Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.Periode der Systematik. zum Correspondenten der Akademie der Wissenschaften aufgenommen,nach Stockholm zurück. Hier wurde er Anfangs kalt empfangen und mußte sich durch ärztliche Praxis Unterhalt zu verschaffen suchen, hatte aber damit Glück, wurde bei Hofe eingeführt, wo De Geer und Graf Tessin sich seiner besonders annahmen und heirathete am 26. Juni 1739. Im Jahre 1741 wurde er Professor der Medicin in Upsala, welche Stelle er Ende des Jahres mit Rosen gegen die der Botanik und Naturgeschichte vertauschte. Nun war endlich Linne an seinem Platze; er reformirte den ganzen Garten, errichtete 1745 darin ein natur- historisches Museum, gab als Resultat seiner mannigfachen Reisen durch die schwedischen Provinzen 1746 seine schwedische Fauna heraus, wurde 1747 Archiater und sandte eine Anzahl seiner Schüler (Tern- ström, Kalm, Hasselquist, Montin, Osbeck u. a.) nach den verschie- densten Ländern zur Erforschung der Naturerzeugnisse aus. 1750 sam- melte und erweiterte er in der Philosophia botanica die früher in den Fundamenten mitgetheilten Grundsätze mit andern in der "Kritik" und den "Classen der Pflanzen" enthaltenen Bemerkungen und schuf damit ein Werk, welches die Botanik formell neu gründete. Die allgemein für Naturbeschreibung wichtigen Grundsätze wandte er später auf die ganze Natur an und gab noch selbst ähnliche methodologische Funda- mente für die Entomologie und Ornithologie, denen später ganz im Linne'schen Sinne Joh. Reinhold Forster im Enchiridion die Funda- mente der Ichthyologie anschloß. Unter beständig steigender Anerken- nung seiner Bedeutung, nicht mehr bloß vom Auslande, sondern auch von seinen Landsleuten, war Linne in den übrigen Jahren seines Lebens in einer seltenen Weise thätig, die Kenntniß der Natur sowohl im Allgemeinen als vorzüglich die Kenntniß der einzelnen Formen und ihrer Beziehung zu einander zu fördern und zu erweitern. In ganz besonderer Weise tritt seine Regsamkeit bei Vergleichung der verschie- denen Ausgaben seiner Pflanzenspecies sowie seines Natursystems hervor, von welchem letzteren Werke z. B. die zehnte und zwölfte Ausgabe ganz neue Bücher geworden waren 47). Seine Thätigkeit als Lehrer war in 47) Der auf S. 476 Anm. 38 gegebenen Uebersicht über die Ausgaben des
Systema Naturae und der von Linne selbst angenommenen Zählung derselben Periode der Syſtematik. zum Correſpondenten der Akademie der Wiſſenſchaften aufgenommen,nach Stockholm zurück. Hier wurde er Anfangs kalt empfangen und mußte ſich durch ärztliche Praxis Unterhalt zu verſchaffen ſuchen, hatte aber damit Glück, wurde bei Hofe eingeführt, wo De Geer und Graf Teſſin ſich ſeiner beſonders annahmen und heirathete am 26. Juni 1739. Im Jahre 1741 wurde er Profeſſor der Medicin in Upſala, welche Stelle er Ende des Jahres mit Roſen gegen die der Botanik und Naturgeſchichte vertauſchte. Nun war endlich Linné an ſeinem Platze; er reformirte den ganzen Garten, errichtete 1745 darin ein natur- hiſtoriſches Muſeum, gab als Reſultat ſeiner mannigfachen Reiſen durch die ſchwediſchen Provinzen 1746 ſeine ſchwediſche Fauna heraus, wurde 1747 Archiater und ſandte eine Anzahl ſeiner Schüler (Tern- ſtröm, Kalm, Haſſelquiſt, Montin, Osbeck u. a.) nach den verſchie- denſten Ländern zur Erforſchung der Naturerzeugniſſe aus. 1750 ſam- melte und erweiterte er in der Philosophia botanica die früher in den Fundamenten mitgetheilten Grundſätze mit andern in der „Kritik“ und den „Claſſen der Pflanzen“ enthaltenen Bemerkungen und ſchuf damit ein Werk, welches die Botanik formell neu gründete. Die allgemein für Naturbeſchreibung wichtigen Grundſätze wandte er ſpäter auf die ganze Natur an und gab noch ſelbſt ähnliche methodologiſche Funda- mente für die Entomologie und Ornithologie, denen ſpäter ganz im Linné'ſchen Sinne Joh. Reinhold Forſter im Enchiridion die Funda- mente der Ichthyologie anſchloß. Unter beſtändig ſteigender Anerken- nung ſeiner Bedeutung, nicht mehr bloß vom Auslande, ſondern auch von ſeinen Landsleuten, war Linné in den übrigen Jahren ſeines Lebens in einer ſeltenen Weiſe thätig, die Kenntniß der Natur ſowohl im Allgemeinen als vorzüglich die Kenntniß der einzelnen Formen und ihrer Beziehung zu einander zu fördern und zu erweitern. In ganz beſonderer Weiſe tritt ſeine Regſamkeit bei Vergleichung der verſchie- denen Ausgaben ſeiner Pflanzenſpecies ſowie ſeines Naturſyſtems hervor, von welchem letzteren Werke z. B. die zehnte und zwölfte Ausgabe ganz neue Bücher geworden waren 47). Seine Thätigkeit als Lehrer war in 47) Der auf S. 476 Anm. 38 gegebenen Ueberſicht über die Ausgaben des
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Periode der Syſtematik.
