkte ſie Linné. Anfang 1738 erſchien nun das für ſeine
Zeit bedeutende Werk Artedi's über die Fiſche von Linné heraus-
gegeben, welcher auch bei der Anordnung dieſer Claſſe in den erſten
Auflagen ſeines Naturſyſtems ganz ſeinem Freunde folgte. Im Mai
1738 ging Linné nach Paris, knüpfte dort mit den beiden Juſſieu,
Reaumur u. A. Bekanntſchaften an und kehrte dann, noch in Paris
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