zum Correſpondenten der Akademie der Wiſſenſchaften aufgenommen,
nach Stockholm zurück. Hier wurde er Anfangs kalt empfangen und
mußte ſich durch ärztliche Praxis Unterhalt zu verſchaffen ſuchen, hatte
aber damit Glück, wurde bei Hofe eingeführt, wo De Geer und Graf
Teſſin ſich ſeiner beſonders annahmen und heirathete am 26. Juni
1739. Im Jahre 1741 wurde er Profeſſor der Medicin in Upſala,
welche Stelle er Ende des Jahres mit Roſen gegen die der Botanik und
Naturgeſchichte vertauſchte. Nun war endlich Linné an ſeinem Platze;
er reformirte den ganzen Garten, errichtete 1745 darin ein natur-
hiſtoriſches Muſeum, gab als Reſultat ſeiner mannigfachen Reiſen
durch die ſchwediſchen Provinzen 1746 ſeine ſchwediſche Fauna heraus,
wurde 1747 Archiater und ſandte eine Anzahl ſeiner Schüler (Tern-
ſtröm, Kalm, Haſſelquiſt, Montin, Osbeck u. a.) nach den verſchie-
denſten Ländern zur Erforſchung der Naturerzeugniſſe aus. 1750 ſam-
melte und erweiterte er in der Philosophia botanica die früher in den
Fundamenten mitgetheilten Grundſätze mit andern in der „Kritik“ und
den „Claſſen der Pflanzen“ enthaltenen Bemerkungen und ſchuf damit
ein Werk, welches die Botanik formell neu gründete. Die allgemein
für Naturbeſchreibung wichtigen Grundſätze wandte er ſpäter auf die
ganze Natur an und gab noch ſelbſt ähnliche methodologiſche Funda-
mente für die Entomologie und Ornithologie, denen ſpäter ganz im
Linné'ſchen Sinne Joh. Reinhold Forſter im Enchiridion die Funda-
mente der Ichthyologie anſchloß. Unter beſtändig ſteigender Anerken-
nung ſeiner Bedeutung, nicht mehr bloß vom Auslande, ſondern auch
von ſeinen Landsleuten, war Linné in den übrigen Jahren ſeines
Lebens in einer ſeltenen Weiſe thätig, die Kenntniß der Natur ſowohl
im Allgemeinen als vorzüglich die Kenntniß der einzelnen Formen und
ihrer Beziehung zu einander zu fördern und zu erweitern. In ganz
beſonderer Weiſe tritt ſeine Regſamkeit bei Vergleichung der verſchie-
denen Ausgaben ſeiner Pflanzenſpecies ſowie ſeines Naturſyſtems hervor,
von welchem letzteren Werke z. B. die zehnte und zwölfte Ausgabe ganz
neue Bücher geworden waren 47). Seine Thätigkeit als Lehrer war in
47) Der auf S. 476 Anm. 38 gegebenen Ueberſicht über die Ausgaben des
Systema Naturae und der von Linné ſelbſt angenommenen Zählung derſelben
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